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Angelika Semmler - KOPS - Universität Konstanz

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4 Analytik<br />

des intakten Peptidions (in Abb. 4.5 unten) verdeutlicht diese Tatsache. Sieht man<br />

von der Fragmentierung der Pbf-Schutzgruppe und der Aminofunktion am C-<br />

Terminus ab, ist das Mutterion (intaktes Peptid) im Wesentlichen nur an einer Stelle<br />

gebrochen, nämlich N-terminal zu Prolin. Die weitere Fragmentierung dieses Ions<br />

(MS(3)-Spektrum) ergab zwar Informationen über die Sequenz, jedoch handelt es<br />

sich dabei um Signale mit einer Intensität von 0,4-19% (Tabelle 4). Die Information<br />

wurde also mehr gesucht als gefunden. Hiermit sind wir an einer Schwachstelle der<br />

De-novo-Sequenzierung angelangt.<br />

Eine ideale Dissoziationsmethode sollte die Bindungen des Peptidrückgrats wahllos<br />

brechen, unabhängig von Peptidlänge, Ladung, m/z-Verhältnis, sterischer Anord-<br />

nung, Aminosäurenzusammensetzung und –abfolge. Eine solche Methode existiert<br />

jedoch nicht. [80] Während der stoßinduzierten Fragmentierung (CID) wird dem<br />

Mutterion in sehr kurzer Zeit (Pico- bis Mikrosekunden) Energie zugeführt, was zum<br />

Bruch der schwächsten Bindung im Molekül führt. Diese schwächste Bindung ist eine<br />

protonierte Amidbindung. Innerhalb eines Peptids besitzen Amidstickstoffe jedoch<br />

unterschiedliche pKb-Werte; somit unterscheiden sie sich in ihrer Labilität und<br />

verhalten sich nicht ideal. [81] Die N-terminale Seite von Prolin gilt als äußerst labile<br />

Stelle. Diese Beobachtung wird in der Literatur als Prolin-Effekt bezeichnet [82] . Hier<br />

führt nicht, wie früher angenommen, die Protonenaffinität von Prolin zur<br />

Fragmentierung, sondern die sterische Instabilität der Prolin-Bindung. [83-85] Es<br />

existiert eine Vielzahl von zum Teil kontrovers diskutierten massenspektrometrischer<br />

Fragementierungsmechanismen, einige davon wurden von Zhang [81] zusammen-<br />

getragen.<br />

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Probenkonzentration und -menge. Alle in der<br />

Arbeit durchgeführten De-novo-Sequenzierungsexperimente erfolgten nach einer<br />

Testabspaltung vom Harz. Hierzu wurde das Peptid von 0,5-10 mg Harz, was in etwa<br />

400-8000 Harzkugeln entspricht, abgespalten und anschließend in 50-100 µl<br />

Lösungsmittel aufgenommen. Bei einem kombinatorischen Ansatz stünde jedoch nur<br />

eine einzige Harzkugel zur Verfügung. Zur erfolgreichen Durchführung der MS(n)-<br />

Experimente am für diese Arbeit zur Verfügung stehenden Massenspektrometer<br />

(Esquire3000 plus ohne Nanoquelle) werden ca. 50 µl Probenlösung benötigt. Dies<br />

würde einer 3 µM-Lösung entsprechen, was unter der Nachweisgrenze des Geräts<br />

liegt.<br />

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