Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

"Er hatte recht, ich rutschte immer weiter ab, dafürwerde ich bezahlt, ein Hausautor, wie es in derSendersprache heißt; das Beste, was man einemHausautor sagen kann: Die Stoffbewilligung wurdeerteilt. Geliefert, gesendet, Feierabend." 508 )Außerdem werden seine Produktionen vom Sender überwacht,indem "Teilhaber" an der Niederschrift des Drehbuchsmitwirken. 509 ) So wird ein Drehbuch unpersönlich gemacht undverkommt zur Ware: Der Drehbuchautor ist ein Lohnschreiber510 ), er "funktioniert" 511 ).Die Erzählerfigur bricht aus diesen Abhängigkeiten in die"Erfüllungsschreiberei" 512 ) aus. Die Form des Romans gibtihm die Möglichkeit, als Autor erkennbar zu bleiben und dieVerwertung selbst zu kontrollieren - gerade letzteres istfür ihn wichtig, weil Drehbücher schon vor Fertigstellungin den Besitz des Rundfunks übergehen und, nach Beliebender Redakteure, unproduziert in den Archiven ("Grabkammern")des Senders landen können. 513 ) Der Roman verhilft ihmzu einem neuen Freiheitsgefühl in der Arbeit:"Schreiben, so wie man lebt, geht, sieht, vögelt, Lustauf morgen hat." 514 )Letztlich scheitert diese Illusion vom neuen, unbeschwertenSchreiben in der Almhütte aber, denn der Erzähler kannseine bürgerlichen Zivilisationsängste nicht ganz abschütteln.Hans C. Blumenberg schreibt in seiner Kritik:"So scheitert das Experiment ziemlich kläglich, unddie 'Bilderfabrik' hat einen ihrer kompetentesten Arbeiterwieder. Aber es könnte immherhin sein, daß erweniger beflissen funktioniert als zuvor." 515 )Um eine Abenteuerreise zu unternehmen, entfernt sich derehemalige "Spiegel"-Redakteur Herbert Hensmann zeitweiligvon seinem Arbeitsplatz.Bei ihm kommt dieser Ausstieg allerdings weniger durch Absichtals vielmehr eine Verkettung von Zufällen zustande:Er verunglückt mit einem Surfbrett und wird von einem In-508) Günter Seuren: Die fünftee Jahreszeit, a.a.O., S. 179509) ebenda, S. 178510) ebenda, S. 227511) ebenda, S. 404512) ebenda, S. 318513) ebenda, S. 73514) ebenda, S. 327515) Hans B. Blumenberg: Kassiber aus der Zwangsanstalt.Die Arbeitswelt des Fernsehens in zwei Romanen, in:Die Zeit, 12.10.1979, Literatur, S. 4