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INSPIRATION<br />

der Bruder, der mich nach dem Gottesdienst ansprach, durchaus recht. Nirgends<br />

verurteilt die Bibel definitiv die Sklaverei, die Polygamie und die Blutrache.<br />

Da wir die biblischen Gesetze im nächsten Kapitel genauer betrachten werden, soll<br />

ein weiteres Beispiel an dieser Stelle genügen. Es zeigt, wie die Bibel selbst eine Art<br />

Fallbeispiel-Konzept anwendet, bei dem ein biblisches Gesetz durch veränderte<br />

Gegebenheiten aufgehoben wird.<br />

Dieses Beispiel betrifft die Beziehung eines Mannes zu seiner Schwägerin. Im<br />

Katalog verbotener geschlechtlicher Beziehungen wird in 3. Mose 18,16 die<br />

eindeutige Forderung erhoben, ein Mann solle mit der Frau seines Bruders nicht<br />

geschlechtlich verkehren. Auf dieses Gesetz stützte sich Johannes der Täufer, <strong>als</strong> er<br />

Herodes Antipas zurechtwies (Matthäus 14,3.4).<br />

Sollte jedoch ein Mann ohne männliche Nachkommen sterben, wird in 5. Mose<br />

25,5-10 seinem Bruder sogar geboten, seine Schwägerin zu heiraten, um so den<br />

Namen seines Bruders zu erhalten. Dieses Gesetz der sogenannten Levirats- oder<br />

Schwagerehe war die Grundlage der an Jesus gerichteten Fangfrage der Sadduzäer:<br />

„Nun in der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein, von diesen sieben? Sie haben<br />

sie ja alle gehabt.“ (Matthäus 22,28)<br />

Wenn auch die Umstände, die eine Leviratsehe <strong>als</strong> Ausnahme kennzeichnen, klar<br />

formuliert waren, läßt sich doch die berechtigte Frage stellen: Ist eines dieser Gebote<br />

oder sind beide Gebote in unserer Zeit noch gültig? Ungeachtet der Antwort scheint<br />

die Fallbeispiel-Hypothese gegenüber dem Regelwerk-Modell den besseren Ansatz<br />

darzustellen, um die Unterschiede zwischen den beiden Vorschriften zu erklären.<br />

Sprichwörter<br />

Einen scheinbaren Widerspruch zwischen zwei Sprichwörtern finden wir in Sprüche<br />

26,4.5. Der erste Spruch ruft zu einer bestimmten Verhaltensweise auf, der zweite<br />

fordert genau das Gegenteil.<br />

„Antworte dem Toren nicht nach seiner<br />

Torheit, daß du ihm nicht gleich<br />

werdest.“ (Vers 4)<br />

„Antworte aber dem Toren nach seiner<br />

Torheit, daß er sich nicht weise dünke.“<br />

(Vers 5)<br />

Es gab Rabbiner im ersten Jahrhundert, die mit solchen scheinbaren<br />

Widersprüchen ihre Schwierigkeiten hatten und sogar meinten, das Buch Sprüche<br />

sollte nicht zum Kanon gehören. Ein wenig Nachdenken führt uns jedoch zu der<br />

Einsicht, daß die einzelnen Sprüche zwar allgemein wahr sind, aber nicht universell<br />

gelten, <strong>als</strong>o nicht in jeder Situation anwendbar sind. Auch aus dem Bereich<br />

landläufiger Sprichwörter lassen sich leicht zwei finden, denen man ohne weiteres<br />

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