Profi, <strong>de</strong>r mit seiner Arbeit keine i<strong>de</strong>ellen Zwecke verfolgt,son<strong>de</strong>rn lediglich Geld und vor allem Ruhm verdienenwill. Dieses Ziel vor Augen ist er auch bereit, gewissenlosvorzugehen, um an Informationen zu gelangen, die die Storyvoranbringen. Noch härter formuliert er es in einer Phase<strong>de</strong>s Selbstzweifels in Lebensgefahr selbst:"Du bist nicht hier, weil du Wän<strong>de</strong> versetzen undDecken durchstoßen willst, du bist nicht hier, weil duempört bist über das schreien<strong>de</strong> Unrecht, über Folter,Hunger und Elend. Morlock, du bist nicht hier, weil dudas Gewissen <strong>de</strong>r Welt wachrütteln willst, du bist auchnicht hier, weil du zwei kleine Kin<strong>de</strong>r und eine kränkeln<strong>de</strong>Frau ernähren mußt. Du bist hier, weil du einArschloch bist. 286 )Diese Selbsteinsicht führt aber nicht zu Konsequenzen. In<strong>de</strong>r in "Big Story" erzählten Geschichte geht Morlock sogardas Risiko eines Raketenangriffs auf Israel ein, <strong>de</strong>nn erhält Informationen über einen geplanten ugandischen Angriffzurück, um seine Story nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.Hier zeigen sich Skrupellosigkeit und Fanatismus beson<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>utlich:"Martins Gesicht hatte geglüht, als er gestern sagte:'Es wird ein Welthit. Die Amerikaner o<strong>de</strong>r die Israelishaben immer noch genügend Zeit, Amins Nazi-Raketen zuzerstören. Aber es muß unser Hit bleiben, unsereGeschichte.'" 287 )Sogar, als die eigene Mutter bedroht wird, arbeitet Morlockan <strong>de</strong>r Story weiter:"Nein, nein, es war <strong>de</strong>r alte Morlock. Seine Mutterwur<strong>de</strong> bedroht, aber es war ihm egal, Morlock wolltedie Story, um je<strong>de</strong>n Preis. Es war <strong>de</strong>r alteMorlock." 288 )Obwohl Morlock in erster Linie gegen gute Bezahlung arbeitetund mit zweifacher Berichterstattung für Illustrierteund Fernsehen doppeltes Geld verdient 289 ), motiviert ihndoch <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong> Ruhm an einer gefahrvollen Story am286) ebenda, S. 29287) ebenda, S. 115288) ebenda, S. 117289) ebenda, S. 15
meisten. Der selbstverliebte Morlock sieht sich für Anstrengungund Gefahr entlohnt, wenn er das Lob seines Chefredakteurs"Lupo" erfährt und in seiner Zeitschrift dieeigene Story lesen kann:"'Ihr seid bei<strong>de</strong> groß', sagte Lupo, stand auf und diktierteim Vorzimmer die byline, die über <strong>de</strong>m Berichtstehen sollte. Es war das größte Lob, das Lupo jeeiner Story gegeben hatte. Noch nie hatte er die Autorenzeileüber einen Bericht selbst diktiert." 290 )"Die Fotos trugen sein [Morlocks, P.B.] Copyright.Seine byline stand unter <strong>de</strong>n Fotos: MARTINMORLOCK." 291 )Ganz ähnliche Charakterzüge zeigt <strong>de</strong>r Reporter Hanno Friesin Hinrich Matthiesens "Tombola". Auch er ist ein Einzelkämpfer,"seine besten Arbeitsbedingungen waren die Isolationeines Hotelzimmers und ein ausge<strong>de</strong>hntes Frühstück"292 ). Auch in <strong>de</strong>r Darstellung dieses Journalisten wirdimmer wie<strong>de</strong>r beschrieben, wie ruhelos und erlebnishungriger ist:"Er wür<strong>de</strong> nie <strong>de</strong>r Mann sein, <strong>de</strong>r sich irgendwo einHaus baut, für ein mittleres Blatt die Lokalseiteübernimmt und dann Jahrzehnte hindurch über dasAuftreten von Kirchenchören berichtet,(...) er wareben <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>n so etwas wie die Unruhe <strong>de</strong>s Söldnerstrieb." 293 )Auch Fries kann sich das Leben mit Frau und Familie nichtvorstellen, er hält Familienleben für ein naives Glück, das<strong>de</strong>m informierten Journalisten gar nicht möglich ist. 294 ) WieMorlock braucht er die Freiheiten seines Berufes:"Der Gedanke, ihm könnte jemals aufgetragen sein, füreine Familie zu sorgen, Vorratseinkäufe zu tätigen,Milch zu holen für die Kin<strong>de</strong>r, an einem Laufgitter miteiner Rassel zu scheppern o<strong>de</strong>r neben einem Paidi-Bettzu sitzen und Gutenachtgeschichten zu erzählen, erfüllteihn mit Unbehagen." 295 )Fries sucht "das Extravagante, das Nichtalltägliche" 296 ).An<strong>de</strong>rs als Morlock arbeitet er aber fest in <strong>de</strong>r Redaktion290) ebenda, S. 316291) ebenda, S. 310292) Hinrich Matthiesen: Tombola, a.a.O., S. 18293) ebenda, S. 23294) siehe ebenda, S. 63: "Wie oft ist ein Mensch nur <strong>de</strong>shalbglücklich, weil er nicht weiß, was alles an Nie<strong>de</strong>rtrachtmöglich ist."295) ebenda, S. 61296) ebenda, S. 63
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Mit dieser Untersuchung möchte ich
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Lilienthal schreibt in seiner Kriti
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"definierte sich als elitärer Füh
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"Der Romanjournalist ist frei von d
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Auswahltätigkeiten vorproduzierter
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wieder durch zunehmenden politische
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gleitet wurde 92 ), wird seit 1984
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8. ZusammenfassungDie dieser Arbeit
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9. Anhang9.1. PrimärtexteJürgen B
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Michael Springer: Bronnen, Hamburg
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Stefan Pannen: Die machtlosen Meinu
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Zustände. 'Der Ausstieg' von Gert
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Werner Lambertz: Probleme der weite
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Uwe Schultz: Der Mensch auf der Flu
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Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9