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GÖTTLICHE BOTSCHAFT, IRDISCHES GEFÄSS<br />

Die Herausforderung, Menschliches und<br />

Göttliches zu vereinen<br />

Seit dem späten 19. Jahrhundert befaßte sich die wissenschaftliche Theologie<br />

vorwiegend mit dem breiten Spektrum menschlicher Faktoren, die zur heutigen<br />

Gestalt der Bibel beigetragen haben. Allzu oft ließ man dabei die Einsichten derer<br />

außer acht, die vor allem die göttliche Komponente des Wortes Gottes betonen.<br />

In jüngerer Zeit jedoch haben führende Wissenschaftler ein größeres Interesse an<br />

dem bekundet, was Fundamentalisten bewegt. Obwohl man von gegenseitiger<br />

Wertschätzung noch weit entfernt ist, handelt es sich doch um ein ernsthaftes<br />

Interesse der Wissenschaftler. Andeutungsweise sind sogar Spuren aufrichtiger<br />

Sympathie erkennbar.<br />

In ihrem Buch The Bible Tells Them So, einer kritischen Analyse<br />

fundamentalistischer Denkweise, läßt Kathleen Boone eine gewisse Veränderung in<br />

der Haltung der Gelehrten erkennen. Sie zitiert zunächst James Barr, einen<br />

prominenten christlichen Theologen, der nicht gerade zimperlich mit dem<br />

Fundamentalismus umgegangen war: „Die Leute möchten gerne glauben, daß es<br />

irgendwo ein Buch gibt, das absolut wahr und genau ist, und sollte es solch ein Buch<br />

wirklich geben, so wird dies in unserer Gesellschaft wahrscheinlich die Bibel sein.“<br />

(zitiert in Boone, The Bible Tells Them So 108)<br />

Wie Boone zeigt, läßt Barr durchblicken, daß „unser Wunsch nach Gewißheiten<br />

und Büchern, die absolute Wahrheit enthalten, von manchen <strong>als</strong> unkritisch<br />

bezeichnet und <strong>als</strong> Zeichen intellektueller Schwäche und Leichtgläubigkeit gewertet<br />

wird. Ein solcher Wunsch wird deshalb dem Bereich des Naiven zugeordnet und mit<br />

ängstlichen und ungeschulten Leuten in Verbindung gebracht.“ (Boone 108)<br />

Boone selbst zitiert dann aber verständnisvoll den zeitgenössischen<br />

Literaturkritiker Frank Kermode, der behauptet, es gäbe einen Glauben, der uns alle<br />

vereint, von den Verfassern der Evangelien bis hin zu denen, die „unliebsame<br />

Textstellen wegdiskutieren oder komplizierte Denkmodelle entwerfen, um<br />

Widersprüche und Unvereinbarkeiten auf einer höheren Ebene doch noch<br />

miteinander in Einklang zu bringen.“ Nach Kermode besteht der eine verbindende<br />

Glaube in der „Überzeugung, man werde eines Tages erkennen, daß irgendwie und<br />

auf geheimnisvolle Weise alles in einem inneren Zusammenhang steht.“ (zitiert in<br />

Boone 108)<br />

Das Unbehagen, mit dem wir auf diesem gemeinsamen Boden stehen, wird von<br />

Boone durch die Feststellung zum Ausdruck gebracht, Kermode habe uns „einen<br />

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