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GOTTES GESETZ<br />

bereits ein Religionsverständnis voraussetzt, das sich von meinem unterscheidet.<br />

Dieser Frage scheint nämlich die Annahme zugrunde zu liegen, daß bestimmte<br />

Handlungen unmittelbar mit Religion zu tun haben, während sich der Rest des Lebens<br />

auf der weltlichen Ebene abspielt. Kurz, „religiöse Gründe“ setzen – wenigstens nach<br />

allgemeinem Verständnis – ein Regelwerk-Modell voraus.<br />

Betrachtet man die Bibel jedoch <strong>als</strong> Beispielsammlung, die auf ewig gültigen<br />

Prinzipien beruht, wird jede Tat aus „religiösen Gründen“ begangen. Wenn wir uns<br />

dem großen Gesetz der Liebe verpflichtet fühlen, gewinnen wir eine ganzheitliche<br />

Sicht, bei der die Religion das gesamte Leben durchdringt.<br />

In seiner Einleitung zu einer neueren Sammlung wissenschaftlicher Abhandlungen<br />

über das biblische Gesetz (Thinking Biblical Law) bemerkt Dale Patrick, daß dieses<br />

Thema heutzutage kaum von großem Interesse sei, nicht einmal für<br />

Theologiestudenten. Aus der Sicht von Patrick bilden traditionsbewußte Juden und<br />

konservativ-protestantische Christen die Ausnahme, indem sie nach wie vor am<br />

biblischen Gesetz aktiv interessiert sind, da sie es <strong>als</strong> göttliche Offenbarung<br />

betrachten. Für die letztgenannte Gruppe bedeutet göttliches Gesetz „sowohl<br />

seligmachende Lehre <strong>als</strong> auch Unterweisung im Gehorsam.“<br />

Nach Patrick ist das geringe Interesse am Studium des Gesetzes zum Teil auf die<br />

„modernen kritischen Theologen“ zurückzuführen, die „sich einer lehrmäßigen<br />

Anwendung des Schrifttextes aktiv entgegenstellen,“ durch die ein Interesse am<br />

Gesetz entstehen könnte. „Eine kritische Betrachtungsweise beleuchtet das<br />

Geschriebene aus geschichtlicher und menschlicher Sicht. Wenn in Frage gestellt<br />

wird, daß Mose das Gesetz ursprünglich von Gott offenbart wurde, so wird der<br />

Anspruch des Gesetzes auf den Leser erheblich abschwächt. Es ist schwer vorstellbar,<br />

daß sich jemand mit vollem Einsatz in ein sorgfältiges und mühsames Studium einer<br />

Gesetzessammlung vertiefen möchte, die aller Wahrscheinlichkeit nach lediglich aus<br />

einem kuriosen und überholten Sittenkodex sowie aus alten Tabus besteht.“ (Patrick<br />

1)<br />

Wer die Bibel lediglich <strong>als</strong> ein von Menschen verfaßtes Buch betrachtet, wird<br />

leicht biblische Gesetze übergehen, die ihm „kurios und überholt“ erscheinen. Wenn<br />

wir dagegen in der Schrift Gottes Wort sehen, werden wir die Dinge ganz anders<br />

einschätzen. Wenn wir zu dem Schluß kommen, ein Gesetz sei für uns nicht länger<br />

bindend, müssen wir gute Gründe dafür anführen; sonst wird die Autorität der Schrift<br />

untergraben.<br />

Anders ausgedrückt: Wir müssen eine konsequente Schriftauslegung entwickeln,<br />

die allen biblischen Gesetzen gerecht wird. Auch wenn wir der Meinung sind, ein<br />

bestimmtes Gesetz sei in unseren Tagen nicht länger anwendbar, kann es uns helfen,<br />

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