schließlich zu selbstzufrie<strong>de</strong>nen Machern? Immerhin wirdMärz schon bald nach seinem Aufstieg als "Großkotz" tituliert383 ) - ob er er es aber wirklich ist, läßt <strong>de</strong>r Romanoffen.Der Vorläufer von solchen Figuren wie März und Gelb istHeinrich Bölls Doktor Murke aus "Doktor Murkes gesammeltesSchweigen". Allerdings ist Murke noch wesentlich stärkerals sie in die Medienhierarchie eingebun<strong>de</strong>n und kann sichallenfalls kleine Freiheiten erkämpfen.Auch Murke möchte sich von <strong>de</strong>n Zwängen <strong>de</strong>s bürokratisiertenMediums befreien. Er schafft es jedoch nicht, diesen Wunschwirksam in die Tat umzusetzen und gewinnt nur persönlicheFreiräume, die ihm Unabhängigkeit nur suggerieren.Das dies nur ein Ersatz ist, zeigen die täglichen Paternosterfahrtenüber die Wen<strong>de</strong>marke hinweg, nach <strong>de</strong>nen Murkezwar das Gefühl hat, eine Angstsituation durchgestan<strong>de</strong>n zuhaben, die ihm aber in seiner abhängigen Tätigkeit natürlichnicht weiterhelfen:"(...) Murke starrte voller Angst auf diese einzigeunverputzte Stelle <strong>de</strong>s Funkhauses, atmete auf, wenndie Kabine sich zurechtgerückt, die Schleuse passiertund sich wie<strong>de</strong>r eingereiht hatte und langsam nach untensank, am fünften, am vierten, am dritten Stockwerkvorbei; Murke wußte, daß seine Angst unbegrün<strong>de</strong>t war:Selbstverständlich wür<strong>de</strong> nie etwas passieren, es konntegar nichts passieren (...)." 384 )Offenbar gelingt es Murke, mit diesem Nervenkitzel Frustrationenabzubauen, <strong>de</strong>nn nach diesen Fahrten ist "(...) erheiter und gelassen, wie eben jemand heiter und gelassenist, <strong>de</strong>r seine Arbeit liebt und versteht." 385 )Nach außen ist Murke stets pflichtbewußt, er ist "(...) immer<strong>de</strong>r erste im Dienst" und stets liebenswürdig 386 ). Dennochahnt zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Intendant, daß Murke in Wahrheitan<strong>de</strong>re Vorstellungen von seiner Arbeit hat und schätzt ihnals "intellektuelle Bestie" ein:"(...) er hatte ihn engagiert, so wie ein Zoodirektor,<strong>de</strong>ssen Liebe eigentlich <strong>de</strong>n Kaninchen und Rehengehört, natürlich auch Raubtiere anschafft, weil ineinem Zoo eben Raubtiere gehören - aber die Liebe <strong>de</strong>sIntendanten gehörte eben doch <strong>de</strong>n Kaninchen und Rehen,383) Matthias Nolte: Großkotz, a.a.O., S. 275384) Heinrich Böll: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen,a.a.O., S. 9385) ebenda, S. 10386) ebenda, S. 10
und Murke war für ihn eine intellektuelle Bestie." 387 )Tatsächlich legt Murke Scha<strong>de</strong>nfreu<strong>de</strong> und einige Hinterhältigkeitan <strong>de</strong>n Tag, als ihm Bur-Malottke im Studioausgeliefert ist. Er läßt ihn 'leerlaufen', in<strong>de</strong>m er Tonbandund Lautsprecher abschaltet:"(...) dann schaltete er plötzlich Bur-Malottke aus,brachte das ablaufen<strong>de</strong> Band , das Bur-Malottkes Worteaufnahm, zum Stillstand und wei<strong>de</strong>te sich daran, Bur-Malottke stumm wie einen dicken, sehr schönen Fischhinter <strong>de</strong>r Glaswand zu sehen. Er schaltete sich ein,sagte ruhig ins Studio hinein: 'Es tut mir leid, aberunser Band war <strong>de</strong>fekt, und ich muß sie bitten, nocheinmal von vorne (...) zu beginnen.'" 388 )Schließlich rächt er sich auch an Bur-Malottke für die ihmunliebsame Arbeit, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>ssen schlechtere Tonbandaufnahmefür die Sendung verwen<strong>de</strong>t. 389 )Auf die I<strong>de</strong>e, daß er Bur-Malottke auch offen kritisierenkönnte, kommt Murke gar nicht - vielleicht ist er auch zufeige zu offener Konfrontation.Aber Murke könnte auch die Vergeblichkeit von offenemProtest einkalkulieren, so interpretiert ErhardFriedrichsmeyer sein Verhalten:"Er han<strong>de</strong>lt nicht aus Prinzip, son<strong>de</strong>rn aus Verschlagenheit,wenn er vor <strong>de</strong>m uneingeschränkten und gefährlichenMachthaber im Funkhaus schweigt, diesen aberzwickt und kneift. Damit tritt er nach <strong>de</strong>rselben Losungan, die Bur-Malottke vertritt. Sie ist dasPrinzip hierarchischer Machtordnung, das Böll immerwie<strong>de</strong>r (...) als Quintessenz unserer Welt anprangert."390 )Letztlich versagt Murke, er paßt sich <strong>de</strong>m System an, wenner es auch insgeheim boykottiert, in<strong>de</strong>m er Schweigen sammelt(eben das Gegenteil von Hörfunk). Auch er trägt Züge<strong>de</strong>s Anpassers.Mit <strong>de</strong>r Satire <strong>de</strong>s Doktor Murke zeigt Böll "<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rsinn387) ebenda, S. 12f.388) ebenda, S. 20389) ebenda, S. 32390) Erhard Friedrichsmeyer: Die satirische Kurzprosa HeinrichBölls, a.a.O., S. 16f.
- Seite 1:
Darstellungen des Journalismusin de
- Seite 4 und 5:
5. Fiktive Journalisten als Handlun
- Seite 6 und 7:
Mit dieser Untersuchung möchte ich
- Seite 8 und 9:
"1. Pressewesen;2. Sammelbezeichnun
- Seite 10 und 11:
auf Veränderungen innerhalb einer
- Seite 12 und 13:
2. Vorliegende Untersuchungen zum T
- Seite 14 und 15:
das er ausführlich vorstellt und a
- Seite 16 und 17:
Lilienthal schreibt in seiner Kriti
- Seite 18 und 19:
"definierte sich als elitärer Füh
- Seite 20 und 21:
werden muß. 50 ) Tatsächlich wert
- Seite 22 und 23:
"Der Romanjournalist ist frei von d
- Seite 24 und 25:
gang diskutiert - in der Literatur
- Seite 26 und 27:
Auswahltätigkeiten vorproduzierter
- Seite 28 und 29:
wieder durch zunehmenden politische
- Seite 30 und 31:
gleitet wurde 92 ), wird seit 1984
- Seite 32 und 33:
noch weit stärker als in den öffe
- Seite 34 und 35:
Meinung eigenverantwortlich zu äu
- Seite 36 und 37:
Somit bestehen in Deutschland zwei
- Seite 38 und 39:
4. Journalismus als Arbeitsfeld des
- Seite 40 und 41:
die Technik der "Neuen Medien" wird
- Seite 42 und 43:
sagte: Füttere mich, Klatschklatsc
- Seite 44 und 45:
Überstunden." 141 )Anders in "Big
- Seite 46 und 47:
"(...) aber für kaum einen unter u
- Seite 48 und 49:
Damit rückt Feldmann auf eine Stuf
- Seite 50 und 51:
Bild der Protagonist von seinem Che
- Seite 52 und 53: untersuchten Erzähltexten nicht. O
- Seite 54 und 55: Aber auch hier gilt letztlich das W
- Seite 56 und 57: ansehen.'" 190 )Schon in "Doktor Mu
- Seite 58 und 59: "Im Alberto, wie vorher im Da Bruno
- Seite 60 und 61: Vor allem Born, Meckel, Walser und
- Seite 62 und 63: auf dem Posten sein, hat er dann ge
- Seite 64 und 65: gesetzten das Projekt hintertreiben
- Seite 66 und 67: mende Abstumpfung eines einst kämp
- Seite 68 und 69: der Perspektive des Redakteurs Blum
- Seite 70 und 71: sich als Amtsperson aus. Morlock is
- Seite 72 und 73: Neben Archivrecherche und Interview
- Seite 74 und 75: tion des Schreibenden mit körperli
- Seite 76 und 77: des Schreibens. Auch diese Überleg
- Seite 78 und 79: 4.4. Zusammenfassende Schlußfolger
- Seite 80 und 81: 5. Fiktive Journalisten als Handlun
- Seite 82 und 83: Profi, der mit seiner Arbeit keine
- Seite 84 und 85: einer Illustrierten und geht nur vo
- Seite 86 und 87: mann ihn zurück:"(...) Hoffmanns G
- Seite 88 und 89: "Sollten sich bei der Schilderung g
- Seite 90 und 91: Dementsprechend geht er vor: Er kom
- Seite 92 und 93: zerrissen. Das war echt brutal. Nat
- Seite 94 und 95: vor, wenn er sich im Konflikt zwisc
- Seite 96 und 97: "(...) freundlich ist, aber nicht f
- Seite 98 und 99: "'Ich kenne diese Sprüche aus Fern
- Seite 100 und 101: Gelb und März sind überaus experi
- Seite 104 und 105: und die Widernatur bestehender Verh
- Seite 106 und 107: sensreste packen, damit sie beim n
- Seite 108 und 109: eigentlich meine Erinnerung, die si
- Seite 110 und 111: einen wahrheitsgetreuen und einen f
- Seite 112 und 113: das? Nimm ihn zurück, ich hab ihn
- Seite 114 und 115: Der Auslandskorrespondent in Borns
- Seite 116 und 117: Veränderung der Zustände im Rundf
- Seite 118 und 119: mehr gerecht wird.Große Storys, di
- Seite 120 und 121: nehmen und deshalb einseitige Beric
- Seite 122 und 123: Er ist ständig bemüht, den über
- Seite 124 und 125: vor sich herträgt, läßt ihn läc
- Seite 126 und 127: weil ihm meine Nase nicht paßt (..
- Seite 128 und 129: er sich um seine Rückkehr in der R
- Seite 130 und 131: dustriellen aufgelesen, der gerade
- Seite 132 und 133: in die Redaktion zurückkehrt, hat
- Seite 134 und 135: "Das Projekt Eden" und Blumer aus O
- Seite 136 und 137: nungen nicht einlösbar sind:"Ich h
- Seite 138 und 139: finden, die seinen gesellschaftlich
- Seite 140 und 141: Beziehung zum oft ernüchternden Me
- Seite 142 und 143: von diesem Einsatzort Beirut, an de
- Seite 144 und 145: Der Aufenthalt in Beirut verschafft
- Seite 146 und 147: An diesem Punkt fließen Erfahrunge
- Seite 148 und 149: "Er wollte auch, daß es mit ihm no
- Seite 150 und 151: Laschen gewinnt mit diesem zentrale
- Seite 152 und 153:
Etwas wie ein Stolz war da, weil er
- Seite 154 und 155:
Gerade die Staub-Metapher bildet ei
- Seite 156 und 157:
So wird die Kälte in Hamburg immer
- Seite 158 und 159:
Mit diesen Entwicklungsansätzen se
- Seite 160 und 161:
7. Das Verhältnis der Autoren zu i
- Seite 162 und 163:
in den Medien - und darüberhinaus
- Seite 165 und 166:
Besondere, Individuelle, Zufällige
- Seite 167 und 168:
ücken daneben auch Berufsbeschrän
- Seite 169 und 170:
Therapie einschließt, nämlich den
- Seite 171 und 172:
einem ganz anderen Beruf: Springer
- Seite 173 und 174:
daß die rein sachliche Information
- Seite 175 und 176:
7.2. EXKURS: Journalistische Aspekt
- Seite 177 und 178:
erträgliches Maß überschritten w
- Seite 179 und 180:
von der DDR-Literaturauffassung ent
- Seite 181 und 182:
8. ZusammenfassungDie dieser Arbeit
- Seite 183 und 184:
Der Typ des "Gerissenen" stellt ein
- Seite 185 und 186:
Dabei wird thematisiert, was die be
- Seite 187 und 188:
9. Anhang9.1. PrimärtexteJürgen B
- Seite 189 und 190:
Michael Springer: Bronnen, Hamburg
- Seite 191 und 192:
Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
- Seite 193 und 194:
Zustände. 'Der Ausstieg' von Gert
- Seite 195 und 196:
Werner Lambertz: Probleme der weite
- Seite 197 und 198:
Uwe Schultz: Der Mensch auf der Flu
- Seite 199 und 200:
Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9