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Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik

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Anhörung Bayerischer Landtag · 15. Wahlperiode<br />

82. S0, 27. 09. 2007 Anlage zum Wortprotokoll – Stellungnahme der Experten<br />

Seite 15<br />

verträge sind deshalb unabdingbar. Heute sind flexible Teilzeitverträge <strong>für</strong> das pädagogische<br />

Personal die Regel. Neueinstellungen werden größtenteils nur noch befristet vorgenommen.<br />

So waren im August 2007 13 von 17 Stellen im Umkreis von 200km um Landsberg/Lech in<br />

der Jobbörse der Arbeitsagentur Teilzeitstellen von 20 bis 34 St<strong>und</strong>en. Eine der vier<br />

Vollzeitstellen beinhaltete bei 40 Wochenst<strong>und</strong>en die Arbeit am Vormittag im Kindergarten<br />

<strong>und</strong> am Nachmittag im Hort. 15 Stellen waren auf einen Monat bis 1 Jahr befristet, zur Hälfte<br />

ohne Übernahmemöglichkeit. Um vom Teilzeitverdienst leben zu können braucht eine<br />

Pädagogin einen solventen Lebenspartner. Die Anstellung in einer Kindertagesstätte wird <strong>für</strong><br />

diese, sollte sie Kinder haben, geschieden werden oder der Partner von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen werden, zur Armutsfalle.<br />

Diese Form der Personalplanung <strong>und</strong> des Personaleinsatzes wird weder dem<br />

Bildungsauftrag, noch der Professionalität des Personals gerecht: Bildungsprozesse sind vor<br />

allem Anderen soziale Prozesse. Lernen erfolgt im Dialog mit der Umwelt <strong>und</strong> Mitmenschen<br />

<strong>und</strong> benötigt, je mehr, desto jünger die Kinder sind, verlässliche Beziehungen zu Gleichaltrigen<br />

<strong>und</strong> zu wahrnehmenden, fragenden, unterstützenden, freilassenden <strong>und</strong> anregenden<br />

Erwachsenen. Damit diese so gearteten Beziehungen zu Kindern aufzunehmen <strong>und</strong><br />

anzubieten in der Lage sind, benötigen sie unabdingbar Sicherheit, Verlässlichkeit, auch in<br />

finanzieller Hinsicht, <strong>und</strong> die Möglichkeit diese dauerhaft gestalten zu können. Das BayKiBiG<br />

lässt dies, wie oben beschrieben, jedoch nicht zu. Die Erwartungen von Öffentlichkeit,<br />

Lehrer/innen <strong>und</strong> Eltern, die mit der Einführung des Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsplanes <strong>und</strong> den<br />

Pressemitteilungen aus dem StmAS geschürt worden sind, üben einen massiven Druck auf<br />

die in den bayerischen Kindertagesstätten Tätigen aus. Dieser Druck, der einher geht mit<br />

einer systematischen Entprofessionalisierung des Berufsstandes, wirkt sich unmittelbar<br />

negativ auf die Attraktivität des Berufs <strong>Sozial</strong>pädagoge/in, Erzieher/in <strong>und</strong> Kinderpfleger/in<br />

aus: Wer nicht angewiesen ist auf einen ausreichenden Verdienst wird diese Berufe als<br />

Hobby ausführen können. Zukunftsperspektiven <strong>und</strong> persönliche Absicherung liegen in<br />

anderen Berufsfeldern.<br />

Zur Vertretung bei Krankheit oder Urlaub wurden keine Pools gebildet. So kann es<br />

vorkommen, dass eine pädagogische Kraft über vier Wochen alleine bis zu 25 Kinder<br />

betreut. In einer solchen Situation ist lediglich Betreuung durch stringentes Gruppenmanagement<br />

möglich. Die individuellen Bedürfnisse der Kinder müssen außer acht bleiben,<br />

an die Umsetzung des Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsplanes ist schlichtweg nicht zu denken.<br />

10.2 Verfügungszeiten<br />

Die Ausdehnung der Öffnungszeiten erfolgte in den meisten Fällen zu Lasten der<br />

Verfügungszeiten. Die Verwirklichung des Gr<strong>und</strong>satzes der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong><br />

Beruf geht zu Lasten der Vorbereitung der Bildungsarbeit, der Absprachen im Gruppenteam,<br />

der Entwicklungsdokumentation, Teamgespräche, der Möglichkeit Aufgaben der Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Vernetzung mit anderen Institutionen, etc. nachkommen zu können <strong>und</strong> der<br />

Entwicklungsgespräche mit den Eltern. Viele Kinderpflegerinnen/Ergänzungskräfte müssen<br />

auf Verfügungszeit ganz verzichten. In unserer Befragung am Modellstandort Landsberg<br />

2004 (s. o.) <strong>und</strong> in der Befragung der SPD-Fraktion vom Februar diesen Jahres wird dies<br />

deutlich. Eine Internetrecherche bei der Arbeitsagentur bestätigt diese Aussage: Die<br />

gleichzeitige Erweiterung der Öffnungszeiten <strong>und</strong> die Zunahme von Teilzeitverträgen lassen<br />

ebenso den Schluss zu, dass die Verfügungszeiten abgenommen haben müssen. Dies ist<br />

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