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INSPIRATION<br />

vorzogen, fanden die Apokryphen <strong>als</strong> Bestandteil der Septuaginta leichter Eingang in<br />

die christliche Kirche (eine Schriftrolle enthielt meist nur ein einziges Buch,<br />

während in einem Kodex viele Bücher in einem Band zusammengefaßt waren).<br />

Was die Übernahme der Apokryphen in den christlichen Kanon erleichterte, war<br />

die Tatsache, daß diese Bücher ursprünglich keine Sondergruppe zwischen den<br />

beiden Testamenten bildeten (wie dies später unter dem Einfluß der Reformatoren<br />

der Fall war), sondern eingestreut waren zwischen den alttestamentlichen Büchern<br />

der Septuaginta. Diese Anordnung findet in römisch-katholischen Bibeln bis heute<br />

Verwendung.<br />

Christliche Gelehrte, auch solche der frühen katholischen Tradition, wußten<br />

jedoch, daß diesen Zusatzbüchern nicht derselbe kanonische Stellenwert zukam wie<br />

der hebräischen Bibel. Obwohl Origenes (^ 254) diese Bücher <strong>als</strong> zur Schrift gehörig<br />

betrachtete, war er sich dennoch im klaren darüber, daß seine Ansicht nicht von allen<br />

geteilt wurde. Deshalb beschränkte er sich in seinem wissenschaftlichen Werk auf<br />

die alttestamentlichen Bücher der hebräischen Bibel. Kyrill von Jerusalem (^ 386)<br />

und Hieronymus (^ 420) unterschieden noch schärfer zwischen diesen besonderen<br />

Büchern und dem hebräischen Kanon. Hieronymus wagte sogar öffentlich die<br />

Feststellung, jene Zusatzbücher seien wohl nützlich zur Erbauung, jedoch nicht<br />

brauchbar „zur Bestätigung der Verbindlichkeit kirchlicher Lehre.“ (The<br />

Interpreter’s Dictionary of the Bible [IDB], 1:164)<br />

Trotzdem führte der fortwährende Gebrauch der Apokryphen in der katholischen<br />

Tradition allmählich zu der Bereitschaft, sie <strong>als</strong> kanonisch anzuerkennen. Dies<br />

zwang Hieronymus entgegen seiner eigenen Überzeugung, die Apokryphen in seine<br />

Bibelübersetzung einzuschließen – die lateinische Vulgata, die die offizielle römischkatholische<br />

Bibel werden sollte. Augustinus (^ 430) trug entscheidend zur Stärkung<br />

der kirchlichen Ansicht bei, indem er die Apokryphen <strong>als</strong> kanonisch betrachtete.<br />

Allerdings hat er in seinen späteren Schriften die Unterscheidung zwischen den<br />

Büchern des hebräischen Kanons und den „Zusatzbüchern“ gebilligt (IDB 1:164).<br />

Während des gesamten Mittelalters blieb Augustins positive Haltung gegenüber<br />

den Apokryphen maßgebend, obwohl eine Reihe von Gelehrten weiterhin Hieronymus<br />

recht gab. Die Reformatoren schlugen sich auf die Seite von Hieronymus und<br />

versuchten, die Apokryphen zurückzusetzen. Sie wurden in ihrer Überzeugung bestärkt<br />

durch die Tatsache, daß eine Reihe unannehmbarer römisch-katholischer<br />

Lehren (z. B. Gebete für die Toten) durch die Apokryphen gestützt wurden.<br />

Wyklifs englische Bibelübersetzung enthielt keine Apokryphen. Luther hingegen<br />

schloß die Apokryphen in seine deutsche Bibelübersetzung ein, wies diesen Büchern<br />

jedoch einen eigenen Platz zwischen den Testamenten zu – ein Vorgehen, das in den<br />

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