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Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik

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Anhörung Bayerischer Landtag · 15. Wahlperiode<br />

82. S0, 27. 09. 2007 Wortprotokoll – vom Redner nicht autorisiert<br />

sei zu viel Aufwand, <strong>und</strong> das könnten sie nicht bewältigen.<br />

Als Zweites wollte ich noch das Thema „Bedarfsdeckung“<br />

ansprechen. Wir sind da jetzt einen ganzen<br />

Schritt weitergekommen. Es wird viel gemacht beim<br />

Krippenausbau. Man muss auf jeden Fall bei den Kindergärten<br />

weitermachen <strong>und</strong> das Ganztagsangebot<br />

verstärken. Auch im Hortbereich muss man deutlich aktiver<br />

werden, weil da das Angebot nach wie vor sehr<br />

gering ist. Für Eltern, die berufstätig sind, ist es einfach<br />

sehr, sehr wichtig, dass die Übergänge gesichert sind.<br />

Es nützt niemandem etwas, wenn er zwar sein Kind in<br />

der Krippe hat, aber nachher im Kindergarten wieder vor<br />

dem Problem steht, dass er nur eine vierstündige Betreuung<br />

zur Verfügung hat.<br />

Ich möchte noch einen Randaspekt zu diesem Punkt<br />

erwähnen, der <strong>für</strong> die Eltern aber doch sehr, sehr wichtig<br />

ist. Das ist das Thema „Ferienbetreuung“. Gerade in<br />

den Ferien müssen die Eltern einen Spagat zwischen<br />

Arbeit <strong>und</strong> Betreuung machen, weil nach wie vor viele<br />

Einrichtungen schließen. Wir haben in diesem Sommer<br />

in Regensburg die Erfahrung gemacht, dass das Kinderferienbetreuungsprogramm,<br />

das wir selbst gemeinsam<br />

mit Regensburger Firmen angeboten haben,<br />

unheimlich gut angenommen wurde. Die Eltern haben<br />

uns immer wieder bestätigt, dass der Kraftakt, den sie in<br />

den langen Sommerferien bewältigen müssen, wahnsinnig<br />

anstrengend <strong>und</strong> kaum zu bewältigen ist. Die<br />

Eltern müssen tatsächlich eine Art Urlaubssplitting vornehmen,<br />

damit die Betreuung in den Ferien gewährleistet<br />

ist. Diesen Punkt sollte man in der ganzen Diskussion,<br />

auch bei der Bedarfsdeckung, noch stärker betonen,<br />

dass also eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung<br />

über das ganze Jahr hinweg gewährleistet sein muss.<br />

SVe Gertraud Moderegger-Rifesser (Elternverein der<br />

Horte Bayerns e. V.): Als Vorsitzende des Elternvereins<br />

der Horte Bayerns e. V. bedanke ich mich herzlich <strong>für</strong><br />

die Einladung <strong>und</strong> die Möglichkeit, hier zu sprechen.<br />

Das Thema „Horte“ ist meines Erachtens hier noch viel<br />

zu wenig angesprochen worden. Es mag sein, dass sich<br />

die Öffnungszeiten in den Kindergärten verbessert<br />

haben. An den Horten haben sie sich definitiv verschlechtert.<br />

Alle Horte, die unmittelbar an eine Schule<br />

angegliedert sind, machen jetzt keine Frühöffnung mehr.<br />

Jeder weiß, dass wir die „verlässliche Halbtagsschule“<br />

nicht haben. Bei Horten, bei denen Kindergärten dabei<br />

sind, springen die Kindergärten ein <strong>und</strong> nehmen die<br />

Kinder in der ersten St<strong>und</strong>e. Ich kenne eine Einrichtung,<br />

an der <strong>für</strong> die Frühöffnung im Kindergarten neun Kinder<br />

angemeldet sind <strong>und</strong> de facto mehr als 30 Kinder da<br />

sind. Diese zusätzlichen Kinder kommen aus dem Hort<br />

<strong>und</strong> werden stillschweigend aufgenommen, weil der<br />

Hort keine Frühöffnung mehr hat. Für diese Kinder bekommt<br />

die Einrichtung aber keinen einzigen Euro an Zuschuss.<br />

Die jammern natürlich über diesen wahnsinnigen<br />

Aufwand, der hier betrieben wird <strong>und</strong> den sie auffangen.<br />

Die Kinder waren aber zum Teil schon in dem<br />

Kindergarten, <strong>und</strong> deswegen dürfen sie da weiter hingehen.<br />

Mehrfach wurde das Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrecht der Eltern<br />

angesprochen. Dieses Recht ist gerade durch die Gastkinderregelung<br />

im Hortbereich extrem beschnitten<br />

worden. Auf dem Land gibt es des Öfteren keinen Hort.<br />

Dann nehmen die Eltern ihre Kinder dorthin mit, wo sie<br />

ihre Arbeitsstätte haben. In der Schule ist es überhaupt<br />

kein Problem, die Gastkinderregelung durchzubekommen;<br />

in dem dazugehörigen Hort ist das dann aber<br />

oftmals so gut wie nicht möglich. Das krasseste Beispiel,<br />

das uns zugetragen wurde, stammt aus einer sehr<br />

kleinen Gemeinde in der Nähe von Augsburg. Die Mutter<br />

wollte ihr Kind in einen Hort in Augsburg tun. Sie hat<br />

eine Ablehnung bekommen mit der Begründung, sie<br />

habe am Vormittag <strong>für</strong> sechs St<strong>und</strong>en einen Platz im<br />

Kindergarten <strong>für</strong> das Kind, deswegen werde die Gastkinderregelung<br />

nicht genehmigt. Wenn das solche<br />

Blüten treibt, muss da mit Sicherheit nachgebessert<br />

werden.<br />

Bei der Gastkinderregelung an Horten fällt immer wieder<br />

auf, dass die Gemeinden, wo der Antrag gestellt wird,<br />

zwar keine Einwände dagegen haben, dass die Kinder<br />

in eine andere Einrichtung gehen, aber nichts zahlen<br />

wollen. Eine Befragung, die der Elternverein der Horte<br />

Bayerns e. V. durchgeführt hat in einem Bereich, wo<br />

extrem mit Gastkindern gearbeitet wird, hat ergeben,<br />

dass 40 % der Eltern mehr als 300 Euro <strong>für</strong> einen Hortplatz<br />

zahlen, weil sie alles bezahlen müssen: Sie müssen<br />

den Teil der Kommune, den Teil des Landes Bayern <strong>und</strong><br />

ihren eigenen Teil bezahlen. Das kann’s nicht sein. An<br />

den Horten gibt es mit der Gastkinderregelung immense<br />

Probleme.<br />

Im Hortbereich beobachtet man eines immer wieder; ich<br />

hoffe, dass sich das mit der Eingewöhnung in das Buchungsmodell<br />

irgendwann gibt: Wenn die Mutter einen<br />

Platz <strong>für</strong> ein Kind von mittags bis Ende der Hortzeit benötigt<br />

– das wären im Extremfall sechs St<strong>und</strong>en –, sagt<br />

der Hort: Es tut mir sehr leid, aber damit ich meine Bezuschussung<br />

bekomme, habe ich nur noch drei St<strong>und</strong>en<br />

frei. Die Mutter darf also nur drei St<strong>und</strong>en buchen,<br />

obwohl sie sechs St<strong>und</strong>en brauchen würde. Das ist an<br />

Horten verstärkt zu beobachten <strong>und</strong> hilft den Eltern gar<br />

nichts; denn die restlichen drei St<strong>und</strong>en steht das Kind<br />

auf der Straße.<br />

Mir ist im Fragebogen die Frage aufgefallen, ob denn<br />

die Bedarfsdeckung ausreichend ist. Ich halte diese<br />

Frage <strong>für</strong> den Hortbereich <strong>für</strong> leicht zynisch.<br />

Sie haben eingangs angeregt, wir sollten die Stärken<br />

<strong>und</strong> die Schwächen des BayKiBiG aufzählen. Die ganz<br />

große Stärke des BayKiBiG liegt darin, dass es endlich<br />

ein Gesetz <strong>für</strong> Kinder von 0 bis 14 Jahren gibt. Das ist<br />

andererseits die Schwäche des BayKiBiG. Herr Unterländer,<br />

Sie wissen ganz genau, was ich meine.<br />

Dann wurde immer wieder die demografische Entwicklung<br />

angeführt. Das ist jetzt meine ganz private Meinung:<br />

Warum kommt man immer wieder mit der demografischen<br />

Entwicklung? Man muss sich doch überlegen:<br />

Was will ich? Will ich mehr Kinder, oder will ich<br />

die Plätze wegen der demografischen Entwicklung ab-<br />

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