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Kostenloser Download als PDF - Theologische Hochschule ...

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INSPIRATION<br />

muß man nur die Ursache dafür finden und sie beheben. Für andere jedoch hat nichts<br />

in der Welt einen tiefen Sinn. Ständig befürchten sie, daß alles zerfällt und dem Ende<br />

zustrebt.<br />

Während das Buch Hiob offensichtlich eine Synthese zwischen beiden<br />

Anschauungen herstellen will, ist das in den Sprüchen und beim Prediger nicht der<br />

Fall. Diese Bücher vertreten jeweils nur eine der beiden Seiten. Das eine stellt die<br />

Sicht eines jungen, erfolgreichen Königs dar, das andere die eines älteren<br />

enttäuschten Staatsmannes.<br />

Der Herr hielt es für richtig, uns an beide Perspektiven heranzuführen. Der<br />

Prediger sorgt dafür, daß Optimisten über deprimierte und entfremdete Menschen<br />

nicht einfach rücksichtslos hinweggehen. Die Sprüche erinnern Niedergeschlagene<br />

und Entfremdete daran, daß harte Arbeit wieder aufrichten und gute Ergebnisse<br />

zeitigen kann. Weder in den Sprüchen noch beim Prediger finden sich Anzeichen<br />

einer „Offenbarung“ im engeren Sinn. Es gibt da keine Propheten, die sagen: „Das<br />

Wort des Herrn geschah zu mir.“ Aber wer glaubt, daß die Heilige Schrift auf<br />

spezieller Eingebung (Inspiration) beruht, wird sich der Ansicht nicht verschließen,<br />

daß hier der Heilige Geist einen Menschen inspirierte, um seine Einsichten dem<br />

Volke Gottes mitzuteilen.<br />

Wenden wir uns nun Hiob zu. Wir stellen fest, daß die Spannung zwischen den<br />

beiden Grundanschauungen zum Kern des Buches gehört. Hiobs berühmte Freunde<br />

nehmen eine Haltung ein, die der in den Sprüchen entspricht. Man kann annehmen,<br />

daß auch Hiob eine ähnliche Ansicht vertreten hätte, wären nicht jene<br />

geheimnisvollen Unglücksfälle plötzlich über sein Leben hereingebrochen. Hiob<br />

setzt sich verzweifelt mit seinen Freunden, seinen Lebensumständen und mit Gott<br />

auseinander.<br />

Ironischerweise klingt das, was Hiobs Freunde sagen, meist sehr gut – auch in der<br />

Gemeinde. Am Ende läßt sie der Herr aber wissen, daß sie nicht die Wahrheit gesagt<br />

haben und daß sie Hiob bitten sollen, für sie einzutreten (Hiob 42,7-9).<br />

Auf der anderen Seite platzt Hiob mit scheinbar unverantwortlichen Aussagen<br />

über Gott heraus: „So merkt doch endlich, daß Gott mir unrecht getan hat und mich<br />

mit seinem Jagdnetz umgeben hat. Siehe, ich schreie ‚Gewalt!‘ und werde doch nicht<br />

gehört; ich rufe, aber kein Recht ist da.“ (Hiob 19,6.7)<br />

Das sind keine frommen Worte für die Gemeinde. Wir wissen ja auch, daß der<br />

schwer geplagte Hiob am Ende bereute (Hiob 42,6). Aber was besagt das, wenn Gott<br />

den Freunden Hiobs zweimal erklärt: „Ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein<br />

Knecht Hiob“ (Hiob 42,7.8)?<br />

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