Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

"(...) aber für kaum einen unter uns hätte ich meineHand ins Feuer gelegt, wenn die Versuchung an ihn heranträte,sich durch eine kleine Infamie einen Vorteilzu ergattern." 151 )Und diese Skepsis ist begründet. Denn ganz entgegen demwohl gehüteten äußeren Schein, der gegenseitige Schonunginnerhalb der Redaktion verheißt 152 ), ist die Redaktion geprägtvon Intriegen, Hinterhältigkeiten und Heuchelei. Niemandwill sich Blößen geben, offen geredet wird nur überewig gleiche Scheinthemen:"Ob einer nicht mehr rauchte, rückfällig geworden war,vom ersten des Monats an nie mehr eine Zigarette anrührenwürde oder nun immerhin schon acht Monate ohneZigarette durchgehalten hatte, allerdings unter schwerenEntzugserscheinungen, das war unter Kollegen einesdes [muß "der" heißen, P.B.] Lieblingsthemen, ähnlichbeliebt wie Fußballbundesliga oder Bandscheibenprobleme."153 )Die zur Schau gestellte Vertraulichkeit und Kollegialitäthat z.B. ein schnelles Ende, wenn es um die Darstellung derPosition innerhalb der Redaktionshierarchie geht."Es hat schon seine guten Gründe, wenn es bei uns mitder Sitzordnung sehr streng gehandhabt wird. Ich binsehr für die Demokratie, aber gegen jede Übertreibung."154 )Nicht annähernd so klar verlaufen die Fronten zwischenSchein und Realität bei Jürgen Breest.Er beschreibt in seinem Roman "Dünnhäuter" 155 ) zunächst dieEinbindung des Fernsehabteilungsleiters Feldmann in die Hirarchieseiner arbeitgebenden Rundfunkanstalt. Dabei werdendie Untergebenheitsverhältnisse zwischen Inntendant,Chefredaktion und Abteilung so ausführlich und mit Beispielenerläutert, daß ein differenziertes Bild der gespanntenSituation im Sender entsteht.Breest arbeitet dabei anders als Ebert mit dem doppeltenBlickwinkel der Innen- und Außenperspektive: Mehrfach werdenSituationen und Begebenheiten, die den hierarchischen151) ebenda, S. 13152) "(...) das ungeschriebene Gesetz unserer Redaktion,sich gegenseitig zu schonen (...)", siehe ebenda,S. 34153) ebenda, S. 29154) das Zitat ist bezogen auf eine Redaktionskonferenz;ebenda, S. 54155) Jürgen Breest: Dünnhäuter, Roman, Frankfurt am Main1981