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INSPIRATION
Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: Sowohl die Erwartung (perfekte Ehefrau) wie
auch die Tatsache (verbrannte Bohnen) kommen voll zum Tragen: „Eine perfekte
Hausfrau läßt keine Bohnen anbrennen.“ Er wirft sie aus dem Haus.
Zweitens: Die Erwartung (perfekte Ehefrau) wird aufrechterhalten, aber die
Tatsache (verbrannte Bohnen) wird geleugnet: „Diese Bohnen haben ein ganz
besonderes Aroma. Welches Gewürz hast du verwendet?“ Der Mann beißt die Zähne
zusammen, setzt all seine Willenskraft ein, erklärt die Bohnen für gut und würgt sie
hinunter.
Drittens: Die Erwartung wird im Licht der Tatsachen revidiert: „Ja, die Bohnen
sind verbrannt (Anerkennung des Befunds). Aber ich liebe meine Frau, weil sie mir
so viel bedeutet (Revision der Erwartung an eine perfekte Ehefrau). Wir wollen uns
doch über gelegentlich angebrannte Bohnen nicht aufregen!“ Und mit der neu
gewonnenen Erkenntnis, daß unsere Welt keine absolute Vollkommenheit kennt,
leben die beiden fröhlich weiter bis an ihr Ende.
Kehren wir nun zu unseren beiden Predigern zurück und sehen uns ihre auf die
Bibel bezogenen Alternativen an. Auch sie haben drei Möglichkeiten:
Erstens: Sie können ihre Annahme aufrechterhalten (daß ein Bibelbuch durch
besondere Offenbarung entsteht und von dessen Verfasser selber geschrieben sein
muß) und gleichzeitig den Befund anerkennen (daß ein Teil des Buches nicht durch
spezielle Offenbarung zustande kam und nicht von Jeremia selber geschrieben
wurde). Daraus können sie folgern, daß Gott nicht durch die Bibel gesprochen hat.
Somit hat die Bibel als Wort Gottes ausgedient.
Zweitens: Sie können ihre Annahme aufrechterhalten, sich jedoch weigern, den
biblischen Befund zur Kenntnis zu nehmen. Mit dieser Einstellung können sie zwar
den Glauben bewahren, aber hierfür benötigen sie einen Akt des Willens, der die
Tatsachen an Stärke noch übertreffen muß.
Drittens: Sie können ihre Annahme im Licht der Tatsachen revidieren. Auch bei
dieser Alternative ist es weiterhin möglich zu glauben, aber es braucht Zeit, um die
Nachwirkungen der bisherigen Annahme zu überwinden. Ehemalige Erwartungen
und alte Überzeugungen können nicht so leicht ausgemerzt werden, besonders wenn
sie mit Glauben und Religion verknüpft sind.
In Deutschland erzählte mir eine adventistische Frau, sie habe noch volle sieben
Jahre nach ihrer Taufe und Zugehörigkeit zur Adventgemeinde ein Bedürfnis
verspürt, am Sonntag zu ruhen, so wie es ihr als Kind eingedrillt worden war. Wohl
hatte sie aufgrund der Schrift den Sabbat verstandesmäßig erfaßt, aber es bedurfte
weiterer sieben Jahre, bis sie wirklich in der Lage war, am Sabbat zu ruhen und am
Sonntag zu arbeiten.
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