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INSPIRATION<br />

Ohne den Inhalt des „Kommas“ auf Wahrheit oder Irrtum beurteilen zu wollen,<br />

können wir feststellen, daß die ursprüngliche Entscheidung von Erasmus, auf die<br />

Aufnahme jenes Textabschnitts ins Neue Testament zu verzichten, vom textkritischen<br />

Standpunkt eindeutig gerechtfertigt war. Aber die kirchliche Tradition setzte<br />

sich durch und sorgte dafür, daß das „Komma“ in Erinnerung blieb. Dennoch stammt<br />

der Textbeleg aus so später Zeit und ist so ungenügend, daß das „Komma“ in einigen<br />

neueren Übersetzungen nicht nur weggelassen, sondern nicht einmal mehr erwähnt<br />

wird.<br />

Wir mögen zwar vom Wahrheitsgehalt des „Kommas“ überzeugt sein, aber darum<br />

geht es hier nicht, denn das „Komma“ gehört einfach nicht zu 1. Johannes 5.<br />

Außerdem braucht die Lehre der Dreieinigkeit nicht durch diesen Text gestützt zu<br />

werden, sie kann genausogut ohne ihn aufrechterhalten werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Wir haben drei Beispiele voneinander abweichender Handschriften betrachtet. Es<br />

handelt sich dabei um einen Lobpreis, eine Geschichte über Vergebung sowie einen<br />

Belegtext für die Dreieinigkeit. All diese Abweichungen sind relativ harmlos. Im<br />

Falle der Doxologie fühlen wir uns den Worten eng verbunden, auch wenn wir<br />

wissen, daß sie ursprünglich nicht zum Vaterunser gehörten. Auch die Geschichte<br />

von der Ehebrecherin wird uns erhalten bleiben. Obwohl sie wahrscheinlich nicht<br />

aus dem Johannesevangelium stammt, gibt es doch deutliche Hinweise darauf, daß es<br />

sich um eine wahre Begebenheit aus dem Leben Jesu handelt. Den Text über die<br />

Dreieinigkeit aus 1. Johannes 5 kann man wohl am ehesten weglassen. Aber dank<br />

des Einflusses der King James Version und anderer Übersetzungen überlebte selbst<br />

dieser Vers, wenn er auch von anderen Übersetzern kommentarlos gestrichen wurde.<br />

Die Wirkung, die die Gesamtheit der Abweichungen in den Handschriften ausübt,<br />

macht es verständlich, daß konservativ denkende Christen zu Bibelübersetzungen<br />

neigen, die die umstrittenen Textabschnitte an ihrem Ort belassen. Die Macht der<br />

Gewohnheit wiegt schwer.<br />

Solange wir uns trotz unserer Gewohnheiten neuen Erkenntnissen nicht<br />

verschließen, können wir umstrittene Abschnitte wie die Doxologie im Vaterunser<br />

ruhig beibehalten. Was wir vermeiden wollen, sind mögliche böse Überraschungen:<br />

Sollten wir wirklich zulassen, daß so offensichtliche Eigenheiten im<br />

Überlieferungsprozeß der Bibel unseren Glauben erschüttern? Das muß nicht sein.<br />

Wir wollen uns deshalb im folgenden Kapitel eingehender mit den Übersetzungen<br />

der Bibel befassen.<br />

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