vor sich herträgt, läßt ihn lächerlich erscheinen und machtdie Satire dieses "satirischen" Romans aus.Der Fernsehredakteur Franz Jostes aus Otto JägersbergsErzählung durchschaut diesen Typus <strong>de</strong>s angepaßten Möchtegern-I<strong>de</strong>alisten.Sein Chef Glasendorf scheint Dohl ähnlichzu sein:"Im Fahrstuhl zücken die Burschen plötzlich einParteibuch links von <strong>de</strong>r Mitte, und hinterm Schreibtischmauern sie die 'Ausgewogenheit'." 486 )Jostes braucht diese Selbstbeschwichtigungen nicht. Er gibtoffen zu, angepaßt zu sein und "mit viel Fleiß und Geschick"seine Berichte seicht zu formulieren, "damit sienieman<strong>de</strong>m weh tun". 487 ) Er produziert "geputzte" Fernsehbeiträgemit viel Bildmaterial, die absichtlich zu "beliebigemBrei" wer<strong>de</strong>n und zu allem Überfluß auch noch miteinem "netten" Text versehen wer<strong>de</strong>n. 488 )Er weiß, daß er journalistischen Berufsi<strong>de</strong>alen nicht mehrentspricht, "ein schlaffer Typ gewor<strong>de</strong>n" ist. Und er hatAngst vor Repressionen. 489 ) Nur mit Alkohol läßt sich <strong>de</strong>rJob beim Fernsehen und die eigene Anpassung noch ertragen:"Beschissener kann man nicht leben. Auf <strong>de</strong>m Lokussitzen und sich mit Büchsenbier bekleckern, Angst umseinen Job haben und nicht wissen, was war." 490 )Jostes nimmt sogar Valium, um <strong>de</strong>r beruflichen Langweile zuentfliehen. 491 )Wo Walser und Ebert ein überzogenes Bild <strong>de</strong>s resigniertenMedienarbeiters zeigen, um <strong>de</strong>n journalistischen Anpasserals negatives Gegenbild bloßzustellen, dürfte Jägersbergmit <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Jostes nahe an <strong>de</strong>r Realität liegen.Er zeigt einen pragmatisch <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Redakteur, <strong>de</strong>r zwarjournalistische I<strong>de</strong>ale hatte, sie aber <strong>de</strong>n beruflichenGegebenheiten zu opfern wußte, als es um seine Karriereging. Ein gesicherter, wenn auch langweiliger Job ist ihmwichtiger als das vielleicht interessantere, aber unsichereLeben eines freien Mitarbeiters.Jostes schlägt sich so durch, er kennt keine Tugen<strong>de</strong>n undfällt im Betrieb einer Rundfunkanstalt nicht weiter auf.486) Otto Jägersberg: Der Fernsehreporter unterwegs, hoppla,a.a.O., S. 130487) ebenda488) ebenda, S. 134489) ebenda, S. 144490) ebenda, S. 142491) ebenda, S. 139
Das sieht er auch selber so:"Seit siebzehn Jahren schleich ich durch die Lan<strong>de</strong> fürmehr Information, Aufklärung und Unterhaltung." 492 )Neben einer Reihe von I<strong>de</strong>alisten fin<strong>de</strong>n sich aber aucheinige Macher in <strong>de</strong>r Kategorie <strong>de</strong>r Angepaßten wie<strong>de</strong>r. Machtist offenbar am leichtesten durch Anpassung zu erlangen un<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rt gleichzeitig neben persönlicher Autorität fortgesetzttaktisches Verhalten, um die errungene Position zusichern.Extremster Fall ist Bölls Fritz Tolm in "Fürsorgliche Belagerung",<strong>de</strong>r allerdings weniger Machtfaktor als vielmehr"Museumschef" <strong>de</strong>s Verlages ist. 493 ) Tolm läßt sich in seinerMachtfülle treiben von <strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>r Geschäftsführer<strong>de</strong>s Unternehmens 494 ), genießt ansonsten seinen Wohlstand495 ) und weiß nichts Neues zu sagen, weshalb er dieI<strong>de</strong>e von Interviews auf Vorrat ersinnt:"'Weißt du, während <strong>de</strong>r Interviews kam mir die I<strong>de</strong>e:Man könnte sie für Funk und Fernsehen auf Vorratgeben, sozusagen als Konserve: zur Frage <strong>de</strong>r Fusion,zu Lohnfragen, zu kulturellen Fragen, zur Innen- undAußenpolitik, zu Sicherheitsfragen. Man könnte sogarleichte Variationen einbringen, die <strong>de</strong>n Anschein vonAktualität erzeugen.'" 496 )Mit dieser Aussage karikiert Böll nicht nur seine FigurTolm, die von <strong>de</strong>r Aktualität <strong>de</strong>s Journalismus nichts versteht,son<strong>de</strong>rn auch die 'realen' Politiker , von <strong>de</strong>renzuweilen sinnentleerten Aussagen Tolm die I<strong>de</strong>e abgeleitetzu haben scheint.Auch Wehrenberg in Breests "Dünnhäuter" ist trotz persönlicherAutorität eine eigentlich traurige Figur. Sogarseine Mitarbeiter merken, wie er sich vor Verantwortungdrückt 497 ) und Angst vor Konflikten hat. Als <strong>de</strong>r Redakteureiner direkten Konfrontation nicht aus <strong>de</strong>m Wege gehen will,reagiert Wehrenberg sogar fast weinerlich:"'Ungerecht behan<strong>de</strong>lt - Sie sind wirklich naiv. Wervon uns wird <strong>de</strong>nn nicht tagtäglich ungerecht behan<strong>de</strong>lt?Wer von uns allen, <strong>de</strong>n Intendanten eingeschlossen?Meinen Sie, ich fin<strong>de</strong> nichts dabei, wenn <strong>de</strong>rIntendant mich wie einen dummen Jungen behan<strong>de</strong>lt, nur492) ebenda, S. 144493) Heinrich Böll: Fürsorgliche Belagerung, a.a.O, S. 81494) ebenda, S. 100495) ebenda, S. 99496) ebenda, S. 203497) Jürgen Breest: Dünnhäuter, a.a.O., S. 49, 59
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"Der Romanjournalist ist frei von d
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die Technik der "Neuen Medien" wird
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sagte: Füttere mich, Klatschklatsc
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Überstunden." 141 )Anders in "Big
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"(...) aber für kaum einen unter u
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Damit rückt Feldmann auf eine Stuf
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Bild der Protagonist von seinem Che
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untersuchten Erzähltexten nicht. O
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Aber auch hier gilt letztlich das W
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ansehen.'" 190 )Schon in "Doktor Mu
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"Im Alberto, wie vorher im Da Bruno
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Vor allem Born, Meckel, Walser und
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auf dem Posten sein, hat er dann ge
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gesetzten das Projekt hintertreiben
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mende Abstumpfung eines einst kämp
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der Perspektive des Redakteurs Blum
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sich als Amtsperson aus. Morlock is
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Neben Archivrecherche und Interview
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erträgliches Maß überschritten w
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8. ZusammenfassungDie dieser Arbeit
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Michael Springer: Bronnen, Hamburg
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Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
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Zustände. 'Der Ausstieg' von Gert
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Werner Lambertz: Probleme der weite
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Uwe Schultz: Der Mensch auf der Flu
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Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9