Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

tionspresse von Heinrich Böll in die Literatur eingebracht.Sein umstrittener Roman "Die verlorene Ehre derKatharina Blum" hatte wohl vor allem deshalb ein so großesEcho in der Öffentlichkeit.Einige Kritiker werfen Böll allerdings vor, auf Kosten literarischerQualität politische Ziele zu verfolgen und aufeinen Massenerfolg spekuliert zu haben. Helmut M. Braem bemängelt,daß Bölls "(...) neue Erzählung plump [wirkt], wiemit der Faust geschrieben" 641 ) und Gümther Zehm fragt vorwurfsvoll:"Sollte das Büchlein etwa unbedingt noch vor dem Beginndes Hauptverfahrens gegen die Baader/Meinhof-Leute auf dem Markt sein, um den Prozeß beeinflussenzu können?" 642 )Daß seine direkten realpolitischen Zielsetzungen die Qualitätder literarischen Schilderung beeinträchtigen, wirftdie Kritik auch F.C. Delius vor. Volker Hage hält ihm zwarzugute, "ohne Skrupel den Institutionen direkt ins Herzgesprungen" zu sein 643 ), gibt aber zu bedenken:"Mit 'Ein Held der inneren Sicherheit' hat FriedrichChristian Delius einen ernsthaften Roman geschrieben,aber ein gelungenes Stück Literatur ist es dennochnicht geworden. Und das liegt daran, daß der Autor anseiner Strategie gescheitert ist: Er wollte alles unddamit ein wenig zuviel." 644 )Auch bei Ingeborg Drewitz beherrscht das journalistischeThema die literarische Gestalt des Romans. Elke Herms-Bonhoffstellt fest, daß das in der Erzählung enthaltene dokumentarischeMaterial die Handlungsführung bestimmt:641) Helmut M. Braem: Im Zorn erzählt - und wie mit derFaust geschrieben. Heinrich Bölls neue Erzählung 'Dieverlorene Ehre der Katharina Blum', in: StuttgarterZeitung, 17.9.1974642) Günter Zehm: Heinrich der Grätige. Macht Bölls neueErzählung Stimmung für ein restriktives Pressegesetz?in: Die Welt, 16.8.1974643) Volker Hage: Als Held eine Charge. Friedrich ChristianDelius' erster Roman, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung,21.2.81644) ebenda