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INSPIRATION<br />

Unwahrheit entdecken, so wäre klar, daß dieses Buch nicht von dem Gott der<br />

Wahrheit kommt.“ (Wesley 6:117) Bei allem Respekt für Wesley muß doch gesagt<br />

werden, daß das Alles-oder-nichts-Argument irreführend ist und schlimme Folgen<br />

haben kann. Es spiegelt zwar eine tiefe psychologische Neigung wieder, die durch<br />

den Eifer gläubiger Menschen, die die Bibel verteidigen möchten, oft noch verstärkt<br />

wird. Aber es ist kein Prinzip, das sich aus der Bibel selber ergibt.<br />

Interessanterweise legen wir in unserem täglichen Umgang mit Menschen und<br />

Ereignissen ein pragmatischeres Verhalten an den Tag. Nehmen wir zum Beispiel an,<br />

daß zwei durchaus zuverlässige Studenten ins Klassenzimmer stürmen und rufen, sie<br />

wären soeben Zeugen eines Unfalls gewesen. Der eine behauptet, drei Menschen<br />

seien verletzt, der andere, es habe zwei Verletzte gegeben. Sollte man daraus folgern<br />

dürfen, es habe überhaupt keinen Unfall gegeben? Ganz im Gegenteil: Man käme zu<br />

dem eindeutigen Schluß, daß sich tatsächlich ein Unfall ereignet hat. Nur die<br />

Einzelheiten sind ungewiß.<br />

Handelt es sich aber um die Bibel, so herrscht seltsamerweise die Ansicht vor,<br />

daß ein „Irrtum“ die ganze Botschaft zunichte macht. Genau hier liegt die Gefahr<br />

einer theoretischen Einstellung gegenüber der Inspiration. Die praktische Sicht auf<br />

der Basis des „Inkarnationsmodells“ berücksichtigt die geheimnisvolle<br />

Verschmelzung zwischen Menschlichem und Göttlichem. Deshalb muß uns die<br />

Angst vor fatalen Fehlern in der Bibel nicht länger bedrängen, denn wir können die<br />

Bibel jetzt genauso anerkennen wie den glaubwürdigen Bericht eines zuverlässigen<br />

Freundes.<br />

Wenn wir dagegen das Alles-oder-nichts-Prinzip auf die Bibel anwenden, können<br />

die ersten beiden „rutschigen Abhänge“ (das Vertrauen in die Bibel und der<br />

Wunderglaube) zu einem großen Abgleiten führen und die Gläubigen in die Tiefen<br />

des Agnostizismus und Atheismus stürzen. Denn wie kann man bei fehlendem<br />

Vertrauen in die Bibel ihren Berichten über göttliches Eingreifen in die Geschichte<br />

der Menschen Glauben schenken? Deshalb stellen ja Rationalisten nicht einfach die<br />

Frage, wie viele Leute dam<strong>als</strong> von Ägypten auszogen, sondern ob ein solcher Auszug<br />

überhaupt jem<strong>als</strong> stattgefunden hat (siehe Anhang E).<br />

Zugleich läßt sich aber auch erkennen, daß es etwas anderes ist, die Anzahl der<br />

Personen in Frage zu stellen <strong>als</strong> das Ereignis an sich zu bezweifeln. Wer schon<br />

einmal ein Ferienlager mit einer Gruppe von nur acht Jungen und Mädchen geleitet<br />

hat, der weiß, daß ein kleines Wunder nötig ist, um sie durch die Wildnis zu führen.<br />

Auch eine weit kleinere Anzahl <strong>als</strong> zwei Millionen Israeliten würde immer noch eine<br />

ganze Reihe von Wundern erforderlich machen: Den Durchzug durch das Meer, das<br />

Wasser aus dem Felsen, das Manna – und das wäre erst der Anfang. Wenn auch die<br />

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