15.09.2014 Aufrufe

Kostenloser Download als PDF - Theologische Hochschule ...

Kostenloser Download als PDF - Theologische Hochschule ...

Kostenloser Download als PDF - Theologische Hochschule ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

INSPIRATION<br />

Kultur und Umwelt spielen hier ebenfalls eine gewisse Rolle. So stellte ich<br />

beispielsweise merkliche Unterschiede bei deutschen Glaubensgeschwistern fest,<br />

wenn es um ihre Vorstellung vom Himmel und dem ewigen Leben ging.<br />

Ausgesprochen konservative deutsche Adventisten fühlten sich beispielsweise<br />

unbehaglich, wenn sie amerikanischen Glaubensgeschwistern zuhörten, die sich über<br />

Vögel, Blumen und reichgedeckte Tische im Himmel ausließen. In Amerika pflegt<br />

man ungehemmt über die physischen Annehmlichkeiten des künftigen Lebens zu<br />

sprechen: Bootfahren, Segeln, Fliegen, sich im hohen Gras tummeln – all das gehört<br />

zum amerikanisch-adventistischen Himmel!<br />

Bei der Mentalität deutscher Studenten war es durchaus verständlich, daß ihnen<br />

unbehaglich wurde, <strong>als</strong> ich die Heiligtumslehre behandelte und dabei das himmlische<br />

Heiligtum allzu anschaulich darstellte. Ich erinnere mich, daß ich anfangs<br />

verunsichert war und die jungen Leute sich ihrerseits unwohl fühlten, <strong>als</strong> wir unsere<br />

unterschiedlichen Standpunkte in einem Seminar darlegen sollten. Ich hatte der<br />

Klasse einen Artikel über das Heiligtum zu lesen gegeben, der von einem<br />

amerikanischen adventistischen Gelehrten verfaßt war. Zu Beginn seiner<br />

Ausführungen wies er angemessen auf unser begrenztes Wissen bezüglich<br />

himmlischer Dinge hin. Doch dann verwendete er, in guter amerikanischer Manier,<br />

die entsprechenden Symbole ganz unbekümmert, ohne ständig darauf hinzuweisen,<br />

daß es sich ja nur um Symbole handelt.<br />

Das aber kam bei meinen deutschen Studenten nicht gut an. Fast nach jedem Satz<br />

erwarteten sie eine erneute Bestätigung dafür, daß es wirklich nur Symbole seien. Ich<br />

war prinzipiell mit ihnen einig, und so machten wir weiter. Aber das ständige<br />

Drängen hin zum Abstrakten und weg vom Konkreten ging nicht spurlos an mir<br />

vorüber. Zunächst war mir das gar nicht bewußt, bis ich anläßlich einer Unterhaltung<br />

mit meiner Frau beiläufig eine Bemerkung machte, die himmlische Dinge betraf. Sie<br />

unterbrach mich und hinterfragte, was ich gerade gesagt hatte. Da wurde mir<br />

plötzlich bewußt, daß ich infolge des ständigen Drucks von seiten meiner Umgebung<br />

Zugeständnisse gemacht hatte, die eigentlich gar nicht nötig oder angebracht waren.<br />

Monate später, <strong>als</strong> ich wieder in Amerika war, führte ich bei einer Gruppe<br />

durchschnittlicher Adventisten (falls es das gibt) eine Umfrage über das<br />

Untersuchungsgericht durch. Ich fragte: „Bezogen auf eine Skala zwischen 1<br />

(konkret) und 10 (abstrakt), wie würdet ihr die Ereignisse einstufen?“<br />

Ich erwartete, daß die Antworten der meisten Teilnehmer auf der konkreten Seite<br />

der Skala liegen würden. Tatsächlich kreuzten 46% der Befragten die 1 an: sie<br />

betrachteten die Ereignisse <strong>als</strong> sehr konkret. 54% aber entschieden sich für eine<br />

andere Zahl, wenn auch die meisten über eine 2 oder 3 nicht hinausgingen. Trotzdem<br />

222

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!