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Kirchliches Asylrecht und Kirchenasyl im demokratischen Rechtsstaat

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Kontingentflüchtlingen außerhalb der Asylverfahren stattfindet, 189 kann man die<br />

Kontingentaufnahme zu Recht als eine Form der Asylgewährung ansehen, da auch den<br />

Kontingentflüchtlingen Zuflucht gewährt werden soll, <strong>und</strong> zwar als eine Unterart des<br />

territorialen Asyls, 190 auch wenn sich die Flüchtlinge <strong>im</strong> Zeitpunkt der<br />

Aufnahmeentscheidung i.d.R. noch <strong>im</strong> Ausland aufhalten 191.<br />

Deutschland nahm <strong>im</strong> Laufe der Jahre ca. 38.000 Flüchtlinge als Kontingentflüchtlinge<br />

auf (vornehmlich aus Südostasien (v.a. vietnamesische „boat-people“) <strong>und</strong> aus<br />

Südamerika) sowie r<strong>und</strong> 65.000 jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion, auf<br />

die das Kontingentflüchtlingsgesetz gemäß einer B<strong>und</strong>-Länder-Vereinbarung aus dem<br />

Jahre 1991 analog angewandt wird. 192 Am 1. Januar 1997 befanden sich somit insgesamt<br />

etwa 103.000 Kontingentflüchtlinge auf deutschem Boden, 193 Ende 1997 schätzungsweise<br />

95.000 194.<br />

Wie bereits erwähnt, erfolgt die Aufnahme der Kontingentflüchtlinge außerhalb des<br />

Asylverfahrens. Gem. § 1 Abs. 2 Nr. 2 Asylverfahrensgesetz (AsylVfG) gilt das AsylVfG<br />

nicht für Ausländer i.S.d. Kontingentflüchtlingsgesetzes. Kontingentflüchtlinge sind<br />

damit vom Anwendungsbereich des AsylVfG ausgenommen. 195 Dies bedeutet, dass ein<br />

Kontingentflüchtling keinen (in Anbetracht der häufig fehlenden politischen Verfolgung<br />

oft aussichtslosen) Asylantrag stellen muss <strong>und</strong> kein Asylverfahren durchlaufen muss. 196<br />

Dadurch kann vor allem (auch größeren) Flüchtlingsgruppen aus Bürgerkriegs- <strong>und</strong><br />

Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge, BayVBl. 1980, S. 681 ff. sowie Beitz, Die Rechtsstellung der<br />

Kontingentflüchtlinge, in: Beitz/Wollenschläger (Hrsg.), Handbuch des <strong>Asylrecht</strong>s, Bd. 2, S. 515 ff. <strong>und</strong><br />

K<strong>im</strong>minich, in: Dolzer (Hrsg.), BK, Art. 16 (Drittbearbeitung; Stand: 1984), Rn. 386 ff.<br />

189 Kontingentflüchtlinge können asylberechtigt sein, sie müssen es aber nicht sein (Renner, Ausländerrecht<br />

(Kommentar), § 1 AsylVfG, Rn. 27).<br />

190 Vgl. Wollenschläger, in: Beitz/Wollenschläger, Handbuch des <strong>Asylrecht</strong>s, Bd. 1, S. 68; Renner, Ausländerrecht in<br />

Deutschland, S. 82.<br />

191 Renner, Ausländerrecht in Deutschland, S. 82.<br />

192 Vgl. Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Ausländerfragen (Hrsg.), Daten <strong>und</strong> Fakten zur Ausländersituation, Juni<br />

1999, S. 26, Anm. 1. Vgl. zur Aufnahme jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion auch: VG<br />

München, InfAuslR 1997, S. 476 f. (konstitutiver, die Flüchtlingseigenschaft begründender Charakter der<br />

nach § 2 Kontingentflüchtlingsgesetz erteilten Bescheinigung) <strong>und</strong> VG München, InfAuslR 1997, S. 477 f.<br />

mit Anm. Rittstieg; Der Spiegel, Nr. 22/1996, S. 22 ff.<br />

193 Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Ausländerfragen (Hrsg.), Daten <strong>und</strong> Fakten zur Ausländersituation, Juni<br />

1999, S. 26; Flüchtlinge Nr. 3/Dezember 1997, S. 30.<br />

194 Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Ausländerfragen (Hrsg.), Daten <strong>und</strong> Fakten zur Ausländersituation, Juni<br />

1999, S. 9 <strong>und</strong> 26. Nach der Zugangsstatistik nahm die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>im</strong> Jahr 1992 38.000,<br />

<strong>im</strong> Jahr 1993 53.000, <strong>im</strong> Jahr 1994 67.000 <strong>und</strong> <strong>im</strong> Jahr 1995 88.000 Kontingentflüchtlinge <strong>und</strong> jüdische<br />

Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion auf, s. Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Ausländerfragen (Hrsg.),<br />

a.a.O., S. 26.<br />

195 Der Ausschluss setzt aber voraus, dass der Ausländer tatsächlich nach den Regelungen des<br />

Kontingentflüchtlingsgesetzes behandelt wird. Vgl. auch Marx, AsylVfG, § 1, Rn. 76. Vgl. auch<br />

Schiedermair/Wollenschläger, Bd. 3, 3 E 1, IX. 2., Rn. 497 (S. 214.4), wo der pauschale Ausschluss aller<br />

Kontingentflüchtlinge vom Asylverfahren gem. § 1 Abs. 2 Nr. 2 AsylVfG für verfassungswidrig erachtet<br />

wird.<br />

196 Vgl. auch Wiestner, S. 4, 17, 122 <strong>und</strong> pass<strong>im</strong>; Wollenschläger, BayVBl. 1980, S. 682.<br />

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