Die Kunst der Radiotelegrafie
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zu verwechseln. <strong>Die</strong>s zeigt sich darin, daß beim Lernfortschritt kleine “Plateaus”<br />
auftreten. Welche Buchstaben betroffen sind, ist von Schüler zu Schüler<br />
sehr unterschiedlich. <strong>Die</strong> weiter unten beschriebenen fünfspaltigen Mitschrift-<br />
Formulare können helfen, die problematischen Zeichen, die noch mehr geübt<br />
werden müssen, zu identifizieren.<br />
Wie sollen Länge <strong>der</strong> Lektionen und ihr zeitlicher Abstand<br />
sein?<br />
Hierzu zitiert Koch die Forschungsergebnisse von B. Jost, <strong>der</strong> festgestellt hatte,<br />
daß die Menschen schneller lernen und das Gelernte länger behalten, wenn die<br />
Lektionen kürzer sind und in längeren Abständen aufeinan<strong>der</strong> folgen. Wenn zum<br />
Beispiel 24 Lektionen geplant sind (die jeweils auch die Wie<strong>der</strong>holung des Stoffes<br />
beinhalten) und man diese anstatt drei Tage je acht Lektionen durchzuführen<br />
über sechs Tage verteilt mit jeweils nur vier Lektionen, ist dies viermal effektiver.<br />
Wenn man die Unterrichtseinheiten auf einen noch längeren Zeitraum verteilt,<br />
wird es noch besser: 12 Tage lang jeweils zwei Lektionen pro Tag erhöht die<br />
Lerneffektivität auf das Achtfache!<br />
Welche Länge sollte eine Unterrichtsstunde idealerweise haben? – Koch stellte<br />
im Verlauf seiner Versuche fest, daß beson<strong>der</strong>s lange Lektionen am Vormittag<br />
und (nach einer entsprechenden Mittagspause) auch am Nachmittag eine<br />
zu starke Konzentration von den Schülern erfor<strong>der</strong>ten. <strong>Die</strong>se ermüdeten dadurch<br />
zu schnell und die Wie<strong>der</strong>holung von schon bekanntem Stoff war nicht<br />
so effektiv, wie sie sein könnte. Durch Ausprobieren fand er heraus, daß halbstündige<br />
Unterrichtseinheiten in etwa das Optimum darstellen. (Bereits eine<br />
leichte Verlängerung auf 45 Minuten zeigte schlechtere Resultate.) Er empfahl<br />
daher als beste Variante zwei halbstündige Unterrichtsperioden, eine vormittags<br />
und eine nachmittags.<br />
In verschiedenen Test-Klassen wurden diese Lehrprinzipien ausprobiert. Zum<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Ergebnisse hatte er jedoch bei noch keiner<br />
Klasse alle diese Optimalbedingungen gemeinsam einsetzen können. <strong>Die</strong> Schüler,<br />
die er ausbildete, waren meistens, aber nicht ausschließlich, aus beruflichen<br />
Gründen an <strong>der</strong> Telegrafie interessiert. Sie waren den ganzen Tag berufstätig<br />
und daher zur Zeit des Telegrafieunterrichtes, <strong>der</strong> deshalb oft erst Abends stattfand,<br />
bereits ermüdet. Aus dem gleichen Grund konnten vielfach nur zwei o<strong>der</strong><br />
drei halbstündige Lektionen pro Woche abgehalten werden – alles in allem waren<br />
das nicht gerade ideale Bedingungen.<br />
Trotz alledem war <strong>der</strong> Lernfortschritt recht gut und es traten keine größeren<br />
Schwierigkeiten auf. In <strong>der</strong> ersten halbstündigen Lektion wurden drei bis fünf<br />
Zeichen vorgestellt und gelernt. Koch strebte möglichst viele Wie<strong>der</strong>holungen<br />
an: in <strong>der</strong> Regel wurde jedes Zeichen <strong>der</strong> vorangegangenen Lektionen mindestens<br />
zehn Mal wie<strong>der</strong>holt, sogar dann noch, wenn den Schülern bereits das gesamte<br />
Alphabet bekannt war. Jede Stunde begann mit einem kurzen Überblick über<br />
das, was bis dahin erreicht worden war.<br />
Eine neue Lehr-Philosophie<br />
• Es ist immer ein Fehler, wenn man den Schüler ein Morsezeichen in ge-<br />
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