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Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

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vor sich herträgt, läßt ihn lächerlich erscheinen und machtdie Satire dieses "satirischen" Romans aus.Der Fernsehredakteur Franz Jostes aus Otto JägersbergsErzählung durchschaut diesen Typus <strong>de</strong>s angepaßten Möchtegern-I<strong>de</strong>alisten.Sein Chef Glasendorf scheint Dohl ähnlichzu sein:"Im Fahrstuhl zücken die Burschen plötzlich einParteibuch links von <strong>de</strong>r Mitte, und hinterm Schreibtischmauern sie die 'Ausgewogenheit'." 486 )Jostes braucht diese Selbstbeschwichtigungen nicht. Er gibtoffen zu, angepaßt zu sein und "mit viel Fleiß und Geschick"seine Berichte seicht zu formulieren, "damit sienieman<strong>de</strong>m weh tun". 487 ) Er produziert "geputzte" Fernsehbeiträgemit viel Bildmaterial, die absichtlich zu "beliebigemBrei" wer<strong>de</strong>n und zu allem Überfluß auch noch miteinem "netten" Text versehen wer<strong>de</strong>n. 488 )Er weiß, daß er journalistischen Berufsi<strong>de</strong>alen nicht mehrentspricht, "ein schlaffer Typ gewor<strong>de</strong>n" ist. Und er hatAngst vor Repressionen. 489 ) Nur mit Alkohol läßt sich <strong>de</strong>rJob beim Fernsehen und die eigene Anpassung noch ertragen:"Beschissener kann man nicht leben. Auf <strong>de</strong>m Lokussitzen und sich mit Büchsenbier bekleckern, Angst umseinen Job haben und nicht wissen, was war." 490 )Jostes nimmt sogar Valium, um <strong>de</strong>r beruflichen Langweile zuentfliehen. 491 )Wo Walser und Ebert ein überzogenes Bild <strong>de</strong>s resigniertenMedienarbeiters zeigen, um <strong>de</strong>n journalistischen Anpasserals negatives Gegenbild bloßzustellen, dürfte Jägersbergmit <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Jostes nahe an <strong>de</strong>r Realität liegen.Er zeigt einen pragmatisch <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Redakteur, <strong>de</strong>r zwarjournalistische I<strong>de</strong>ale hatte, sie aber <strong>de</strong>n beruflichenGegebenheiten zu opfern wußte, als es um seine Karriereging. Ein gesicherter, wenn auch langweiliger Job ist ihmwichtiger als das vielleicht interessantere, aber unsichereLeben eines freien Mitarbeiters.Jostes schlägt sich so durch, er kennt keine Tugen<strong>de</strong>n undfällt im Betrieb einer Rundfunkanstalt nicht weiter auf.486) Otto Jägersberg: Der Fernsehreporter unterwegs, hoppla,a.a.O., S. 130487) ebenda488) ebenda, S. 134489) ebenda, S. 144490) ebenda, S. 142491) ebenda, S. 139

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