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INSPIRATION<br />

Spiegel vorgehalten, in dem wir unser eigenes Bild wiedererkennen sowie das<br />

einiger entfernter Verwandter, zu denen wir uns aber lieber nicht bekennen<br />

möchten.“ Boone ist aber bereit, diese geistige Verwandtschaft zu akzeptieren und<br />

sieht eine „starke verwandtschaftliche Beziehung“ zu fundamentalistischen<br />

Bibelauslegern sowie zu gewöhnlichen Bibellesern (Boone 108).<br />

Solche Augenblicke von Offenheit und Nachdenklichkeit, so kurz und flüchtig sie<br />

in unserer selbstsicheren säkularen Welt auch sein mögen, erscheinen mir recht<br />

bedeutsam. Sie tauchen oft so unerwartet auf, wie beispielsweise bei meinem Freund<br />

an der Universität, den ich in Kapitel 1 erwähnt habe, oder bei dem modernen<br />

atheistischen Juden namens Abraham Gordon aus Chaim Potoks Buch The Promise,<br />

der in einem unbedachten Moment sagte: „Manchmal wünschte ich mir, es gäbe<br />

wirklich einen persönlichen Gott!“ (Potok, The Promise 298)<br />

Ich denke auch an meine Sitznachbarin auf einem Flug von Europa nach Amerika,<br />

eine gebildete schottische Dame, verheiratet mit einem frommen katholischen<br />

Anwalt, die früher zu den Presbyterianern gehört hatte, nun aber Agnostikerin war.<br />

Wir unterhielten uns über Religion. „Es beeindruckt mich, daß Sie einen so<br />

einfachen Glauben haben,“ meinte sie im Gespräch und fügte rasch hinzu: „Ich<br />

meine das <strong>als</strong> Kompliment“ – wußte sie doch, daß man eine solche Bemerkung<br />

normalerweise nicht <strong>als</strong> Kompliment auffaßt. „Ich wünschte, Sie könnten mit<br />

meinem Mann sprechen,“ sagte sie, „er ist nämlich auch gläubig.“<br />

Ein solcher, gelegentlicher Anflug von Nachdenklichkeit bedeutet natürlich noch<br />

lange kein wirkliches Bemühen der Gelehrten, das Potential eines biblischen<br />

Inkarnationsmodells, das menschliche und göttliche Elemente vereint, ernsthaft zu<br />

prüfen. Können wir sehen und glauben, d. h. das menschliche Element erkennen und<br />

gleichzeitig an den göttlichen Einfluß glauben? Oder müssen wir zwischen diesen<br />

beiden Alternativen wählen?<br />

Ich bin überzeugt, daß es möglich ist, die menschliche Komponente klar zu<br />

erkennen und trotzdem an das göttliche Wirken zu glauben. Aber das ist eine<br />

gewaltige Herausforderung. Der folgende Abschnitt soll deutlich machen, weshalb<br />

das so schwierig ist.<br />

94<br />

Menschliche Reaktion auf göttliche Autorität<br />

An der Wurzel des Problems steht meiner Ansicht nach die Frage, in welchem<br />

Verhältnis der Mensch zur Autorität steht. Nach meinem Verständnis – und das<br />

beruht im Wesentlichen auf den späteren Aussagen von Ellen White zu diesem<br />

Thema – werden Geschöpfe in einer vollkommenen Welt ständig durch das Wissen<br />

um die Güte Gottes überzeugt. Sie werden nicht durch die Androhung von Gottes

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