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INSPIRATION<br />

Reformation oder der King James Version (KJV) in unseren Tagen handelt – meist<br />

sind tief religiöse Menschen geneigt, das Gewohnte dem Ursprünglichen oder<br />

Modernen vorzuziehen. Diese Haltung ist verständlich, aber zugleich bedauerlich, da<br />

sie mehr der Gefühlsregung und der Gewohnheit <strong>als</strong> sachlicher Überlegung<br />

entspringt.<br />

Eine moderne Entwicklung unter konservativen Christen ist besonders<br />

bemerkenswert, nämlich die Veröffentlichung der New King James Version (NKJV).<br />

Das dieser Version zugrundeliegende Prinzip verdeutlicht, wie dem gewohnten<br />

Wortlaut Vorrang gegenüber dem Originaltext eingeräumt wird; denn die Übersetzer<br />

einigten sich, daß der aus dem Jahre 1611 stammende Text der KJV allen früheren<br />

Handschriften vorzuziehen sei.<br />

Obwohl dabei manchmal raffiniert und spitzfindig vorgegangen wurde (wie wir<br />

noch sehen werden), verdeutlicht die bei der NKJV angewandte Methode das<br />

Spannungsverhältnis zwischen Originaltext und vertrauter Fassung. Einerseits<br />

betonen evangelikale Kreise, daß nur die Autographen, d. h. die von den Verfassern<br />

eigenhändig niedergeschriebenen Urschriften, frei von Irrtümern seien und daß man<br />

deshalb so nahe wie möglich am Original bleiben solle. Wenn es aber darum geht,<br />

die vertrauten Formulierungen der KJV in die NKJV hinüberzuretten, tritt dieses<br />

Anliegen in den Hintergrund.<br />

Meines Wissens ist die NKJV die einzige bedeutende englische<br />

Bibelübersetzung, die sich im Text den alten Handschriften völlig verschloß. Die aus<br />

alten Quellen stammenden Textvarianten finden nur in den Fußnoten Beachtung.<br />

Genau genommen stützt sich die NKJV <strong>als</strong>o auf den griechischen Text, der der alten<br />

KJV zugrundelag (vor allem auf die dritte Ausgabe der Erasmus-Bibel, den<br />

sogenannten textus receptus oder anerkannten Text) und benutzt ihn so, <strong>als</strong> handle es<br />

sich dabei um eine Original-Handschrift.<br />

Um das Vorgehen der Übersetzer und die Konsequenz daraus besser verstehen zu<br />

können, müssen wir die beiden methodischen Möglichkeiten kennen, die jedem<br />

Übersetzer oder Herausgeber einer „kritischen“ Textausgabe zur Verfügung stehen.<br />

Fachtechnisch kann er nämlich wählen, ob er einen Basistext oder einen Auswahltext<br />

herausgeben möchte.<br />

Bei einem Basistext stützt sich die Neuausgabe auf eine bestimmte Handschrift.<br />

Der Herausgeber verändert diesen Basistext nicht, sondern übernimmt ihn, wie er ist.<br />

Alle Abweichungen von anderen Handschriften – einschließlich Streichungen,<br />

Zusätze oder Textumstellungen – werden in den Fußnoten erwähnt. Solche Texte<br />

erfordern ein hohes Maß an Sachkenntnis von seiten der Leser, da sie (und nicht die<br />

Herausgeber) bestimmen, ob irgendeine der in den Fußnoten erwähnten<br />

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