in die Redaktion zurückkehrt, hat sich für ihn nichtsverän<strong>de</strong>rt, er wird fortfahren in <strong>de</strong>r "Einübung in dietägliche To<strong>de</strong>sverdrängung" 523 ):"Und wir wer<strong>de</strong>n weitermachen mit unserer jahrelangkultivierten Kotzbereitschaft, mit unserem Zwang zumverkrampften Sarkasmus und uns wun<strong>de</strong>r was einbil<strong>de</strong>nauf unsere lebensretten<strong>de</strong>, Ersatzbefriedigung verschaffen<strong>de</strong>Selbstironie." 524 )Bei Kilian liegen die Dinge etwas an<strong>de</strong>rs. Zentraler Grundfür seinen Selbstmordversuch ist sein Beruf, <strong>de</strong>nn es sinddie Nachrichten mit <strong>de</strong>nen er täglich umgeht, die er nichtertragen kann.Kilian lei<strong>de</strong>t an <strong>de</strong>n Nachrichten, er kann sie nicht lesen,ohne mit <strong>de</strong>n durch sie Betroffenen mitzufühlen. Obwohl erweiß, daß es sinnlos ist, legt er Erwartungen in dieNachrichten und versucht, in ihnen einen direkten Sinn zuent<strong>de</strong>cken. 525 ) Deshalb ist er total überreizt und hat"pausenlos das Schicksal <strong>de</strong>r Menschheit im Auge." 526 )"(...) die vielen kleinen Kriege streben einan<strong>de</strong>r zu:sie kommen näher und näher, sie haben mich zu ihremMittelpunkt erkoren und fressen sich von allen Seitenauf mich zu. Ich wer<strong>de</strong> krank vom Zeitunglesen und hörenicht auf damit, ich habe haargenau <strong>de</strong>n richtigenBeruf. Ich habe die Katzenphobie und arbeite in <strong>de</strong>rZoohandlung, Abteilung Katzen." 527 )Am naheliegendsten wäre es für Kilian, zu kündigen. Aberdiese Lösung verwirft er:"Noch nie ist es mir in <strong>de</strong>n Sinn gekommen zu kündigen,zugunsten wovon? Die Arbeit, die ich zu tun habe,liegt mir, das heißt, sie liegt meinen Augen und Fingern.Aber ich bestehe nicht nur aus Augen und Fingern,vielleicht zerquetscht sie mich." 528 )Zum Glück kommt sein Chef auf eine Lösung: Er versetzt Kilianan seinen ehemaligen Redaktionsplatz im Sport zurückund verhin<strong>de</strong>rt damit, daß er weiterhin mit <strong>de</strong>n Nachrichtendirekt konfrontiert wird.Diese Maßnahme scheint erfolgreich zu sein: Kilian kannfortan ungezwungener mit Nachrichten umgehen, sieht Kriegdistanziert-ironisch als sportliches Ereignis und hat die523) ebenda, S. 360524) ebenda, S. 361525) Jurek Becker: Aller Welt Freund, a.a.O., S. 50526) ebenda, S. 91527) ebenda, S. 108528) ebenda
I<strong>de</strong>e von vorgefertigten Kommentaren, stuft <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utungalso herab. 529 )Seine Haltung mün<strong>de</strong>t in eine Art pessimistischen Lebenspragmatismus:"Solange ich nicht tot bin, muß ich versuchen zuleben, ich meine, man kann nicht alles auf einmalhaben." 530 )In<strong>de</strong>m Becker eine Figur vorstellt, die Nachrichten wörtlichnimmt, zeigt er, wie oberflächlich auch die schrecklichstenNeuigkeiten konsumiert wer<strong>de</strong>n. Die Katastrophen dieser Weltwer<strong>de</strong>n durch ihre Behandlung in <strong>de</strong>n Medien scheinbar bewältigtund scheinen daher nicht mehr bedrohlich.Insofern greift die Literaturkritik zu kurz, wenn sie - wieetwa Wolfgang-Michael Böttcher - nur die direkt negativeSeite Kilians betrachtet:"Kilian ist nur sein auf sich selber bezogener Pessimismuswichtig. Damit reproduziert er aber gera<strong>de</strong>die Gleichgültigkeit, Beziehungslosigkeit und Lieblosigkeit,die er <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren (...) vorwirft." 531 )Jurek Becker selbst hofft je<strong>de</strong>nfalls, mit seiner Literaturdirekte positive Verän<strong>de</strong>rungen zu bewirken:"Ich glaube, die positivste Folge, die Literatur habenkann, - so scheint es mir - ist, Leute sich ihrer Situationbewußter wer<strong>de</strong>n zu lassen als sie vorherwaren, Leute gewissermaßen aus <strong>de</strong>r Sprachlosigkeit,die letzten En<strong>de</strong>s auch Gedankenlosigkeit be<strong>de</strong>utet,herauszuführen (...)." 532 )An<strong>de</strong>re Protagonisten steigen entdgültig aus und ziehendamit die Konsequenz aus ihrer völligen beruflichen Hoffnungslosigkeit.Ihre Autoren machen mit diesen Figuren<strong>de</strong>utlich, für wie bedrohlich sie die gegenwärtige Medienrealitäthalten.Endgültige Aussteiger sind Don Sensburg aus Rainer Horbelts529) ebenda, S. 179 und 184. Hier gibt es <strong>de</strong>utliche Parallelenzu Laschen (Kriegsberichterstattung) und Tolm(Vorgefertigte Kommentare)!530) ebenda, S. 184531) Wolfgang-Michael Böttcher: Von falsch verstan<strong>de</strong>nerHarmonie. Zu Jurek Beckers Roman 'Aller Welt Freund',in: Allgemeine jüdische Wochenzeitung, 11. März 1983532) Jurek Becker, in: Jürgen Werth: Über Jurek Becker, in<strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>reihe "Am Abend vorgestellt": "...daß Fortschrittauch in Ernüchterung bestehen kann", WDR, Abt.Kultur und Wissenschaft (Red.: Brigitte Granzow),7.12.1981, 22.30-23 Uhr, 3. Progr.
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noch weit stärker als in den öffe
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Überstunden." 141 )Anders in "Big
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Damit rückt Feldmann auf eine Stuf
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Bild der Protagonist von seinem Che
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untersuchten Erzähltexten nicht. O
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Aber auch hier gilt letztlich das W
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ansehen.'" 190 )Schon in "Doktor Mu
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"Im Alberto, wie vorher im Da Bruno
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auf dem Posten sein, hat er dann ge
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gesetzten das Projekt hintertreiben
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mende Abstumpfung eines einst kämp
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der Perspektive des Redakteurs Blum
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sich als Amtsperson aus. Morlock is
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Neben Archivrecherche und Interview
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tion des Schreibenden mit körperli
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des Schreibens. Auch diese Überleg
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Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
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