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ÜBERSETZUNGEN<br />

Weil Hieronymus den hebräischen Text <strong>als</strong> Basis für seine Übersetzung des Alten<br />

Testaments verwendete, wurde ihm – wahrscheinlich zu Unrecht – der Vorwurf<br />

gemacht, er lehne die Septuaginta vollständig ab. Aus wissenschaftlicher Sicht war<br />

sein Standpunkt zwar korrekt, aber das brachte ihm in kirchlichen Kreisen keine<br />

Freunde ein. Nach und nach erhielt die Vulgata zwar den ihr gebührenden Respekt;<br />

zu Lebzeiten des Übersetzers aber war das noch nicht der Fall. So lange er lebte,<br />

mußte sich der arme Hieronymus für seine Bemühungen viele Anfeindungen gefallen<br />

lassen.<br />

Andererseits war er an der schlechten Behandlung nicht ganz unschuldig, war er<br />

doch alles andere <strong>als</strong> zurückhaltend, wenn er seine Meinung verteidigte und seine<br />

Kritiker angriff. Er war auf den Sturm der Entrüstung von seiten der Kirche<br />

vorbereitet, <strong>als</strong> er beschloß, sich zugunsten des hebräischen Textes von der<br />

Septuaginta abzuwenden. „Mit offenen Augen“, schrieb er in seinem Vorwort zu<br />

Jesaja, „strecke ich meine Hand in die Flamme.“ (zitiert nach Kelly, Jerome: His<br />

Life, Writings and Controversies 159)<br />

Die Kritiker von Hieronymus hielten außerdem seinen Umgang mit den<br />

altlateinischen Versionen für unannehmbar. Als er mit seiner neuen Übersetzung der<br />

Evangelien die Entrüstung hervorrief, die er vorausgesehen hatte, verfaßte er in<br />

seiner Wut ein Schreiben, in dem er seine Widersacher „zweibeinige Esel“ nannte,<br />

die verschmutzte Bäche dem reinen Quellwasser des griechischen Origin<strong>als</strong><br />

vorzögen. Sie seien so dumm, sagte er, daß sie nicht einmal merkten, daß er ja nicht<br />

des Herrn Worte korrigiert habe, sondern nur die fehlerhaften lateinischen<br />

Handschriften. Um sie zum Schweigen zu bringen, werde er eine Trompete an ihrem<br />

Ohr ertönen lassen, denn eine Leier werde Esel kaum beeindrucken (Kelly 89). Im<br />

Vorwort zu einem Buch, in dem er seine Vorliebe für den hebräischen Text<br />

verteidigte, nannte er seine Kritiker „schmutzige Schweine, die grunzend auf Perlen<br />

treten.“ (Kelly 157)<br />

So kämpfte Hieronymus gegen die konservativen Verteidiger traditioneller Texte<br />

wie der Septuaginta und der altlateinischen Übersetzung, die sich für das Vertraute<br />

einsetzten, <strong>als</strong> sei es das Ursprüngliche. Und genau das trennte sie von Hieronymus.<br />

Die Reformation: Rückkehr zu biblischen<br />

und modernen Sprachen<br />

Die protestantischen Reformatoren haben hinsichtlich des Schrifttextes zweierlei<br />

erreicht: (1) die Rückkehr zu den Urtext-Sprachen (Griechisch für das Neue und<br />

Hebräisch für das Alte Testament), ohne sich weiterhin auf die lateinische Vulgata<br />

zu stützen, und (2) die Übersetzung der Bibel in die Volkssprache. Wegen dieser<br />

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