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Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

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erträgliches Maß überschritten wird:"Ich war an die Fakultät gekommen, um ein guter Journalistzu wer<strong>de</strong>n. Sprachrohr <strong>de</strong>r Partei? Das war nochzu akzeptieren. Aber nicht Kontrolleur von Gesinnungen."672 )Kritische DDR-Autoren nehmen die politische Verantwortung<strong>de</strong>r Literatur an, in<strong>de</strong>m sie die politischen Normen ihresStaates an <strong>de</strong>r Realität messen und Unterschie<strong>de</strong> zwischenAnspruch und Wirklichkeit offen aussprechen. In <strong>de</strong>n vonDDR-Behör<strong>de</strong>n kritisierten offenen Briefen Monika Marons anJoseph von Westphalen wird diese aufklären<strong>de</strong> Auffassung vonLiteratur entwickelt:"Nun be<strong>de</strong>utet Wi<strong>de</strong>rstand ja nicht mehr, als gegen etwaszu stehen, sich o<strong>de</strong>r etwas zu behaupten, einerSache standzuhalten; einer Mo<strong>de</strong>, einer Versuchung,einer Macht zu wi<strong>de</strong>rstehen, in<strong>de</strong>m man die eigene Positionnicht preisgibt. In diesem Sinne halte ich Wi<strong>de</strong>rstandfür eine Existenzform <strong>de</strong>r Literatur und die Literaturfür eine Existenzform <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstands." 673 )In einem späteren Brief bekennt sich Monika Maron <strong>de</strong>utlichzur journalistischen Aufgabe <strong>de</strong>r DDR-Literatur. Zwar seisie als Autorin "keine Nachrichtenagentur", <strong>de</strong>nnoch könneLiteratur eine Art Ersatzfunktion zukommen:"Da in <strong>de</strong>r DDR Politik und Alltag für <strong>de</strong>n Einzelnenspürbar und unausweichlich miteinan<strong>de</strong>r verwoben sindund gera<strong>de</strong> darin oft <strong>de</strong>r Ursprung lebensbestimmen<strong>de</strong>rKonflikte liegt, nehmen die konkreten politischen Verhältnissein unserer Literatur einen an<strong>de</strong>ren Rang ein.Hinzu kommt <strong>de</strong>r oft besprochene Umstand, daß dieSchriftsteller <strong>de</strong>r DDR im ohnehin schlecht besetztenChor <strong>de</strong>r öffentlichen Meinung <strong>de</strong>n Part <strong>de</strong>r Journalistenmitsingen müssen, weil die entwe<strong>de</strong>r in falschenTönen trällern o<strong>de</strong>r gar schweigen. Mich überkommt beimSchreiben manchmal die unbezähmbare Lust, etwas ganz<strong>de</strong>utlich, ganz klar und ein<strong>de</strong>utig auszusprechen, nurweil ich es sonst nirgends lesen kann. Das sind dannoft die Stellen, die von meinen Lesern hier [in <strong>de</strong>rDDR, P.B.] am gierigsten gelesen wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>n West-Rezensenten am häufigsten zitiert, und die mir späterin <strong>de</strong>r Regel am wenigsten gefallen." 674 )672) Brigitte Klump: Das rote Kloster, a.a.O., S. 272673) Monika Maron: Ein asymmetrisches Problem, offenerBrief an Joseph von Westphalen, in: Die Zeit, BeilageZEITmagazin, Nr. 43, 16.10.1987, S. 6674) Monika Maron: Geformt durch die gleiche Kultur, offenerBrief an Joseph von Westphalen, in: Die Zeit, BeilageZEITmagazin, Nr. 45, 30.10.1988, S. 6; zur Zeit<strong>de</strong>s Briefwechsels 1987 lebte Monika Maron noch in Ost-

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