Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

und Murke war für ihn eine intellektuelle Bestie." 387 )Tatsächlich legt Murke Schadenfreude und einige Hinterhältigkeitan den Tag, als ihm Bur-Malottke im Studioausgeliefert ist. Er läßt ihn 'leerlaufen', indem er Tonbandund Lautsprecher abschaltet:"(...) dann schaltete er plötzlich Bur-Malottke aus,brachte das ablaufende Band , das Bur-Malottkes Worteaufnahm, zum Stillstand und weidete sich daran, Bur-Malottke stumm wie einen dicken, sehr schönen Fischhinter der Glaswand zu sehen. Er schaltete sich ein,sagte ruhig ins Studio hinein: 'Es tut mir leid, aberunser Band war defekt, und ich muß sie bitten, nocheinmal von vorne (...) zu beginnen.'" 388 )Schließlich rächt er sich auch an Bur-Malottke für die ihmunliebsame Arbeit, indem er dessen schlechtere Tonbandaufnahmefür die Sendung verwendet. 389 )Auf die Idee, daß er Bur-Malottke auch offen kritisierenkönnte, kommt Murke gar nicht - vielleicht ist er auch zufeige zu offener Konfrontation.Aber Murke könnte auch die Vergeblichkeit von offenemProtest einkalkulieren, so interpretiert ErhardFriedrichsmeyer sein Verhalten:"Er handelt nicht aus Prinzip, sondern aus Verschlagenheit,wenn er vor dem uneingeschränkten und gefährlichenMachthaber im Funkhaus schweigt, diesen aberzwickt und kneift. Damit tritt er nach derselben Losungan, die Bur-Malottke vertritt. Sie ist dasPrinzip hierarchischer Machtordnung, das Böll immerwieder (...) als Quintessenz unserer Welt anprangert."390 )Letztlich versagt Murke, er paßt sich dem System an, wenner es auch insgeheim boykottiert, indem er Schweigen sammelt(eben das Gegenteil von Hörfunk). Auch er trägt Zügedes Anpassers.Mit der Satire des Doktor Murke zeigt Böll "den Widersinn387) ebenda, S. 12f.388) ebenda, S. 20389) ebenda, S. 32390) Erhard Friedrichsmeyer: Die satirische Kurzprosa HeinrichBölls, a.a.O., S. 16f.