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INSPIRATION<br />

Offenbar beeindruckte ihn eine vegetarische Lebensweise überhaupt nicht,<br />

ebensowenig der Gedanke an ihre Zweckmäßigkeit. Die sechs Services waren im<br />

göttlichen Gesetz begründet, und deshalb mußte man gehorchen. Welches Gesetz?<br />

„Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch.“ (2. Mose 23,19; 5.<br />

Mose 14,21) Die unterschiedlichen Services beruhen auf jüdischer Gesetzestradition,<br />

wonach es verboten ist, Fleisch und Milchprodukte zusammen zu essen, einer<br />

Tradition, die eben mit jenem biblischen Gesetz zusammenhängt.<br />

Bevor wir fragen, ob dieses Gesetz tatsächlich heute noch gültig ist, möchten wir<br />

vielleicht wissen, wie dieses Gebot überhaupt zustande kam. So aber denkt der<br />

orthodoxe Jude nicht. Wenn Gott gesprochen hat, muß das Volk gehorchen.<br />

Adventisten führen häufig verstandesmäßige, gesundheitsbezogene Gründe ins<br />

Feld, wenn es um die weiterhin gültigen Gesetze geht. Warum soll man unreine Tiere<br />

nicht essen (3. Mose 11; 5. Mose 14)? Weil sie Aasfresser sind, was sie für<br />

Krankheitserreger anfälliger macht. Weshalb soll das Blut von Tieren nicht genossen<br />

werden (3. Mose 17,10-16)? Weil das Blut Verunreinigungen enthält.<br />

Solche verstandesmäßigen Erklärungen mögen Gott dazu bewogen haben, diese<br />

Gebote zu erlassen, aber er hielt es nicht für nötig, Israel die Gründe dafür zu nennen.<br />

Gesundheitliche Aspekte werden von der Bibel nicht genannt, um die mosaische<br />

Gesetzgebung zu begründen. Was Israel anbelangt, so waren die ursprünglichen<br />

Verbote durchaus religiöser Natur. Sie sollten heilig sein, wie auch Gott heilig ist.<br />

Gott hatte gesprochen. Weitere Erklärungen waren nicht nötig. Das ist typisch für<br />

einen autoritätsgläubigen Kulturkreis und bei einem Volk ehemaliger Sklaven kaum<br />

anders zu erwarten.<br />

Ebensowenig erklärt die Schrift, weshalb ein Böcklein nicht in der Milch seiner<br />

Mutter gekocht werden durfte. Bis zur Auffindung alter palästinensischer Texte,<br />

denen zu entnehmen ist, daß der Brauch möglicherweise mit kananäischen<br />

Fruchtbarkeitsriten verbunden war, hatten wir keine schlüssige Erklärung, die einen<br />

modernen Menschen hätte befriedigen können. Heute verstehen wir, daß die mit dem<br />

Ritus verknüpfte Fruchtbarkeitssymbolik der eigentliche Grund für das Verbot<br />

gewesen sein dürfte. Man könnte daraus schließen, daß das Gesetz in jener Kultur<br />

bedeutsam war, nicht aber in unserer Zeit. Dieser Gedankengang ähnelt dem in<br />

Apostelgeschichte 15, wo die Beschneidung nur für Judenchristen, nicht aber für<br />

Heidenchristen Bedeutung hat.<br />

Für einen frommen orthodoxen Juden hingegen (den Synagogenvorsteher zum<br />

Beispiel) kann weder Zweckmäßigkeit noch Kulturabhängigkeit das Geringste an<br />

seiner Haltung ändern. Gott hat gesprochen. Damit ist die Sache erledigt. Alle<br />

göttlichen Gesetze bilden ein absolutes und bleibendes Regelwerk.<br />

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