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Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

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7.2. EXKURS: Journalistische Aspekte <strong>de</strong>s Schriftstellersin <strong>de</strong>r DDRDie Tatsache, daß die journalistische Berichterstattung in<strong>de</strong>r DDR eng an Kontrollorgane <strong>de</strong>r SED gekoppelt ist und daherfast in allen Einzelheiten auf eine offizielle staatlicheLinie festgelegt wird, führt zu <strong>de</strong>r skurrilen Situation,daß so manche Nachricht - wenn überhaupt - erstüber fiktionale Texte die Bürger <strong>de</strong>r DDR erreicht.Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, daß die SED in<strong>de</strong>r Literatur Lockerungen <strong>de</strong>r politischen Doktrin offenbarnoch am ehesten hinnimmt, während die Beschränkungen <strong>de</strong>rPresse konstant bleiben o<strong>de</strong>r sich sogar noch verschärfen.668 )Vor Beginn <strong>de</strong>r Leipziger Buchmesse 1988 wur<strong>de</strong> eine Reihevorher in <strong>de</strong>r DDR verbotener Bücher zur Veröffentlichungangekündigt. Darunter befand sich zunächst auch <strong>de</strong>r Roman"Flugasche" von Monika Maron. Allerdings wur<strong>de</strong> dieseAnkündigung später zurückgezogen, weil es zu Unstimmigkeitenzwischen <strong>de</strong>r Autorin und <strong>de</strong>n DDR-Behör<strong>de</strong>n gekommenwar:"1986 [hatte, P.B.] Klaus Höppke, für Literaturzuständiger Kultusminister <strong>de</strong>r DDR, in einem West-Interview[erklärt], man wer<strong>de</strong> das Buch drucken, wennsich die Autorin mit einem Verlag verständige. Sienahm ihn beim Wort, und <strong>de</strong>r Aufbau-Verlag sagte tatsächlichdie Veröffentlichung zu. Doch dann begann <strong>de</strong>rBriefwechsel zwischen Monika Maron und Joseph vonWestfalen im ZEITmagazin und bot einen Vorwand, dasVersprechen nicht einzuhalten. 'Unappetitlich' nannte<strong>de</strong>r Verlagsleiter Elmar Faber die Briefe <strong>de</strong>r Maron inaller Öffentlichkeit während <strong>de</strong>r LeipzigerBuchmesse." 669 )Dieses restriktive Vorgehen zeigt, wie schwer es ist, dieGenehmigungsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR einzuschätzen. Die Autorenhaben letztlich keine Rechtssicherheit, weil ihre Textenicht nach festen Kriterien, son<strong>de</strong>rn auch nach <strong>de</strong>m politischemKlima beurteilt wer<strong>de</strong>n. Wohl nicht zuletzt aufgrunddieses Vorfalls entschloß sich Monika Maron, in <strong>de</strong>n Westen668) Für eine Verschärfung <strong>de</strong>r Presserestriktionen sprechendie Verbote von Kirchenzeitungen sowie einiger sowjetischerPublikationen (z.B. "Sputnik") im Jahr 1988.669) Volker Hage: Alles zu wenig, alles zu spät. Steht dieKulturpolitik <strong>de</strong>r DDR vor einer Wen<strong>de</strong>?, in: Die Zeit,Nr. 25, 17.6.1988, S. 38

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