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Die Kunst der Radiotelegrafie

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<strong>Die</strong> eine Hälfte je<strong>der</strong> Lektion war dem Lehren des Morsecodes gewidmet, die<br />

an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Theorie, den Grundlagen des Funkens, staatlichen Vorschriften o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en interessanten Themen. <strong>Die</strong> Abwechslung war groß genug, um das Interesse<br />

<strong>der</strong> Schüler am Lernen und Nutzen <strong>der</strong> Telegrafie wach zu halten und<br />

letztlich auf die Prüfung zuzusteuern. Um Monotonie und Langeweile zu vermeiden,<br />

waren jeweils aufeinan<strong>der</strong>folgende Lektionen inhaltlich und vom Ablauf<br />

her unterschiedlich aufgebaut, obwohl viele Übungstexte über mehrere Lektionen<br />

etliche Male wie<strong>der</strong>holt wurden. Außerdem wurden die Schüler von Anfang<br />

an aufgefor<strong>der</strong>t, eine gute Morsetaste zu erwerben und sich einen Oszillator zu<br />

bauen, damit sie zwischen den Lektionen bereits das Geben von exakten Morsezeichen<br />

üben konnten.<br />

Lektion Eins startete mit einer kurzen Beschreibung, wie man den Morsecode<br />

als Laute ausspricht, also über die Verwendung von “Dits” und “Dahs”. Damit<br />

sollte <strong>der</strong> Schüler von vornherein dazu gebracht werden, die Morsezeichen als<br />

Klangmuster und nicht als Punkte o<strong>der</strong> Striche zu verstehen. <strong>Die</strong>s wurde durch<br />

Kommentare wie den folgenden verdeutlicht: ” Es ist das Klangmuster jedes<br />

Buchstabens, daß Sie sich merken müssen!“<br />

<strong>Die</strong>se sehr wichtigen Kommentare wurden in verschiedener Form bis zur<br />

zehnten Lektion mehrfach wie<strong>der</strong>holt und auch danach in fast allen Folgelektionen<br />

auf verschiedene Weise vertieft. <strong>Die</strong>ses konstante ’Einhämmern’ <strong>der</strong> Wichtigkeit,<br />

daß man ausschließlich in Klangmustern denkt, war <strong>der</strong> entscheidende<br />

Punkt dabei. Sie haben es anscheinend alle behalten. Danach wurde bereits in<br />

dieser ersten Lektion das gesamte Alphabet, die Ziffern und Satzzeichen gesendet,<br />

nur so zum Anhören, um den Schülern ein allgemeines Gefühl dafür<br />

zu vermitteln, daß <strong>der</strong> gesamte Morsecode aus einer System von Klangbil<strong>der</strong>n<br />

besteht.<br />

In den folgenden Lektionen wurden die Buchstaben des Alphabets <strong>der</strong> Reihenfolge<br />

nach gesendet (je<strong>der</strong> Buchstabe je dreimal hintereinan<strong>der</strong>), und zwar<br />

nur zum Hören, aber noch nicht zum Mitschreiben. Manchmal wurden auch<br />

Buchstabengruppen gesendet, die mitgeschrieben werden sollten, je<strong>der</strong> Buchstabe,<br />

sofort nachdem ihn <strong>der</strong> Schüler erkannt hatte. Bereits in Lektion Eins<br />

folgten nach dem Alphabet drei kurze Texte von je 5 bis 9 Worten. Je<strong>der</strong> Text<br />

wurde laut ein o<strong>der</strong> zweimal vorgelesen, dann langsam in CW gesendet, und<br />

danach nochmals vorgelesen. Einige Lektionen später wurden alle aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

diese Texte mitzuschreiben, obwohl nur von den fortgeschritteneren Schülern<br />

erwartet wurde, daß sie das schon fehlerfrei hinkriegten.<br />

Ensor sendete offenbar niemals irgendein Zeichen in einer langsameren Zeichen-Geschwindigkeit<br />

als 12 WpM. In den ersten Lektionen betrug das Gesamt-<br />

Wort-Tempo ungefähr 5 bis 10 WpM. Später wurde gelegentlich auf bis zu<br />

25 WpM erhöht. <strong>Die</strong> anfängliche Geschwindigkeit wurde dabei nicht langsam<br />

erhöht, son<strong>der</strong>n eher zufallsmäßig – beginnend mit 6 WpM o<strong>der</strong> auch mit<br />

10 WpM – um einen Eindruck zu vermitteln, wie sich <strong>der</strong> Code bei unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten anhört. 12 bis 14 WpM waren <strong>der</strong> gebräuchlichste Bereich.<br />

In späteren Lektionen waren eine ganze Anzahl unterschiedlicher Übungssätze,<br />

oft auf das jeweilige Hauptthema bezogen, enthalten, während zu Anfang<br />

eher umgangssprachlich gebräuchliche Ausdrücke, hilfreiche Anmerkungen o<strong>der</strong><br />

Ermutigungen enthalten waren. (Nach Lektion 30 wurden zur Übung auch Texte<br />

aus dem Funkamateur-Handbuch, dem Funkamateur-Lizenz-Handbuch und<br />

sogar alle Klasse-B-Examensfragen einbezogen.)<br />

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