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Kirchliches Asylrecht und Kirchenasyl im demokratischen Rechtsstaat

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<strong>demokratischen</strong> <strong>Rechtsstaat</strong> notwendiges Korrektiv zur Verwirklichung materialer<br />

Gerechtigkeit“ 27, oder sogar: „es gibt ein Gr<strong>und</strong>recht auf <strong>Kirchenasyl</strong>“ 28? Vorliegende<br />

Arbeit dient nicht zuletzt der Versachlichung der Diskussion um das <strong>Kirchenasyl</strong>. 29 Es<br />

gibt trotz gerade in letzter Zeit zahlreich erscheinenden Artikeln zum <strong>Kirchenasyl</strong> <strong>im</strong>mer<br />

noch Klärungsbedarf hinsichtlich mehrerer Fragestellungen.<br />

Zunächst sollen Beispiele geschildert, Zahlen genannt, <strong>Kirchenasyl</strong> in anderen Staaten<br />

knapp skizziert sowie eine Definition des <strong>Kirchenasyl</strong>s gegeben werden, bevor die<br />

Formen des <strong>Kirchenasyl</strong>s vorgestellt werden.<br />

Im Anschluss daran werden der Gang der Darstellung sowie die Vorgehensweise<br />

erläutert.<br />

I. Zahlen, Fakten <strong>und</strong> Hintergründe<br />

Im Laufe der letzten Jahre wurde in zahlreichen Städten ganz Deutschlands<br />

<strong>Kirchenasyl</strong> gewährt: von Hamburg 30 bis Peißenberg 31, von Heidelberg 32 bis Jena 33. In<br />

Berlin 34 <strong>und</strong> Leipzig 35 ebenso wie in Hannover 36 <strong>und</strong> Bremen 37, in Münster 38 <strong>und</strong><br />

Arbeitshilfe zum Gemeinsamen Wort herausgegeben, deren Thema 11 lautet: „Gemeinden leisten<br />

Flüchtlingen Schutz <strong>und</strong> Hilfe („<strong>Kirchenasyl</strong>“)“, s. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland /<br />

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Arbeitshilfe zum Gemeinsamen Wort, S. 94 ff. Die<br />

Arbeitshilfe dokumentiert auf S. 95 ff. die Hauptgedanken der von der Kommission XIV Migration der<br />

Deutschen Bischofskonferenz herausgegebenen Schrift: Hilfe <strong>und</strong> Schutz bedrohter Menschen <strong>im</strong> Einzelfall.<br />

Eine Argumentations- <strong>und</strong> Entscheidungshilfe zum sogenannten „<strong>Kirchenasyl</strong>“, (7.1) bis (7.12), S. 2-4; die<br />

Hauptgedanken der Schrift sind auch wiedergegeben in: KLD-Brief ausländische Flüchtlinge Nr. 29 v. 3.<br />

Dezember 1998, S. 1 f.<br />

26 So die jetzige B<strong>und</strong>esjustizministerin Herta Däubler-Gmelin, vgl. v. Weizsäcker, DRiZ 1994, S. 271.<br />

27 So der Richter am BVerwG Dr. Ralf Rothkegel, ZAR 1997, S. 129 (m. w. Nachw. in Fn. 113).<br />

28 Siegm<strong>und</strong>, S. 156.<br />

29 Vgl. zur bereits 1994 geführten Debatte um das <strong>Kirchenasyl</strong> Osthövener (Hrsg.), Dokumente zum<br />

kirchlichen Zeitgeschehen, S. 97 ff.<br />

30 Bereits 1984 gewährten Hamburger Kirchengemeinden einem indischen Ehepaar <strong>und</strong> einer Philippinin<br />

<strong>Kirchenasyl</strong> ( der „Fall Alviola“); der Fall der Philippinin war sogar Gegenstand einer Bürgerschaftsdebatte,<br />

vgl. FR v. 23.10.1984, Die Welt v. 30.11.1984, S. 5 <strong>und</strong> Quaritsch, S. 52 f. (Fn. 102). Zu einem <strong>Kirchenasyl</strong><br />

für eine kurdische Familie s. ausführlich Die Zeit v. 20.6.1994, zu einem <strong>Kirchenasyl</strong> für eine Roma-<br />

Familie s. FAZ v. 19.6.1995, S. 37.<br />

31 Von 1995 bis 1997 gewährte eine Peißenberger Kirchengemeinde einer serbisch-mazedonischen Familie in<br />

der Herzogsägmühle <strong>Kirchenasyl</strong>, vgl. ausführlich SZ v. 10.1.1995, S. 27, SZ v. 20.1.1995 <strong>und</strong> SZ v.<br />

30.1.1997, S. 47; Joisten (Hrsg.), epd-Bayern Dokumentation 7/1996, S. 39 f.<br />

32 Zum <strong>Kirchenasyl</strong> für eine kurdische Asylbewerberfamilie in einer Heidelberger Kirchengemeinde vgl. z.B.<br />

SZ v. 30.12.1992. Zum Schutz für einen 23jährigen Kurden s. Schmoll, FAZ v. 31.5.1994, S. 5. Vgl. zu<br />

einem <strong>Kirchenasyl</strong> <strong>im</strong> Herbst 1996 für ein iranisches Ehepaar Rapp, Die Entwicklung der<br />

<strong>Kirchenasyl</strong>initiativen 1998, in: Evangelische Akademie Mülhe<strong>im</strong>/Ruhr (Hrsg.), <strong>Kirchenasyl</strong> in der Spannung<br />

zwischen Recht <strong>und</strong> kirchlichem Auftrag, S. 74 ff., 75.<br />

33 Vgl. zum <strong>Kirchenasyl</strong> für 20 von Abschiebung bedrohte Armenier in der Jenaer Stadtkirche (insgesamt<br />

suchten Mitte 1994 r<strong>und</strong> 60 Armenier in Thüringer Kirchen Zuflucht): nah & fern, Heft 17, Februar 1995,<br />

S. 21 f.; FR v. 9.9.1994; SZ v. 10.9.1994, S. 5; SZ v. 12.9.1994; FR v. 17.9.1994; FR v. 20.9.1994; FR v.<br />

23.9.1994; FR v. 22.10.1994; FR v. 28.10.1994; Pro Asyl (Hrsg.), Gewissen läßt sich nicht einfach<br />

abschieben. Broschüre zum Tag des Flüchtlings am 29. September 1995, S. 28 ff. Dorsch/Rosemann,<br />

4

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