Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik
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Bayerischer Landtag · 15. Wahlperiode Anhörung<br />
Anlage zum Wortprotokoll – Stellungnahme der Experten 82. S0, 27. 09. 2007<br />
Dynamik der Gruppensituation reguliert. Dieses ErzieherInnenverhalten bildet sich<br />
besonders in kleinen <strong>und</strong> stabilen Gruppen.“<br />
Die kind- <strong>und</strong> nutzungszeitbezogene Förderung sowie der viel zu geringe Basiswert nehmen<br />
in Kauf, dass die wichtigsten Gr<strong>und</strong>bedürfnisse von Säuglingen <strong>und</strong> Kleinkindern unbeachtet<br />
bleiben müssen. Dies wird Auswirkungen auf die persönliche Bildungsbiographie, die<br />
Fähigkeit ein Leben lang zu lernen, die Verdienstmöglichkeiten eines jeden Kindes haben<br />
<strong>und</strong> den Staat steuerlich belasten, anstatt Steuereinnahmen zu generieren, denn: „Die<br />
Qualität des emotionalen Umfeldes <strong>und</strong> der Grad der frühkindlichen geistigen Förderung<br />
beeinflussen die späteren intellektuellen <strong>und</strong> sozioemotionalen Fähigkeiten.“ (ebd.)<br />
Die Bedingungen <strong>für</strong> Eltern, Kinder <strong>und</strong> Personal in Tagespflege oder Großtagespflege sind<br />
hier weitaus besser <strong>und</strong> <strong>für</strong> Kinderkrippen wünschenswert (s. u.).<br />
4.5 Schulkinder<br />
Die Mindestbuchungszeit von 20 St<strong>und</strong>en <strong>für</strong> Schulkinder in Horten ist nicht einfach zu<br />
erreichen. Ein früherer, als vom St<strong>und</strong>enplan vorgesehener, Unterrichtsschluss kommt<br />
häufiger vor durch Hitzefrei, Lehrerausfall, etc., so dass die Kinder oft länger in der<br />
Einrichtung sind, als über die gebuchten Zeiten abgedeckt ist. Der St<strong>und</strong>enplan ist immer<br />
erst zum neuen Schuljahr bekannt, ebenso Trainingszeiten bei Sportvereinen, privater<br />
Musikunterricht u. Ä. So kommt es im September immer wieder zu Umbuchungen. Wie oben<br />
beschrieben, ist ein Einfluss auf die Buchungszeiten möglich, indem attraktive Spiel- <strong>und</strong><br />
Freizeitangebote nach der Hausaufgabenzeit am frühen Abend angeboten werden. In<br />
einigen Einrichtungen wird dies praktiziert.<br />
4.6 Zu ausreichenden Gewichtungsfaktoren<br />
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Gegen eine weitere Ausdifferenzierung der Gewichtungsfaktoren nach bestimmten<br />
Auffälligkeiten, z.B. Sprachdefizite, Verdacht auf ADHS, aggressives Verhalten, derzeitige<br />
Krise in der Familie, Kinder aus armen Verhältnissen (zur Wahrung der Bildungsgerechtigkeit),<br />
spricht der damit verb<strong>und</strong>ene hohe Verwaltungsaufwand. Gewichtungsfaktoren<br />
können den tatsächlichen Bedürfnissen der Kinder <strong>und</strong> ihrer Unterschiedlichkeit nicht gerecht<br />
werden: Jedes Kind, auch das Regelkind, hat einen Bedarf an individueller Zuwendung,<br />
Beobachtung <strong>und</strong> Entwicklungsbegleitung. Schließlich können Kinder <strong>und</strong> ihre Familien<br />
durch z.B. die Geburt eines Geschwisterchens, die Trennung der Eltern, den Tod eines<br />
Familienmitgliedes, Arbeitslosigkeit etc. in Krisen geraten, die nicht mit Gewichtungsfaktoren<br />
erfasst werden können <strong>und</strong> dennoch besonderer Beachtung bedürfen.<br />
Würde der Personal:Kind-Schlüssel im Kindergarten angehoben, sodass eine Fachkraft <strong>und</strong><br />
eine Kinderpflegerin z.B. 15 Kinder von drei bis sechs Jahren im Kindergarten <strong>und</strong> 6 bis 10<br />
Kinder in der Krippe in ihrer Entwicklung zu begleiten <strong>und</strong> anzuregen hätten, könnten<br />
Gewichtungsfaktoren, außer der <strong>für</strong> die Integration behinderter Kinder, vollständig entfallen.<br />
Kleinere Gruppen, bzw. ein besserer Personal:Kind-Schlüssel würde anerkennen, dass jedes<br />
Kind besonders ist <strong>und</strong> ein Recht hat seiner Bezugsperson in der Kindertagesstätte<br />
„aufzufallen“. Der Integrationsgedanke sollte sich deshalb auf jedes Kind beziehen, sei es