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INSPIRATION
lichen Stellung, ihrem Beruf, ihren geistigen und geistlichen Fähigkeiten nach sehr
ungleich waren, sind die Bücher der Heiligen Schrift nicht nur besonders
unterschiedlich in ihrem Stil, sondern auch mannigfaltig in der Art des dargebotenen
Stoffes. Die verschiedenen Schreiber bedienen sich verschiedener Ausdrucksweisen;
oft wird die gleiche Wahrheit von dem einen nachdrücklicher betont als von dem
andern. Und wo mehrere Schreiber denselben Fall unter verschiedenen Gesichtspunkten
und Beziehungen betrachten, mag der oberflächliche, nachlässige oder
vorurteilsvolle Leser da Ungereimtheiten oder Widersprüche sehen, wo der
nachdenkende, gottesfürchtige Forscher mit klarer Einsicht die zugrundeliegende
Übereinstimmung erblickt.“ (GK 8)
Wenn die Propheten sich in ihren geistigen und geistlichen Fähigkeiten (z. B. in
ihrer Beherrschung der Sprache und in der Qualität ihrer Gottesbeziehung) voneinander
unterscheiden, und wenn einige die Wahrheit eindrucksvoller als andere darlegen
– „bewerten“ wir sie dann nicht auch, zumindest unbewußt? Trotz allem bleiben
sie Propheten, die mit Autorität sprechen – auch wenn wir feststellen, daß Paulus
sich klarer ausdrückt als Johannes oder umgekehrt.
Wir nähern uns nun der zweiten Frage: Inwiefern unterscheiden sich Schriften
inspirierter Schreiber von gewöhnlichen Schriftstücken? In gewisser Hinsicht überhaupt
nicht, denn bei beiden haben wir es mit menschlichen Worten, menschlicher
Logik und menschlicher Rhetorik zu tun.
Ein guter Freund erzählte mir, daß er einmal einen Abschnitt aus Jesus Sirach,
einem nicht-kanonischen Buch der Apokryphen, zur Familienandacht ausgewählt
habe. Nachdem sein Sohn den Abschnitt vorgelesen hatte, stellte mein Freund die
Frage nach der Verbindlichkeit des gerade gelesenen Textes. War er ihnen aus der
Schrift bekannt?
Das Buch Jesus Sirach ist dem Buch der Sprüche zum Verwechseln ähnlich. Ich
wage zu behaupten, daß viele von uns Mühe hätten, die biblischen von den nichtbiblischen
Sprichwörtern zu unterscheiden, wenn man sie miteinander mischen
würde. In beiden Büchern findet sich menschliche Sprache, Logik und Rhetorik.
Inwiefern sind also die Sprüche anders als die Ratschläge des Jesus Sirach?
Vielleicht können wir den Unterschied zwischen den Schriften inspirierter Autoren
und sonstiger Verfasser einsichtiger machen, wenn wir an Fälle von Personenverwechslungen
oder Inkognito-Begegnungen denken. Da ist zum Beispiel die
Geschichte von dem arroganten Zugführer, der einen unansehnlich wirkenden Fahrgast
grob behandelte, um später zu erfahren, daß dieser alte Mann Vorsitzender des
Verwaltungsrates war!
Ich erinnere mich noch gut an die Peinlichkeit – und die daraus resultierende
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