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Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

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umzusie<strong>de</strong>ln, sie lebt seit <strong>de</strong>m 3.6.1988 in Hamburg - allerdings,wie Jurek Becker, mit Son<strong>de</strong>rstatus und DDR-Paß, eineRückkehr ist also möglich. 670 )An diesem Beispiel wird <strong>de</strong>utlich, welche Wirkungen <strong>de</strong>r Literaturvon <strong>de</strong>n offiziellen Stellen zugetraut wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nnwer verbietet, befürchtet wohl politische und gesellschftlicheFolgen einer Veröffentlichung.Tatsächlich wer<strong>de</strong>n literarische Texte in <strong>de</strong>r DDR an<strong>de</strong>rsrezipiert als im Westen, <strong>de</strong>nn von <strong>de</strong>n Autoren wird nichtnur Unterhaltung, son<strong>de</strong>rn auch Orientierungshilfe erwartet.Irma Hanke schil<strong>de</strong>rt in einer Untersuchung über die erzählen<strong>de</strong>Gegenwartsliteratur <strong>de</strong>r DDR, warum dies so ist:"Sie [Irma Hanke, P.B.] macht <strong>de</strong>utlich, daß dasLesepublikum in <strong>de</strong>r DDR ganz wesentlich auf dieSchriftsteller <strong>de</strong>r eigenen Gesellschaft angewiesen istund daß von diesen daher Orientierungshilfe erwartetwird. Diese Orientierungshilfe wer<strong>de</strong> umso wichtiger,je mehr die Glaubwürdigkeit und Aussagefähigkeit öffentlicherMedien in Frage gestellt erscheinen." 671 )Die Erwartung <strong>de</strong>s Publikums beinhaltet aber auch gleichzeitigeine große Verantwortung für die Autoren. Sie müssenabwägen zwischen Anpassung an staatliche literarische Vorstellungen,die eine Veröffentlichung sicherstellen, undoffener Kritik, die immer <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>s Verbots ausgesetztist und <strong>de</strong>shalb für das Publikum <strong>de</strong>r DDR vielleicht unerreichbarbleibt.Schon die wenigen in meiner Untersuchung enthaltenen Textevon DDR-Autoren zeigen, wie groß diese Bandbreite <strong>de</strong>r Kritiksein kann. Sie reicht von vorsichtigen An<strong>de</strong>utungen <strong>de</strong>ssystemtreuen Hermann Kant über verstecktes, wenn auch <strong>de</strong>utlichesAnprangern von Konformität bei Günter <strong>de</strong> Bruyn biszu offener Systemschelte bei Monika Maron o<strong>de</strong>r - noch direkter- Britte Klump.Keiner dieser Autoren stellt allerdings das sozialistischeSystem grundsätzlich in Frage, selbst Brigitte Klump nicht.Ihnen geht es durchgängig um konstruktive Verbesserungeninnerhalb <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n 'realsozialistischen' DDR, <strong>de</strong>renunerträgliche Auswüchse sie bekämpft wissen wollen: Bespitzelungund Kontrolle, Willkür und Zensur.Brigitte Klump formuliert, wo für viele Autoren ein670) ebenda671) Piet Hein: Autoren, Literatur und Publizistik in <strong>de</strong>rDDR: Sagbares und seine Grenzen (Literaturkritik vonWissenschaftsliteratur über die DDR), in: Das Parlament,Nr. 25/26, 17./24.6.1988, S. 15

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