Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

noch weit stärker als in den öffentlich-rechtlichen Anstalten.Der Journalist wird in seiner täglichen Arbeit weitgehendvon ökonomischen und werbestrategischen Zwängen bestimmt.Außerdem ist der Arbeitsplatz des Journalisten bei weitemnicht so sicher wie in den öffentlich-rechtlichen Anstalten:Nicht alle neuen Sender werden auf Dauer überleben,mancher neue Arbeitsplatz wird durch Pleiten - wie z.B.kürzlich beim zunächst als vorbildlich geltenden privatenHamburger Hörfunksender "Radio Korah" - wieder verlorengehen.98 )Die fortschreitende Kommerzialisierung führt dazu, daßJournalisten zunehmend zu 'Unterhaltungsmachern' werden undanspruchsvolle Programmideen nicht mehr verwirklichen können.Wo sie nicht selbst Talk- oder Spielshows und Werbesendungenmoderieren, füllen sie die Lücken zwischen denSpielfilmen und Musiksendungen, indem sie kurze vorproduzierteNachrichtenspots begleiten - journalistischeAnsprüche bleiben dabei auf der Strecke.3.4. Die Perspektive eines "neuen" JournalismusDie weitgehend perspektivenlose Lage im Journalismus führtetrotz neuer Medienentwicklungen in den letzten beidenJahrzehnten zu einigen völlig neuen Arten journalistischerBerichterstattung, die sich unter dem Begriff "Neuer Journalismus"zusammenfassen lassen.Allen neuen Journalismus-Tendenzen gemeinsam ist eine Abkehrvom Anspruch der Objektivität bwz. des Nicht-Beteiligtseinsam berichteten Geschehen. Journalisten greifenneuerdings in das Geschehen ein, ergreifen Partei und erforscheneinen Sachverhalt auf eigene Faust. Sie machensich zum Anwalt der vermeintlich Schwachen. 99 )Die Tendenzen des amerikanischen Journalismus werden durchwegzum Vorbild gemacht,denn die Watergate-Affäre ist dasIdealbild des neuen engagierten Journalisten. 100 ) Deshalb98) Siehe Ingrid Scheithauer, a.a.O.; zu "Radio Korah":N.N.: Falsch reingeeiert, in: Der Spiegel, Nr. 371988, S. 93-95 und Angela Oelckers: Wer, bitte, sendethier? Wie die Leute von Radio Korah den Bankrott ignorieren,in: Die Zeit, Nr. 38, 16.9.1988, S. 18.99) Siegfried Weischenberg: Journalismus, a.a.O., S. 98f.100) Siehe z.B. James H. Dygert: The investigative Journalist,Englewood Cliffs, New York 1976, S. 8ff.