Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

auch Kulturjournalisten, deren Romane zuweilen weit überdie Reflektion ihres Berufes hinausreichen. Paul Kersten,er ist Fernsehredakteur beim NDR, beschreibt in seinem Roman"Absprung" seinen Protagonisten Rolf Klaus bis in psychologischeTiefen hinein. Gabriele Dietze lobt in der SüddeutschenZeitung:"[Es, P.B.] kann doch nicht übersehen werden, daß derRoman sorgfältig konstruiert und mit einigen beeindruckendenkathartischen Momenten versehen eine gutdurchdachte und präzise Fallstudie ist. Die Beschäftigungdes Protagonisten mit sich selbst durchläuft dreiPhasen, die auch der kindlichen Entwicklungsgeschichtejedes einzelnen Menschen entsprechen. Die erste Phaseist das Ich: Bedürfnisse, Triebe, Versagungen, Urängste;die zweite Phase beschäftigt sich mit der Anderen(beim Kind die Mutter, im Roman die Liebesbeziehung),die dritte Phase umfaßt das Andere (Außenwelt, Dingwelt,Natur)." 654 )Auch Martin Walser, der ebenfalls für den Rundfunk arbeitet,geht es erst in zweiter Linie um direkte Medienschilderungen.Seine Journalisten sind in die Gesellschafteingebunden und leiden an Konflikten, wie sie auch Lehreroder Ärzte haben.Aber die Figur des Journalisten eignet sich zur literarischenReflektion seiner Umgebung, dies wird vor allem inWalsers "Ehen in Phillipsburg" deutlich.Hans Beumann, der zwar zunächst nicht Teil der PhilippsburgerGesellschaft ist, an ihr aber teilnimmt, lieferteine genaue Beobachtung des dortigen Machtzentrums. DerJournalist diagnostiziert in ebenso naiver wie treffenderWeise die Morbidität der Philippsburger Führungsschicht,wenn er auch in seiner Einfältigkeit keine Änderung herbeizuführenweiß. Aber für Walser hat damit die journalistischeFigur als "Schlüssellochgucker" 655 ) ihren Zweck erfüllt,denn sie macht aufmerksam für sonst Verdecktes:"Martin Walsers Buch ist im ganzen ein Gewinn, weil esmit der Diagnose zugleich den ersten Schritt einer654) Gabriele Dietze: Anton Reiser auf Gotland. Paul KerstensRoman 'Der Absprung', in: Süddeutsche Zeitung,12.1.1980655) Josef Mühlberger: Am Schlüsselloch zu allen Türen, in:Eßlinger Zeitung, 6.12.1957