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Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik

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Anhörung Bayerischer Landtag · 15. Wahlperiode<br />

82. S0, 27. 09. 2007 Anlage zum Wortprotokoll – Stellungnahme der Experten<br />

erforderlich wäre eine verpflichtende Fortbildung derjenigen Teams, die mit einer erweiterten<br />

Altersmischung arbeiten. Erzieherinnen <strong>und</strong> Kinderpflegerinnen werden in ihrer Ausbildung<br />

nicht ausreichend <strong>für</strong> ihre pädagogische Tätigkeit mit Kleinkinder/Säuglingen <strong>und</strong> Schulkindern<br />

ausgebildet. Eine Umsetzung des BEP ist unter den Bedingungen einer breiten<br />

Altersmischung schlichtweg unmöglich.<br />

Derart große Unterschiede in der Entwicklung existieren in den späteren Lebensjahren nicht<br />

mehr, wie sie die Lebensalter von 0 -12 Jahren aufweisen.<br />

Der Aufwand an Pflege <strong>und</strong> die sehr enge Bindung, die Kleinkinder <strong>und</strong> Säuglinge als<br />

unabdingbare Voraussetzung <strong>für</strong> ihre Selbstbildungsprozesse benötigen, ist auch bei der im<br />

Modell vorgesehen Reduzierung der Berechnung von 25 Kindern um jeweils einen Platz in<br />

keiner Weise zu leisten. Die Pflege dieser Kinder erfordert nachgewiesener Maßen so viel<br />

Zeit, dass den Anforderungen, die Kinder zwischen drei <strong>und</strong> sechs Jahren an das<br />

Fachpersonal stellen, nicht zuletzt zur Vorbereitung auf die Schule, nur in völlig<br />

unzureichender Weise nachgekommen werden kann. (weitere Ausführungen s. unsere<br />

Stellungnahme vom 14. April 2005 anlässlich der Anhörung im <strong>Sozial</strong>ausschuss des<br />

Bayerischen Landtages). Ausführungen zu Bindung <strong>und</strong> Lernen in der frühen Kindheit, wie<br />

sie im nächsten Punkt (4.4) angeführt werden, gelten <strong>für</strong> Kleinkinder in Kindergartengruppen<br />

ebenso. Allerdings sind die negativen Auswirken als weitaus stärker anzusehen.<br />

4.4 Kinderkrippen<br />

Waren vor Einführung des BayKiBiG eine Erzieherin <strong>und</strong> eine Kinderpflegerin <strong>für</strong> 12<br />

Säuglinge <strong>und</strong> Kleinkinder zuständig, so ist es heute möglich, dass bis zu 20 Kinder zu<br />

unterschiedlichen Zeiten von diesen gefördert <strong>und</strong> gepflegt werden müssen. Dabei beträgt<br />

deren Arbeitstag meist acht St<strong>und</strong>en, den sie mit den Kindern zubringen. Verfügungszeiten<br />

sind massiv gekürzt worden oder entfallen vollständig. Elterngespräche, Vorbereitung der<br />

Arbeit, Konzepterstellung, Vernetzungstätigkeiten, etc. müssen in der Freizeit oder während<br />

der Anwesenheit der Kinder durchgeführt werden.<br />

Kindern unter diesen Bedingungen eine sichere Bindung <strong>und</strong> eine konstante Kindergruppe<br />

zu ermöglichen, sowie ihre Fähigkeiten individuell <strong>und</strong> angemessen zu fördern, kann nicht<br />

erwartet werden.<br />

Dass unter diesen Umständen das Fachpersonal in der Lage ist<br />

� „die Signale des Kindes wahrzunehmen“<br />

� „richtig zu interpretieren <strong>und</strong>“<br />

� „prompt sowie“<br />

� „angemessen darauf zu reagieren <strong>und</strong> gleichzeitig“<br />

� „sein Bedürfnis nach Selbstregulation <strong>und</strong> Selbstbestimmung zu respektieren“<br />

muss bezweifelt werden. (Mary Ainsworth aus „Früheste Kindheit: Schutz- <strong>und</strong><br />

Risikofaktoren <strong>für</strong> die Entwicklung“ von Fabienne Becker-Stoll in „Zukunftshandbuch<br />

Kindertagesstätten“, Hrsg. Hildegrad Rieder-Aigner)<br />

Fabienne Becker-Stoll schreibt in demselben Fachbeitrag: „Sichere ErzierIn-Kind-Bindungen<br />

entstehen in Kindergruppen, in denen die Gruppenatmosphäre durch ein emphatisches<br />

ErziehrInnenverhalten bestimmt wird, das gruppenbezogen ausgerichtet ist <strong>und</strong> die die<br />

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