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Kirchliches Asylrecht und Kirchenasyl im demokratischen Rechtsstaat

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CIC/1983 aufgestellte Anspruch der Kirche gegenüber jedermann, auch gegenüber den<br />

weltlichen Autoritäten. 280<br />

Can. 1213 CIC/1983 281 ist zwar dem Inhalt nach schwer zu fassen. 282 Mit Robbers 283 ist<br />

der Canon jedoch so auszulegen, dass es der freien Ausübung <strong>und</strong> Vollmacht der<br />

kirchlichen Autorität entgegenstehen dürfte, wenn staatliche Stellen ohne oder gegen den<br />

Willen der kirchlichen Autorität in einen heiligen Ort eindringen (wollen).<br />

Göbel 284 ist der Auffassung, dass die ratio legis des can. 1213 CIC/1983 nicht mehr eine<br />

aus kirchlichem Suprematieanspruch folgende Ingerenz in staatliche Strafverfolgung sein<br />

könne, sondern nurmehr die kirchliche Immunität als Teilaspekt der Freiheit der<br />

besonderen religiösen Sendung der Kirche <strong>und</strong> ihrer gottesdienstlichen Existenz (cann.<br />

834, 840, 1205 CIC/1983), der jede Gewaltanwendung diametral zuwiderlaufe. Auch mit<br />

dieser Ansicht dürfte es vereinbar sein, wenn man für ein Tätigwerden staatlicher Organe<br />

in Kirchen gr<strong>und</strong>sätzlich die vorherige Zust<strong>im</strong>mung der kirchlichen Autorität verlangt.<br />

Dennoch muss Jacobs 285 zugest<strong>im</strong>mt werden, wenn er davon ausgeht, can. 1213<br />

CIC/1917 sei als Auffangtatbestand für das kirchliche <strong>Asylrecht</strong> kaum geeignet <strong>und</strong> so<br />

auch nicht gemeint.<br />

bb) Das Kirchengebäude als res sacra<br />

Als res sacrae (heilige Sachen) werden <strong>im</strong> allgemeinen bewegliche <strong>und</strong> unbewegliche<br />

Sachen bezeichnet, die von einer als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannten<br />

Kirche oder Religionsgemeinschaft zu ihrem unmittelbaren gottesdienstlichen Gebrauch<br />

gewidmet sind. 286 Nach katholischem - wie auch evangelischem - Kirchenrecht sind unter<br />

die Rechtsfigur der res sacrae in erster Linie auch die Kirchengebäude zu fassen. 287 Aus<br />

dem Charakter eines Kirchengebäudes als res sacra alleine kann aber kein Recht auf<br />

Asylgewährung abgeleitet werden. 288<br />

cc) Reverentia loci<br />

280 Reinhardt, in: Lüdicke (Hrsg.), Münsterischer Kommentar zum Codex Iuris Canonici, Bd. 4, can. 1213,<br />

Anm. 1.<br />

281 Diesen Canon meint Robbers (AöR 113 (1988)) auf S. 39 (Text vor Fn. 29), nicht den angegebenen can.<br />

1212 CIC/1983.<br />

282 Walf, S. 226.<br />

283 AöR 113 (1988), S. 39. Für eine weite Auslegung wohl auch Schwendenwein (S. 420), der andeutet, dass das<br />

kirchliche <strong>Asylrecht</strong> <strong>im</strong>plizit in can. 1213 CIC/1983 enthalten sein könnte. Die Frage ebenfalls offen<br />

lassend: Gramlich, S. 200.<br />

284 S. 125.<br />

285 ZevKR 35 (1990), S. 33 f.; ebenso: Riedel-Spangenberger, TThZ 100 (1991), S. 139.<br />

286 Schütz, in: Listl/Pirson (Hrsg.), HdbStKirchR, Bd. 2, S. 3 m. w. Nachw.<br />

287 Schütz, in: Listl/Pirson (Hrsg.), HdbStKirchR, Bd. 2, S. 4 f., 10; vgl. auch can. 1205 CIC/1983.<br />

288 Schütz, in: Listl/Pirson (Hrsg.), HdbStKirchR, Bd. 2, S. 12 (m. w. Nachw. in Fn. 44).<br />

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