Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

Aber auch hier gilt letztlich das Wort des Chefredakteurs.Die Einwände Kilians werden höflich besprochen, aberschließlich bestimmt abgewiesen.Allerdings kann man bei einem so väterlichen Chef wohl kaumvon einem "Gegenspieler" sprechen, es handelt sich eher umeine organisierende und planende Zentralfigur, die um Abwägungaller Positionen bemüht ist - auch wenn sie schließlichdas letzte Wort behält.In manchen der untersuchten Erzähltexte zeigen die Autorenneben individueller Auseinandersetzung des Journalisten mitKollegen und Vorgesetzten auch das Zusammenspiel der ganzenRedaktion. Schauplatz solcher Schilderungen sind die Orte,an denen die Akteure beruflich zusammentreffen - also etwadie Redaktionskonferenz einer Zeitung - oder die Kaffeeteria,Kantine oder Stammkneipe, in der sich die Journalistenzu eher privaten Gesprächen begegnen.Die Redaktionskonferenzen zeigen Kompetenzaufteilungen undVerhältnisse der Redakteure untereinander und zum Chefredakteurnoch einmal besonders deutlich.Außer von Ebert 183 ) wird auch in Monika Marons"Flugasche" 184 ) und Mathias Noltes "Großkotz" 185 ) die strengeSitzordnung hervorgehoben, die Hierarchie also betont.Mehrere Autoren schildern die Atmoshäre vor und währendsolchen Sitzungen, die Redakteure beobachten einandergespannt und hoffen, daß keine unangenehmen Themen zurSprache kommen.In Nicolas Borns "Die Fälschung" schildert der Erzähler dieVorgänge, wie sie der Auslandskorespondent Laschen in seinerHeimatredaktion erlebt. Er ist nur sehr selten bei solchenSitzungen anwesend und beobachtet daher unvoreingenommen:"Die Tür ging noch ein paarmal auf, und auf Zehenspitzennäherten sich Kollegen einem leeren Stuhl; sieschienen aufgewühlt oder gerade noch einer wilden Raufereientkommen, aber all ihre entschuldigende Behutsamkeitverhinderte nicht, daß sie von allen bereitsAnwesenden angestarrt wurden." 186 )Wolfgang Ebert schildert, wie ein unangenehmes Thema vonden Redakteuren in der Konferenz zunächst umschifft wird,183) Wolfgang Ebert: Der Blattmacher, a.a.O., S.54; sieheoben.184) Monika Maronn: Flugasche, Roman, Frankfurt a.M. 1981,hier Frankfurt a.M. 1984185) Mathias Nolte: Großkotz, a.a.O., S. 212186) Nicolas Born: Die Fälschung, a.a.O., S. 298f.