auf <strong>de</strong>m Posten sein, hat er dann gesagt. Ihm ist alles,was er getan hat, furchtbar schwer gefallen.(...) Ja, mühelos, er wollte mühelos erscheinen. Unddann immer das Gefühl, daß alles, was er tue, Schwin<strong>de</strong>lsei. Daß man ihm eines Tages draufkommenwer<strong>de</strong>." 207 )An<strong>de</strong>re Protagonisten wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n moralischen Problemen<strong>de</strong>s Berufs - soweit sie überhaupt dargestellt wer<strong>de</strong>n -leichter fertig. Die Journalistin Dole in Christoph Meckels"Licht" trifft für sich selbst klare, verantwortbare Entscheidungenund propagiert sachliches Umgehen mit <strong>de</strong>m Medium.Damit wird sie unangreifbar für Karriererummel undKollegenklatsch."Sie weiß, was sie will und sie weiß, was sie kann,sie setzt ihre Kräfte sicher ein. Trotz<strong>de</strong>m bin ichauch bloß eine Fassa<strong>de</strong>, sagt sie, Natürlichkeit kannich mir nicht leisten, schon aus Selbstschutz re<strong>de</strong> ichkein Wort zuviel (...)." 208 )"Meine Hoffnung und meine Courage, das ist mein persönlichesgeistiges Eigentum - lach mich nichtaus." 209 )Dole könnte Laschens Problem <strong>de</strong>r schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anteilnahmeallerdings noch bevorstehen, sie scheint nicht über langeBerufserfahrung zu verfügen und vertritt eine fast naivi<strong>de</strong>alistische Berufsauffassung:"Hälst du es für möglich, daß wir so abgebrüht wie diean<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n? So gelangweilt und kalt und clever imSessel sitzen und womöglich gar nicht auf <strong>de</strong>n Gedankenkommen, unser Bestes aufgegeben zu haben? Ach Gil, ichfin<strong>de</strong> es manchmal entsetzlich schwierig, älter zu wer<strong>de</strong>n.Küß mich, Gil, sag, daß du mich liebst, sei gutund küß mich." 210 )Christine Gräns Klatschkolumnistin Anna Marx ist bereitsälter - "auf <strong>de</strong>r falschen Seite <strong>de</strong>r Dreißig" 211 ) - und verfügtüber eine längere Berufserfahrung, die sie abgebrühthat. Aber sogar sie, die daran gewöhnt ist, verschwiegenesaus <strong>de</strong>r Bonner Szene ans Licht <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zu zerren,hat sich eine gewisse Anständigkeit bewahrt:"Anna wußte in einem anständigen Winkel ihres Herzens,daß dies nicht <strong>de</strong>r beste Ratschlasg war. Wenn dieser Xseine Lage richtig einschätzte, wür<strong>de</strong> er sich mit ihr207) ebenda, S. 136f.208) Christoph Meckel: Licht, a.a.O., S. 52209) ebenda, S. 70210) ebenda, S. 71; Gil ist <strong>de</strong>r Ich-Erzähler.211) Christine Grän: Nur eine läßliche Sün<strong>de</strong>, a.a.O.,S. 119
vergleichen. Kein Verfahren, keine Presse, kein Skandal."212 )Anna ist noch fähig, zwischen Beruf und privatenMoralvorstellungen zu unterschei<strong>de</strong>n - wenn auch manchmalpersönliche und berufliche Interessen zusdammenfallen:"Anna, <strong>de</strong>r Mensch, war neugierig. Anna, die Journalistin,witterte eine heiße Fährte. Anna, die Frau,setzte sich neben sie und reichte ihr eine bereitsangezün<strong>de</strong>te Zigarette." 213 )Eine an<strong>de</strong>re Art, mit moralischen Konflikten umzugehen, ist,sich ihnen nicht wirklich zu stellen. Diese Strategie wirdvon Dohl in Eberts "Der Blattmacher" verfolgt und vom Autormit satirischen Mitteln entlarvt.Dohl hat das Selbstbild eines unkorrupierbaren Streitersfür die Pressefreiheit, er spricht fortwährend von seiner"schonungslosen Wahrheitsliebe" 214 ), seinem "tief ausgeprägtenGerechtigkeitsgefühl" 215 ) und von Zivilcourage 216 ). Geräter unter Druck, verfällt er jedoch sofort <strong>de</strong>r völligen Meinungslosigkeit:"Ich konnte mich mit keiner <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Positioneni<strong>de</strong>ntifizieren und nahm eine unzwei<strong>de</strong>utige Sowohl-alsauch-Haltungein." 217 )Mit Dohl zeigt Ebert das Klischee <strong>de</strong>s eingebil<strong>de</strong>ten, aberopportunistischen Lokalredakteurs. Mit satirischen Mittelnwird dieses Bild aber gleichzeitig hinterfragt und damitauf einen i<strong>de</strong>alen unbestechlichen Journalismus verwiesen.Ein weiterer großer Komplex von Rahmenbedingungen in <strong>de</strong>rjournalistischen Arbeit betrifft bürokratische Strukturenin <strong>de</strong>n Medien und damit verbun<strong>de</strong>ne Zensur- und Selbstzensurphänomene.Sie wer<strong>de</strong>n in fast allen untersuchten Erzähltextenbehan<strong>de</strong>lt.In Jürgen Breests "Dünnhäuter" stehen Bürokratie, Parteieneinflußund Einschränkungen <strong>de</strong>r Pressefreiheit in einer öffentlich-rechtlichenRundfunkanstalt im Zentrum <strong>de</strong>r Handlung.Feldmann, ein Fernsehredakteur, besteht darauf, einenFilm über eine KBW-Aktivistin zu drehen, obwohl seine Vor-212) ebenda, S. 17213) ebenda, S. 13214) Wolfgang Ebert: Der Blattmacher, a.a.O., S. 5215) ebenda, S. 49216) ebenda, S. 58217) ebenda, S. 136
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erträgliches Maß überschritten w
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Michael Springer: Bronnen, Hamburg
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Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
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Zustände. 'Der Ausstieg' von Gert
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Werner Lambertz: Probleme der weite
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Uwe Schultz: Der Mensch auf der Flu
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Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9