<strong>de</strong>s Schreibens. Auch diese Überlegungen stehen wie<strong>de</strong>r inZusammenhang mit <strong>de</strong>r problematischen Berufsrolle, in diesich <strong>de</strong>r Protagonist Laschen gedrängt sieht:"Was sollte er schreiben, notieren? Was er erlebthatte, die Angst, das Gefühl <strong>de</strong>r Unverwundbarkeit, daseigene Blutgedränge unter <strong>de</strong>m Gedränge <strong>de</strong>s Schalls <strong>de</strong>rdurchschossenen Luft, das konnte er nicht schreiben,das war Erfahrung, die in ihm drinbleiben mußte." 266 )Die subjektiv empfun<strong>de</strong>ne Fälschung zeigt sich im Gegensatzvon Nie<strong>de</strong>rgeschriebenem und <strong>de</strong>r zuvor erlebten Realität.Weil <strong>de</strong>r Schreibprozeß so genau abgebil<strong>de</strong>t wird, kann manverfolgen, wie die Fälschung nicht beim eigentlichenSchreiben selbst, son<strong>de</strong>rn unmittelbar danach bei erstemDurchlesen empfun<strong>de</strong>n wird:"Er schrieb mit spitzem Filzstift auf lose Blätter.Manchmal, das kannte er, wechselte die Handschrift,auf <strong>de</strong>m einen Blatt verlief sie scharf und schräg mitzugespitzten Kurven, auf <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren offen und großzügigbauchig. Manchmal wechselte das Schriftbild mittenauf <strong>de</strong>m Blatt. Er schrieb über die Ursachen, die zu<strong>de</strong>m aktuellen Palästinenserproblem geführt hatten, diePalästinenserkriege (...). Damit fütterte er die aktuellenEreignisse. Woran lag es aber, daß es so nie gewesenwar? Entwe<strong>de</strong>r griffen die Sätze nicht, erhieltenkein bestimmtes Gewicht, o<strong>de</strong>r alles klang nach unverschämtlaunig vorgetragenen Anekdoten. Es schien alleserfun<strong>de</strong>n. (...) Es war so, als ob er in <strong>de</strong>m bisher geschriebenenherumkletterte." 267 )Später folgen Überlegungen Laschens, wie er seine Schreibproblemein <strong>de</strong>n Griff bekommten könnte und für sich selbstvertretbare Texte schreiben könnnte. Er probiert verschie<strong>de</strong>neBeschreibungstechniken aus. Zunächst"(...)schrieb er nie, was er dachte, das heißt, er schriebnur, was er außer sich dachte, auch was er für schreibbarhielt gera<strong>de</strong>." 268 )Laschen versucht, sich von <strong>de</strong>r eigenen Textproduktion zudistanzieren und sie <strong>de</strong>m Leser näherzubringen: "Sollte erdie Ereignisse in das Präsens hineinschreiben, näher an <strong>de</strong>nLeser heran?" 269 ) Obwohl er zunächst glaubt, mit diesenneuen Verfahren die Fälschung zu umgehen und realitätsnahbeschreiben zu können 270 ), gibt er schließlich <strong>de</strong>n Beruf266) Nicolas Born: Die Fälschung, a.a.O., S. 55267) ebenda, S. 14f.268) ebenda, S. 123269) ebenda, S. 183270) siehe z.B. ebenda, S.218: "Heute konnte (...) nichtsFalsches entstehen (...)."
zunächst ganz auf:"Er wollte nur einen Zustand been<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Fälschensebenso wie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r moralischen und kritischenEmpörung, diesen Zustand been<strong>de</strong>n, ohne völlig <strong>de</strong>rGleichgültigkeit zu verfallen, das war das Kunststück."271 )Auch an<strong>de</strong>re fiktive Journalisten wollen aus <strong>de</strong>r sich infortschreiten<strong>de</strong>r Routine einstellen<strong>de</strong>n Gleichgültigkeitausbrechen.Der Fernsehredakteur Feldmann "war immer außen vor dabei,sah sich zu, wie er Filme machte" 272 ). Schon lange bevor erkündigt, "(...) hatte er Lust, etwas an<strong>de</strong>res zu tun, einFernsehspiel zu schreiben o<strong>de</strong>r eine Unterhaltungssendung."273 ) Ähnlich <strong>de</strong>r Reporter En<strong>de</strong>rs, von <strong>de</strong>mseine Kollegen sagen, er "(...) wür<strong>de</strong> ein Buch über fehlgeleiteteEntwicklungshilfe schreiben und hätte vorerst <strong>de</strong>mJournalismus <strong>de</strong>n Rücken gekehrt." 274 )Bei vielen <strong>de</strong>r Autoren, die eigentlich im Journalismus heimischsind, dürften ähnliche Erfahrungen dazu geführt haben,Erzähltexte zu schreiben - hier wird die nahe Verwandschaftvon Journalismus und Literatur <strong>de</strong>utlich, die auch<strong>de</strong>r Grund sein könnte, warum <strong>de</strong>r eigentliche Schreibprozeßin einigen Texten so genau wie<strong>de</strong>rgegeben wird.Daß aber "'Schreiben' unter <strong>de</strong>n genannten journalistischenTätigkeitsfel<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Literatur an erster Stelle steht",wie Stefan Pannen 1987 auf empirischer Untersuchungsbasisfeststellte 275 ), kann für die hier untersuchten Erzähltextenicht bestätigt wer<strong>de</strong>n. Vielmehr nehmen Recherche und Bearbeitungdurchaus einen vergleichbaren Stellenwert ein.271) ebenda, S. 304272) Jürgen Breest: Dünnhäuter, a.a.O., S.39273) ebenda274) F.J. Wagner: Big Story, a.a.O., S. 11275) Stefan Pannen: Die machtlosen Meinungsmacher, a.a.O.,S. 155. Die von Pannen aufgeführten Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rsind: Schreiben, Recherchieren, Redigieren, Organisieren,Fotografieren.
- Seite 1:
Darstellungen des Journalismusin de
- Seite 4 und 5:
5. Fiktive Journalisten als Handlun
- Seite 6 und 7:
Mit dieser Untersuchung möchte ich
- Seite 8 und 9:
"1. Pressewesen;2. Sammelbezeichnun
- Seite 10 und 11:
auf Veränderungen innerhalb einer
- Seite 12 und 13:
2. Vorliegende Untersuchungen zum T
- Seite 14 und 15:
das er ausführlich vorstellt und a
- Seite 16 und 17:
Lilienthal schreibt in seiner Kriti
- Seite 18 und 19:
"definierte sich als elitärer Füh
- Seite 20 und 21:
werden muß. 50 ) Tatsächlich wert
- Seite 22 und 23:
"Der Romanjournalist ist frei von d
- Seite 24 und 25:
gang diskutiert - in der Literatur
- Seite 26 und 27: Auswahltätigkeiten vorproduzierter
- Seite 28 und 29: wieder durch zunehmenden politische
- Seite 30 und 31: gleitet wurde 92 ), wird seit 1984
- Seite 32 und 33: noch weit stärker als in den öffe
- Seite 34 und 35: Meinung eigenverantwortlich zu äu
- Seite 36 und 37: Somit bestehen in Deutschland zwei
- Seite 38 und 39: 4. Journalismus als Arbeitsfeld des
- Seite 40 und 41: die Technik der "Neuen Medien" wird
- Seite 42 und 43: sagte: Füttere mich, Klatschklatsc
- Seite 44 und 45: Überstunden." 141 )Anders in "Big
- Seite 46 und 47: "(...) aber für kaum einen unter u
- Seite 48 und 49: Damit rückt Feldmann auf eine Stuf
- Seite 50 und 51: Bild der Protagonist von seinem Che
- Seite 52 und 53: untersuchten Erzähltexten nicht. O
- Seite 54 und 55: Aber auch hier gilt letztlich das W
- Seite 56 und 57: ansehen.'" 190 )Schon in "Doktor Mu
- Seite 58 und 59: "Im Alberto, wie vorher im Da Bruno
- Seite 60 und 61: Vor allem Born, Meckel, Walser und
- Seite 62 und 63: auf dem Posten sein, hat er dann ge
- Seite 64 und 65: gesetzten das Projekt hintertreiben
- Seite 66 und 67: mende Abstumpfung eines einst kämp
- Seite 68 und 69: der Perspektive des Redakteurs Blum
- Seite 70 und 71: sich als Amtsperson aus. Morlock is
- Seite 72 und 73: Neben Archivrecherche und Interview
- Seite 74 und 75: tion des Schreibenden mit körperli
- Seite 78 und 79: 4.4. Zusammenfassende Schlußfolger
- Seite 80 und 81: 5. Fiktive Journalisten als Handlun
- Seite 82 und 83: Profi, der mit seiner Arbeit keine
- Seite 84 und 85: einer Illustrierten und geht nur vo
- Seite 86 und 87: mann ihn zurück:"(...) Hoffmanns G
- Seite 88 und 89: "Sollten sich bei der Schilderung g
- Seite 90 und 91: Dementsprechend geht er vor: Er kom
- Seite 92 und 93: zerrissen. Das war echt brutal. Nat
- Seite 94 und 95: vor, wenn er sich im Konflikt zwisc
- Seite 96 und 97: "(...) freundlich ist, aber nicht f
- Seite 98 und 99: "'Ich kenne diese Sprüche aus Fern
- Seite 100 und 101: Gelb und März sind überaus experi
- Seite 102 und 103: schließlich zu selbstzufriedenen M
- Seite 104 und 105: und die Widernatur bestehender Verh
- Seite 106 und 107: sensreste packen, damit sie beim n
- Seite 108 und 109: eigentlich meine Erinnerung, die si
- Seite 110 und 111: einen wahrheitsgetreuen und einen f
- Seite 112 und 113: das? Nimm ihn zurück, ich hab ihn
- Seite 114 und 115: Der Auslandskorrespondent in Borns
- Seite 116 und 117: Veränderung der Zustände im Rundf
- Seite 118 und 119: mehr gerecht wird.Große Storys, di
- Seite 120 und 121: nehmen und deshalb einseitige Beric
- Seite 122 und 123: Er ist ständig bemüht, den über
- Seite 124 und 125: vor sich herträgt, läßt ihn läc
- Seite 126 und 127:
weil ihm meine Nase nicht paßt (..
- Seite 128 und 129:
er sich um seine Rückkehr in der R
- Seite 130 und 131:
dustriellen aufgelesen, der gerade
- Seite 132 und 133:
in die Redaktion zurückkehrt, hat
- Seite 134 und 135:
"Das Projekt Eden" und Blumer aus O
- Seite 136 und 137:
nungen nicht einlösbar sind:"Ich h
- Seite 138 und 139:
finden, die seinen gesellschaftlich
- Seite 140 und 141:
Beziehung zum oft ernüchternden Me
- Seite 142 und 143:
von diesem Einsatzort Beirut, an de
- Seite 144 und 145:
Der Aufenthalt in Beirut verschafft
- Seite 146 und 147:
An diesem Punkt fließen Erfahrunge
- Seite 148 und 149:
"Er wollte auch, daß es mit ihm no
- Seite 150 und 151:
Laschen gewinnt mit diesem zentrale
- Seite 152 und 153:
Etwas wie ein Stolz war da, weil er
- Seite 154 und 155:
Gerade die Staub-Metapher bildet ei
- Seite 156 und 157:
So wird die Kälte in Hamburg immer
- Seite 158 und 159:
Mit diesen Entwicklungsansätzen se
- Seite 160 und 161:
7. Das Verhältnis der Autoren zu i
- Seite 162 und 163:
in den Medien - und darüberhinaus
- Seite 165 und 166:
Besondere, Individuelle, Zufällige
- Seite 167 und 168:
ücken daneben auch Berufsbeschrän
- Seite 169 und 170:
Therapie einschließt, nämlich den
- Seite 171 und 172:
einem ganz anderen Beruf: Springer
- Seite 173 und 174:
daß die rein sachliche Information
- Seite 175 und 176:
7.2. EXKURS: Journalistische Aspekt
- Seite 177 und 178:
erträgliches Maß überschritten w
- Seite 179 und 180:
von der DDR-Literaturauffassung ent
- Seite 181 und 182:
8. ZusammenfassungDie dieser Arbeit
- Seite 183 und 184:
Der Typ des "Gerissenen" stellt ein
- Seite 185 und 186:
Dabei wird thematisiert, was die be
- Seite 187 und 188:
9. Anhang9.1. PrimärtexteJürgen B
- Seite 189 und 190:
Michael Springer: Bronnen, Hamburg
- Seite 191 und 192:
Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
- Seite 193 und 194:
Zustände. 'Der Ausstieg' von Gert
- Seite 195 und 196:
Werner Lambertz: Probleme der weite
- Seite 197 und 198:
Uwe Schultz: Der Mensch auf der Flu
- Seite 199 und 200:
Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9