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Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

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Daß in <strong>de</strong>n Erzähltexten <strong>de</strong>r DDR Journalisten als informieren<strong>de</strong>Handlungsträger auftauchen, ist schon ausdiesen Grün<strong>de</strong>n naheliegend. Hinzu kommt, daß sich gera<strong>de</strong> andieser Berufsgruppe Einschränkungen <strong>de</strong>r bürgerlichen Freiheitam besten illustrieren lassen, weil sie von solchenMaßnahmen am stärksten betroffen ist.Es kann wenig verwun<strong>de</strong>rn, daß dies von <strong>de</strong>r offiziellenSeite <strong>de</strong>r DDR ganz an<strong>de</strong>rs interpretiert wird. Hermann Kantgibt in einer 1973 gehaltenen Re<strong>de</strong> die offizielle Erklärungsversion:"In das beinahe massenhafte Auftreten von Schreibernin Geschriebenem sollte man nicht allzuviel hineingeheimnissen,aber es kommt we<strong>de</strong>r durch Zufall noch Autorenabre<strong>de</strong>zustan<strong>de</strong>; es hat mit großer Wahrscheinlichkeitauch mit <strong>de</strong>m zu tun, wovon dieser Re<strong>de</strong>abschnitthan<strong>de</strong>lt: mit <strong>de</strong>m Eintritt <strong>de</strong>r DDR-Literatur inein neues Selbstverständnis, das sich aus neuen Aufgabenund bewältigten Aufgaben ergibt; (...) und sie[die Literatur, P.B.] hat die Gewißheit, von ihrenGefährten und Genossen auf <strong>de</strong>m gesellschaftlichenPlatz gesehen zu wer<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>n sie sich immerwünschte und an <strong>de</strong>n einzig in einer sozialistischenOrdnung sie auch gehört: 'Schulter an Schulter mit <strong>de</strong>nArbeitern, <strong>de</strong>n Genossenschaftsbauern, <strong>de</strong>r Jugend' -dies war ein Zitat aus <strong>de</strong>m Interview mit <strong>de</strong>m GenosseErich Honecker, und gera<strong>de</strong> weil dies nicht die ersteÄußerung ihrer Art seit <strong>de</strong>m VIII. Parteitag war, gera<strong>de</strong>weil <strong>de</strong>r Erste Sekretär <strong>de</strong>s Zentralkommitees <strong>de</strong>rSED immer wie<strong>de</strong>r und mit einer gewissen Hartnäckigkeitauf diese Platzbestimmung zurückkommt, wollen wir hiernoch einmal versichern, daß wir <strong>de</strong>m ehren<strong>de</strong>n Vertrauenmit Genugtuung begegnen und mit <strong>de</strong>m Verantwortungsbewußtsein,zu <strong>de</strong>m uns dieser Vertrauensbeweisverpflichtet." 675 )Hermann Kant versucht also mit argumentativen Kunstgriffen,die Schriftsteller und Journalisten in eine Reihe mit <strong>de</strong>nArbeitern und Bauern zu stellen, die gemäß <strong>de</strong>r DDR-Kulturdoktrinin <strong>de</strong>r Literatur vordringlich thematisiert wer<strong>de</strong>nsollen. Die Absichten einer verän<strong>de</strong>rten Literaturthematikwer<strong>de</strong>n mit solch scheuklappenbewehrtem Blick freilich nichterkannt: Es kann nicht sein, was nicht sein soll.Immerhin wird gedul<strong>de</strong>t, was sich nicht allzu aufdringlichBerlin.675) Hermann Kant: Unsere Worte wirken in <strong>de</strong>r Klassenauseinan<strong>de</strong>rsetzung,in: Leonore Krenzlin: Zu <strong>de</strong>n Unterlagen.Hermann Kant, Publizistik 1975-1980, Berlin(Ost) / Weimar 1981

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