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Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik

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Zu Punkt 2)<br />

Wir haben mit pädagogischen Fachkräften aus Kindertagesstätten<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schullehrkräften sehr viele Gespräche<br />

<strong>und</strong> Diskussionen zum Thema Vorkurse<br />

(Deutsch 160) im Allgemeinen <strong>und</strong> zur Kooperation zwischen<br />

Kindergarten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule im Speziellen geführt.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten:<br />

– Die durch die Vorkurse vorgegebene Sprachförderung<br />

im letzten Jahr vor der Einschulung setzt viel zu<br />

spät an. Die Differenz in der Sprachkompetenz der<br />

Kinder kann nicht innerhalb eines Jahres aufgeholt<br />

werden. Eine spielerische, aber systematische <strong>und</strong><br />

kompetente (!) Förderung ab dem Alter von 3 Jahren<br />

wäre bei gleicher St<strong>und</strong>enzahl wesentlich effektiver,<br />

denn: Spracherwerb braucht Zeit. Nur so kann man<br />

zu einer Chancengleichheit zum Zeitpunkt der Einschulung<br />

kommen.<br />

– SowohlErzieher/innen als auch Gr<strong>und</strong>schullehrkräfte<br />

fühlen sich häufig durch die Aufgabe der Sprachförderung<br />

überfordert. Beide Seiten klagen über eigene<br />

fehlende Kompetenzen in Bezug auf das Deutsche<br />

als Zweitsprache (DaZ) mit noch nicht alphabetisierten<br />

Kindern. Materialschulungen gibt es zwar, aber an<br />

Kompetenzschulungen fehlt es. Eine gute Sprachförderung<br />

setzt ein hohes Maß an sprachlicher Bewusstheit<br />

auf Seiten der Förderkräfte voraus. Wenn diese<br />

nicht gegeben ist, beschränkt sich die Sprachförderung<br />

häufig auf ein Wortschatztraining – das ist zu wenig.<br />

– Die Kooperation zwischen Kindertagesstätten <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schulen hat sich durch das BayKiBiG gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

verbessert, weil es sie vorher systematisch<br />

gar nicht gab (von engagierten Ausnahmen abgesehen).<br />

Es gibt mehr <strong>Sozial</strong>arbeit <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>schule<br />

hat im Vorfeld mehr Wissen über die Kinder, die sie im<br />

nächsten Schuljahr aufnimmt. Im Gegenzug lernen<br />

die Kinder das Umfeld Schule schon vor der Einschulung<br />

kennen. Hier geraten dann allerdings die deutschsprachigen<br />

Kinder ohne Sprachförderbedarf ins Hintertreffen.<br />

– InBezug auf die Inhalte <strong>und</strong> die Organisation der Vorkurse<br />

in der Kooperation beider Seiten sprechen die<br />

Fachkräfte noch von erheblichem Verbesserungsbedarf.<br />

In manchen Fällen funktioniert die Zusammenarbeit<br />

sehr gut, in vielen Fällen nicht. Gründe:<br />

• Die Organisation der Beförderung (Weg vom Kindergarten<br />

in die Schule <strong>und</strong> zurück) ist häufig sehr<br />

schwierig.<br />

• DieVorkurse in den Schulen liegen oft zu ungünstigen<br />

Zeiten.<br />

Bayerischer Landtag · 15. Wahlperiode Anhörung<br />

Wortprotokoll – vom Redner nicht autorisiert 82. S0, 27. 09. 2007<br />

• DieGruppen der Vorkurse in den Schulen sind zu<br />

groß.<br />

• Viele Erzieher/innen beklagen, dass Gr<strong>und</strong>schullehrkräfte<br />

die Kooperation „bestimmen“ <strong>und</strong> somit<br />

von einer echten Zusammenarbeit nicht die Rede<br />

sein kann. Konkrete Absprachen über Sprachförderkonzepte,<br />

-inhalte <strong>und</strong> –materialien fehlen.<br />

• Durch den im BayKiBiG festgelegten Buchungsschlüssel<br />

fehlen Verfügungszeiten auf Seiten der<br />

Erzieher/innen, was den Austausch erheblich erschwert,<br />

wenn nicht unmöglich macht.<br />

– Die gängigen Testverfahren (z.B. SISMIK) können<br />

nicht professionell durchgeführt <strong>und</strong> ausgewertet<br />

werden.<br />

– BisherigeAngebote der Gr<strong>und</strong>schulen <strong>für</strong> Kinder mit<br />

Sprachförderbedarf werden zu Gunsten der Vorkurse<br />

eingestellt.<br />

Zu Punkt 3)<br />

Um eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen<br />

Erzieher/innen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schullehrkräften zu gewährleisten,<br />

wäre (mindestens) im Bereich der Vermittlung des<br />

Deutschen als Zweitsprache eine Vereinheitlichung in<br />

der Aus- oder Weiterbildung anzustreben. Denn – wie<br />

bereits erwähnt – sehen sich beide Seiten mit den gleichen<br />

Schwierigkeiten konfrontiert <strong>und</strong> fühlen sich häufig<br />

überfordert. Spracherwerb ist ein kontinuierlicher Prozess,<br />

den es kontinuierlich zu beobachten <strong>und</strong> zu unterstützen<br />

gilt. Der Sprachförderbedarf ist keinesfalls mit<br />

dem Schuleintritt abgeschlossen. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist erforderlich,<br />

– diepädagogischen Kompetenzen beider Seiten anzugleichen<br />

– <strong>für</strong>den bewussten Umgang mit Sprache zu sensibilisieren;<br />

Wissen über Sprache aufzubauen (Wenn jemand<br />

eine Sprache spricht, bedeutet dies nicht automatisch,<br />

dass er sie auch vermitteln kann)<br />

– dasWechselverhältnis zwische Theorie <strong>und</strong> Praxis zu<br />

verbessern (Reflexion)<br />

– <strong>für</strong>Qualitätssicherung zu sorgen<br />

– inBezug auf Sprachstandserhebungsverfahren (Tests)<br />

zu schulen<br />

– regelmäßigeWeiterbidungen anzubieten

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