Er ist ständig bemüht, <strong>de</strong>n über ihm Stehen<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>mMun<strong>de</strong> zu re<strong>de</strong>n und will einen "Dolmetscher in sich aufstellen",weil er meint, seine wahren Gedanken nicht preisgebenzu dürfen. 475 ) Beuman vertritt keinerlei I<strong>de</strong>ale, fürihn ist "Tugend (...) nichts an<strong>de</strong>res als Mangel an Gelegenheit"476 ). Mit seiner unterentwickelten Handlungsbereitschaftläßt er zu, was er selbst formuliert: "Der Menschtut nun einmal Böses, solang er dazu Gelegenheit hat." 477 )Beumann hat keine festen Überzeugungen und ist manchmalselbst überrascht, wohin er sich hat treiben lassen. Sosind für ihn Freundschaft und Feindschaft von äußerenZufällen abhängig:"Ah, hatte Hans gesagt und bei sich festgestellt, daßer jetzt also <strong>de</strong>r Gegner <strong>de</strong>s Mannes gewor<strong>de</strong>n war, <strong>de</strong>ssenMitarbeiter er hatte wer<strong>de</strong>n wollen." 478 )Beumann gibt seine Angepaßtheit offen zu. Er fin<strong>de</strong>t nichtsdabei. Als er einen PR-Job in <strong>de</strong>r Industriewerbung angebotebekommt, sind Gewissensbisse schnell überwun<strong>de</strong>n:"Und er sollte nun eine solche Stellung ausschlagen?Er sollte jetzt wohl <strong>de</strong>n Aufrechten spielen, ganz privatund ohne Zuschauer sollte er jetzt seine Zukunftopfern, sollte zurücksinken in die lebenslänglicheUngewißheit (...), aber wer lohnte diese Entscheidung?Wem nützte er damit? Ob die Industrie vom Übel o<strong>de</strong>rnicht vom Übel war, er konnte es ja nicht einmalrichtig beurteilen, und wenn er abschlüge, so war esfür Herrn Volkmann eine Kleinigkeit, für diesen Posteneinen an<strong>de</strong>ren zu fin<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r Posten also wür<strong>de</strong> auf je<strong>de</strong>nFall besetzt wer<strong>de</strong>n, das Büro wür<strong>de</strong> arbeiten, alsokonnte er nichts verhin<strong>de</strong>rn, wenn er ablehnte, alsonahm er an." 479 )Der Lokalredakteur Dohl in Wolfgang Eberts "Der Blattmacher"gibt seine Anpassung nicht so offen zu, er bestreitetsogar heftig, Rücksichten zu nehmen. Sein Selbstbild <strong>de</strong>skonfliktbereiten I<strong>de</strong>alisten weicht von seiner tatsächlichfeststellbaren Abhängigkeit von <strong>de</strong>n Meinungen <strong>de</strong>r Vorgesetztenerheblich ab.Je<strong>de</strong>smal wenn er die Möglichkeit hätte, längst reiflichüberlegte Vorbehalte offen vorzutragen, fällt ihm einefa<strong>de</strong>nscheinige Begründung ein, besser doch zu schweigen:475) ebenda, S. 41476) ebenda, S. 52477) ebenda478) ebenda, S. 67479) ebenda, S. 60
"(...) alles kann man mir nachsagen, aber nicht, daßich, wenn es darauf ankommt, aus meinem Herzen eineMör<strong>de</strong>rgrube mache. (...) Aber es schien mir jetztnicht <strong>de</strong>r rechte Augenblick zu sein, Einwän<strong>de</strong> zu erheben.Dazu war immer noch Zeit." 480 )Der "rechte Augenblick" kommt jedoch nie.Typisch für diese Taktik <strong>de</strong>s Hinhaltens, die offenbar zunichts an<strong>de</strong>rem dient, als das eigene Gewissen zu beruhigen,ist ein Brief Dohls an <strong>de</strong>n Verlag, <strong>de</strong>n er zwar scharf formuliert,dann aber so lange in <strong>de</strong>r Tasche behält, bis erwertlos gewor<strong>de</strong>n ist.Dohl paßt sich aber nicht nur an, son<strong>de</strong>rn beherrscht dietypische hirarchiegläubige 'Radfahrer'-mentalität: Er bukkeltnach oben, um sich lieb Kind zu machen und tritt um soheftiger nach unten, um Frustrationen abzubauen. Nicht nureinmal verhält er sich unkollegial, manchmal bleibt eben,wie er fin<strong>de</strong>t, "kein an<strong>de</strong>rer Ausweg, als die Schuld auf an<strong>de</strong>reKollegen abzuwälzen". 481 ) Dohl billigt auch unfairesVerhalten in <strong>de</strong>r Redaktion:"Wer eine so schöne Frau wie Gerbracht hatte, <strong>de</strong>rhatte es auch verdient, ein bißchen getriezt zu wer<strong>de</strong>n.Deshalb wur<strong>de</strong>n aus seinen Artikeln die prägnantestenWendungen erbarmungslos herausgestrichen, fandsich selten jemand dazu bereit, für ihn einzuspringen,wur<strong>de</strong> er bei <strong>de</strong>n Zuteilungen von Reisevergünstigungenbevorzugt übergangen." 482 )Überhaupt liegt Anbie<strong>de</strong>rei und Anpassertum nicht in <strong>de</strong>rVerantwortung <strong>de</strong>s Einzelnen, son<strong>de</strong>rn ist "im System"begrün<strong>de</strong>t 483 ) - von <strong>de</strong>m sich Dohl allerdings distanziert.In Wahrheit unterliegt auch er diesem System, er nimmt esje<strong>de</strong>nfalls hin, daß <strong>de</strong>r Verlag Selbstzensur paradoxerweisegera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Unabhängigkeit begrün<strong>de</strong>t:"Um wirklich unabhängig zu bleiben, könnten wir es unsnicht länger leisten, konservative Leser zu verprelleno<strong>de</strong>r gar gewisse Wirtschaftskreise. Kritik sei zwarnach wie vor gewünscht, sie müsse aber wohlwollend undausgewogen sein, keinesfalls zersetzend. 484 )Dohl läßt sich schnell von Sachzwängen aller Art 'überzeugen',weil er ständig um seinen "Kurswert" besorgt ist. 485 )Daß er <strong>de</strong>nnoch die journalistische Freiheit wie ein Banner480) Wolfgang Ebert: Der Blattmacher, a.a.O., S. 31481) ebenda, S. 16482) ebenda, S. 121483) ebenda, S. 15484) ebenda, S. 68485) ebenda, S. 40
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"Der Romanjournalist ist frei von d
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noch weit stärker als in den öffe
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Somit bestehen in Deutschland zwei
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die Technik der "Neuen Medien" wird
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sagte: Füttere mich, Klatschklatsc
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Überstunden." 141 )Anders in "Big
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"(...) aber für kaum einen unter u
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Damit rückt Feldmann auf eine Stuf
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Bild der Protagonist von seinem Che
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untersuchten Erzähltexten nicht. O
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Aber auch hier gilt letztlich das W
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ansehen.'" 190 )Schon in "Doktor Mu
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"Im Alberto, wie vorher im Da Bruno
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auf dem Posten sein, hat er dann ge
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gesetzten das Projekt hintertreiben
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mende Abstumpfung eines einst kämp
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der Perspektive des Redakteurs Blum
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sich als Amtsperson aus. Morlock is
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erträgliches Maß überschritten w
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Der Typ des "Gerissenen" stellt ein
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Michael Springer: Bronnen, Hamburg
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Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
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Zustände. 'Der Ausstieg' von Gert
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Werner Lambertz: Probleme der weite
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Uwe Schultz: Der Mensch auf der Flu
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Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9