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Magisterarbeit Peter Baruschke - supes.de

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er vorübergehend die Rolle eines Literaturkritikers 434 ), ersoll die Laudatio bei einer Literaturpreisverleihung anseinen Studienfreund Paul Schuster halten.Obwohl er es sich nicht leicht macht, mißlingt seine Re<strong>de</strong>völlig. Denn Overbeck will es allen Recht machen und verstecktsich lieber hinter weitschweifigen literaturwissenschaftlichenFormulierungen, anstatt Farbe zu bekennen.Zwar ist von vornherein klar, daß er <strong>de</strong>n zu loben<strong>de</strong>n Romanschlecht fin<strong>de</strong>t, er will aber einerseits <strong>de</strong>m Jugendfreundnicht weh tun und an<strong>de</strong>rerseits die Parteigenossen nichtbrüskieren, die <strong>de</strong>n Preis vergeben haben.In einem Gespräch mit seiner Tochter wird OverbecksPflichtbewußtsein <strong>de</strong>utlich, das schließlich über seine I<strong>de</strong>alesiegt:"'Aber du weißt doch genau, daß du Schusters Buchsicherer beurteilen kannst als die, die es hochjubelnwollen!''Es gibt auch Pflichten, die man erfüllen muß.''Pflichten! Ein Wort, das ich hasse, weil es immerertönt, wenn Feigheit regiert. Man hat auch Pflichtengegen sich selbst. (...)'" 435 )Overbeck kann sich bis zuletzt nicht zwischen diesenPflichten entschei<strong>de</strong>n und wird <strong>de</strong>shalb nach seiner mißlungenenLaudatio von <strong>de</strong>r Partei gerügt:"Unsicherheit nennt Liebscher die Ursache, will dasaber i<strong>de</strong>ologisch, nicht psychologisch verstan<strong>de</strong>n wissen,nicht als Seelen-, son<strong>de</strong>rn als Klassenfrage, alsProblem <strong>de</strong>s richtigen o<strong>de</strong>r falschen Bewußtseins, <strong>de</strong>sfesten o<strong>de</strong>r schwanken<strong>de</strong>n Standorts. Nicht mangeln<strong>de</strong>Vorbereitung sei zu beklagen, son<strong>de</strong>rn mangeln<strong>de</strong>Prinzipienfestigkeit, Zersetzung durch ästhetischeZweifel (...)." 436 )Der Parteifunktionär Liebscher trifft genau <strong>de</strong>n Sachverhalt,wenn man seine Analyse auch gera<strong>de</strong> gegen die Parteigerichtet interpretieren kann - was <strong>de</strong>r Autor offenbardurchaus beabsichtigt.Während Overbeck sein Problem <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n "Prinzipienfestigkeit"zumin<strong>de</strong>st theoretisch selbst überwin<strong>de</strong>n kann,ist Laschens Problem gar nicht direkt greifbar.434) Da jeglicher Journalismus in <strong>de</strong>r DDR zentralisiertist, und somit auch die Literaturkritik, kann von TheoOverbeck durchaus auf die Probleme <strong>de</strong>r journalistischenDDR-Literaturkritik geschlossen wer<strong>de</strong>n.435) Günter <strong>de</strong> Bruyn: Preisverleihung, Halle-Leipzig 1972,hier Frankfurt am Main 1981, S. 86436) ebenda, S. 124

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