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OFFENBARUNG, INSPIRATION UND ILLUMINATION
Verhaltensänderung –, als mir bewußt wurde, daß ich den Autor einer kritischen
Stellungnahme zu einem von mir verfaßten Artikel falsch identifiziert hatte.
Zunächst wollte ich seiner Kritik keinerlei Beachtung schenken, empfand sie sogar
als erheiternd. Doch als ich feststellte, daß ich diesen Autor in Wahrheit sehr schätzte,
änderte sich meine Einstellung völlig.
Wir sollten bedenken, daß der Begriff Inspiration eine besondere Bedeutung hat,
wenn er auf die Schrift angewendet wird. Wir sagen damit, daß diese Bücher von
Gottes Botschaftern verfaßt, von Gottes Nachfolgern weitergegeben und uns, dem
Volk Gottes heute, als Gottes Wort ausgehändigt wurden. In diesem ganzen Prozeß
wirkte der Heilige Geist auf eine besondere Weise. Wir können das nicht beweisen,
aber wir bejahen es aufgrund des Zeugnisses derer, die vor uns gelebt haben. Und so,
wie sich meine Haltung völlig änderte, als ich erfuhr, wer die von mir unterschätzte
Kritik verfaßt hatte, so verändert sich auch meine Einstellung, wenn ich die Schrift
zur Hand nehme und mir vergegenwärtige, daß dieses Buch durch Inspiration zu uns
gekommen ist.
Die geheimnisvolle Wirkung, die von dem Psalm ausging, den ich auswendig
gelernt hatte, hat mit der Überzeugung zu tun, daß der Heilige Geist diesen Text
inspirierte. Ein Brief kann aus gewöhnlichen Worten bestehen. Aber wenn wir entdecken,
daß ein guter Freund ihn schrieb, beginnt sich manches in uns zu verändern.
Zwei weitere Beobachtungen über inspirierte Schriften sollen hier angefügt werden.
Zum einen bedeutet das Wort „inspiriert“ nicht unbedingt, daß die
entsprechende Botschaft unmittelbar als „nützlich“ empfunden wird. Werke von C.
S. Lewis oder Paul Tournier können zuweilen wichtiger für mein Leben sein als
Teile des 4. Buches Mose, als Chronika, Nahum oder der Judasbrief. Das heißt aber
nicht, daß ich Nahum entfernen und ihn durch Lewis ersetzen würde. Dafür ist es zu
spät. Lewis mag Leser von heute mehr inspirieren – aber inspiriert ist er nicht.
Zum anderen bedeutet das Wort „inspiriert“ nicht dasselbe wie unmittelbar
„bedeutungsvoll“. Viele der im Alten wie im Neuen Testament enthaltenen Gesetze
beziehen sich nicht direkt auf unsere Zeit. Sie zu studieren kann dennoch von großem
Nutzen sein, da bestimmte Grundsätze daraus ableitbar sind, die auch für uns gelten.
Das verlangt aber einen Übersetzungsprozeß. Deshalb kann ein Kommentar zu einem
biblischen Buch manchmal hilfreicher sein als das betreffende Buch für sich allein
genommen.
Dennoch: Die Bibel ist der Brief eines Freundes, der direkt in unser
Alltagsgeschehen eingreifen kann. Es kann aber auch sein, daß wir einige Texte wie
ein Blatt im Ausgabenheft unseres Urgroßvaters behandeln: faszinierend, wertvoll,
vielleicht sogar lehrreich, aber nicht unmittelbar wichtig. Das heißt aber nicht, daß
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