Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

"Sie alle wollen nicht vergessen sein, und alle zuständigenAbteilungen wollen gehört sein, und alleMitarbeiter wollen gelobet sein, und alle Arbeit willgeplanet sein (...)." 355 )Dieses überhebliche Gehabe eines sozialistischen Apparatschiksist offenbar auch dem Autor Kant nicht ganzfremd, der wie sein Protagonist Groth Journalist undParteifunktionär ist. In einem Interview mit AnnelieseGroße nimmt er Stellung zu seinen Parteiämtern:"Ich kann wirklich sagen, solange ich in der Parteider Arbeiterklasse bin, und das sind jetzt dreiundzwanzigJahre, war ich immer Parteisekretär oderstellvertretender Parteisekretär. Für mich ist dassicherlich außerordentlich nützlich gewesen, weil einesolche Funktion die ständige Auseinandersetzung einfachnotwendig macht. Man ist ja nicht dazu da, Termineeinzutragen, sondern man hat es mit Menschen undihren Problemen zu tun, man muß sich mit Meinungen undAnsichten von Genossen und Kollegen auseinandersetzen."356 )Die westlichen Vertreter dieses Machertyps sind die VerlegerinMagdalena Pieroth und die beiden RundfunkmächtigenWehrenberg und Bur-Malottke.Wie David Groth leitet Magdalena Pieroth in Herbert LichtenfeldsUnterhaltungsroman "Die Stunde des Löwen" einenZeitungsbetrieb, allerdings ist sie nur betriebswirtschaftlichenZwängen unterworfen und verfügt daher übereine größere Machtposition. Das macht sich in ihrerunbeschränkten Autorität bemerkbar: Sie entscheidet selbstsicherund bestimmt und ihre Redakteure akzepieren auchihre gelegentliche Strenge sofort.Auch Frau Pieroth stellt berufliche Belange über ihr Privatleben.Als ihr Mann entführt wird, zu dem sie allerdingsein gespanntes Verhältnis hatte, ist "ihr erster Gedanke,daß sie diese Geschichte exklusiv haben würde (...)." 357 )Daß sie Machtausübung gewohnt ist, zeigt sich, als die Verlegerinsich gegenüber den Kidnappern zunächst im Ton vergreift:355) ebenda356) Anneliese Große: Vom Werk der Geschichte. Interviewmit Hermann Kant, in: Auskünfte. Werkstattgesprächemit DDR-Autoren, Berlin(Ost), Weimar, 1974, S. 278f.357) Herbert Lichtenfeld: Die Stunde des Löwen, a.a.O.,S. 6