13.07.2015 Aufrufe

Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

spezielle Situation und die fiktive Person Laschens wir<strong>de</strong>ine neue Sensibilisierung für <strong>de</strong>n Konflikt ermöglicht.Laschens moralische Be<strong>de</strong>nken sind direkt nachvollziehbar,sein Unvermögen, das Gesehene und Gefühlte in immer neueWorte zu fassen, kann direkt miterlebt wer<strong>de</strong>n.Schließlich beginnt Laschen, selbst abzustumpfen, er kanndas Miterlebte nicht mehr in ursprünglicher Intensität empfin<strong>de</strong>n.Er ist "als Berichterstatter (...) zu einem empfindungslosenMonstrum gewor<strong>de</strong>n." 204 ) Laschen beginnt, bewußtund damit quasi doppelt zu fälschen:"Es war fortan ein bezugloses Sehen, er hätte auch sagenkönnen, ein reines Sehen. Und wo waren die Gefühle,die Wahrheiten <strong>de</strong>s eigenen Körpers geblieben,wo die Schmerzen, das heillose und untröstliche Mitgefühl,die, wenn schon, ohnmächtige Wut, die wüten<strong>de</strong>Trauer um das Leben <strong>de</strong>r Welt, um das Leben von dirselbst, Laschen, die dich nie<strong>de</strong>rwerfen müßte in <strong>de</strong>nStaub. (...) So mußte er weiter sein Berufsbild erfüllenund sich unter Aufbietung von Kräften an Gefühleerinnern und sie simulieren." 205 )Während Laschen in <strong>de</strong>r Lage ist, sich fortwährend selbstkritisch zu überprüfen, Be<strong>de</strong>nken zu formulieren undschließlich eine Schlußfolgerung zu ziehen - er kündigt -,ist <strong>de</strong>r Redakteur Klaus Buch in Martin Walsers "Ein fliehen<strong>de</strong>sPferd" 206 ) zwar zu kritischer Selbstsicht fähig,zeigt nach außen aber ein geschöntes Berufsbild vor.Auch Klaus Buch plagen Selbstzweifel, auch er glaubt, seineArtikel seien Fälschungen, wenn auch diese Art <strong>de</strong>r Fälschungeine an<strong>de</strong>re Qualität hat.Buch hat ein schlechtes Gewissen, weil er seine Berichteangestrengt in quälen<strong>de</strong>r Langsamkeit produziert, während ernach Außen <strong>de</strong>n Eindruck müheloser Leichtigkeit zu erweckensucht. Im Vergleich zu Laschens inhaltlichen Be<strong>de</strong>nken istdieser Konflikt eher an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r journalistischenProduktion angesie<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>nnoch verstrickt sich Buch inseinen moralischen Be<strong>de</strong>nken wie in einer Falle: er istnicht mehr in <strong>de</strong>r Lage, seine Probleme mitzuteilen. Erstdurch Helene, seine Frau, erfährt man von <strong>de</strong>n SelbstzweifelnBuchs:"Es war nichts als eine Schin<strong>de</strong>rei. Je<strong>de</strong>n Tag zehn,zwölf Stun<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Maschine. Auch wenn er nichtschreiben konnte, hockte er an <strong>de</strong>r Maschine. Ich muß204) ebenda, S. 186205) ebenda, S. 188206) Martin Walser: Ein fliehen<strong>de</strong>s Pferd, Novelle, Frankfurta.M. 1980

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!