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PARALLELABSCHNITTE IM NEUEN TESTAMENT<br />

Eine Geschichte – drei Anwendungen<br />

Ein Bibellehrer einer adventistischen Schule erzählte mir von einem Erlebnis, das er<br />

ihm Rahmen seiner Lehrtätigkeit gehabt hatte. Er wollte seinen Studenten die<br />

Parallelabschnitte in den Evangelien nahebringen und wählte <strong>als</strong> Einstieg die<br />

eingangs zitierten Kreuzesinschriften.<br />

„Da gab es heftige Reaktionen,“ sagte er. Ein Student rief: „Gott hätte den<br />

Inschriften ja denselben Wortlaut geben können, wenn er gewollt hätte.“ Ein anderer<br />

meinte: „Weshalb hast du uns eigentlich auf diese Unterschiede aufmerksam<br />

gemacht? Wir haben kein Interesse daran, sie zu sehen.“<br />

Wir sprachen längere Zeit über die Schwierigkeit, die Bibel so zu sehen, wie sie<br />

ist, und nicht so, wie wir denken, daß sie sein sollte. Und wir dachten darüber nach,<br />

wie wir unsere Erkenntnis den Gemeinden am besten vermitteln könnten.<br />

Ich werde es mir sparen, technische Einzelheiten über die Parallelen zwischen den<br />

Evangelien zu nennen. Aber wir sollten wissen, daß Matthäus, Markus und Lukas die<br />

„synoptischen Evangelien“ genannt werden. Synoptisch bedeutet soviel wie „aus<br />

gemeinsamer Sicht“ und bezieht sich auf die Tatsache, daß die ersten drei<br />

Evangelien viele Parallelen aufweisen. Das Johannesevangelium weicht deutlich<br />

davon ab, zeigt aber gelegentlich ebenfalls Parallelen zu den andern Evangelien.<br />

Die meisten Gelehrten sind sich einig, daß die Worte Jesu und die Geschichten<br />

über sein Leben noch Jahre nach seinem Weggang mündlich überliefert wurden.<br />

Nach allgemeiner Ansicht ist Markus das am frühesten verfaßte Evangelium. Gemäß<br />

einer alten Tradition vermittelt es die Sichtweise des Apostels Petrus. Ebenso<br />

stimmen die Gelehrten überein, daß Matthäus und Lukas das Markusevangelium <strong>als</strong><br />

Quellenmaterial benutzt und gleichzeitig aus einer Sammlung mündlich überlieferter<br />

„Sprüche“ geschöpft haben (letztere wird <strong>als</strong> Spruchquelle „Q“ bezeichnet, wobei<br />

„Q“ <strong>als</strong> Abkürzung für „Quelle“ verwendet wird). Sowohl Matthäus wie Lukas<br />

haben darüber hinaus eigenständiges Material hinzugefügt. Die Beziehung der<br />

Evangelien untereinander und die Frage „wie es eigentlich gewesen ist“, ist bis heute<br />

Gegenstand lebhafter Diskussionen.<br />

Konservativ gesinnte Gläubige neigen dazu, die Spannungen zwischen den<br />

verschiedenen Berichten mit Hilfe der Additionsmethode zu lösen. So sammelt man<br />

beispielsweise bei der Inschrift am Kreuz die verschiedenen Aussagen der<br />

Evangelien und stellt sie so zusammen, daß nichts davon fehlt. Daraus resultiert dann<br />

allerdings eine Inschrift, die in keinem der Evangelien zu finden ist.<br />

Ein bemerkenswertes Beispiel dieser Additionsmethode wird uns in The Battle for<br />

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