Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

ungeduldig', sagte der Genosse. 'Vielleicht brauchenwir den gleichen Beitrag in einem Jahr dringend. Jetztnicht.'" 426 )Wenn Josefa Nadler auch als DDR-Jouralistin scheitern muß,so bleibt sie doch wenigstens sich selbst treu: Sie steigtaus dem Journalismus aus."Verständnis sollte sie haben. Sie hatte den Anarchistenverstanden und Thal, vor allem aber Hodriwitzkahatte sie verstanden. Jetzt sollte sie den Genossenverstehen. Zu viel Verständnis ist schlecht. Ein Verständnishebt das andere auf. So viel Verständniskonnte sie nicht ertragen." 427 )Die gleichen Erfahrungen macht das erzählende Ich inBrigitte Klumps autobiografischer Erzählung "Das roteKloster" 428 ). Die Erzählung schildert neben der Arbeit inZeitungsredaktionen die journalistische Ausbildung der DDRin den 50er und 60er Jahren und legt dabei einen Schwerpunktauf die ideologische Erziehung zu Partei- und STASI-Mitarbeit. 429 )Eindringlich schildert Brigitte Klump, wie stark journalistischeFreiheiten in der DDR durch die Partei beschnittenwerden. Die im Westen praktizierte Art der Berichterstattungwird geradezu ins Gegenteil verkehrt:"'Informationen gibt es wie Sand am Meer. Aber man mußdoch zuerst wissen, wie man die Wirklichkeit zu betrachtenhat, danach kann man sich seine Informationensuchen. Wir lernen das seit Jahren.'" 430 )Schon in den Universitäts-Seminaren lernen die zukünftigenJournalisten die 'Schere im Kopf' richtig zu gebrauchen,nicht parteigemäße Arbeiten werden - im günstigsten Fall -nicht angenommen:"Reiner Kunze hielt mich auf nach dem Seminar fürTheorie und Praxis der Pressearbeit, das er in unsererSeminargruppe leitete. Es war eins der letzten Seminarevor den Ferien. Er drückte mir einen Artikel indie Hand. 'Ich müßte ihn dem Stasi übergeben, weißt du426) ebenda, S. 169f.427) ebenda, S. 171, Kündigungsabsicht S. 243428) Brigitte Klump: Das rote Kloster. Eine deutsche Erziehung.Produktion der Macht - Elite in der DDR, Hamburg1978, hier Hamburg 1986429) Offenbar wurden in der Ausbildung an der JournalistischenFakultät der Universität Leipzig die Studentenzu Mitarbeitern der Staatssicherheit herangebildet(ebenda, S. 256).430) ebenda, S. 242