Die Kunst der Radiotelegrafie
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das er als “REND STOW IMA GIRT” las. Er bat um eine Wie<strong>der</strong>holung und erhielt<br />
denselben Text. Er ging damit zu seinem Abteilungsleiter und fragte: ” Was<br />
macht dieser Typ mit seiner Taste nur falsch?“ <strong>Die</strong>ser antwortete: ” Nichts! Sie<br />
schreibt nur ’Gib langsamer. Ich bin ein Mädchen’. Du mußt den Unterschied<br />
zwischen R und S und zwischen T und L lernen. Haben sie Dir das bei <strong>der</strong><br />
Ausbildung nicht beigebracht?“<br />
Ein Beispiel für einen Satz, <strong>der</strong> im alten Alphabet nur aus Dits besteht: ” Her<br />
Irish eyes cry cos she is so sorry“.<br />
Den Empfang mit einem Ticker lernen<br />
Das Hören mit einem Ticker zu lernen, ist auch nicht schwieriger, als mit einem<br />
Summer o<strong>der</strong> einem Tonsignal. Es ist nur an<strong>der</strong>s. Der Ticker macht zwei Arten<br />
von “Klicks”, die jeweils den Bewegungen <strong>der</strong> Taste entsprechen. Das Nie<strong>der</strong>drücken<br />
<strong>der</strong> Taste produziert einen scharfen (höherfrequenten) Klick, <strong>der</strong> den<br />
Beginn des “Ein”-Signales bildet. Bei Aufwärtsbewegung <strong>der</strong> Taste entsteht ein<br />
gedämpfterer Klick, <strong>der</strong> das Ende des Signales (“Aus”) darstellt. <strong>Die</strong> Länge <strong>der</strong><br />
Pause zwischen beiden entspricht <strong>der</strong> Länge des Code-Elementes und läßt so das<br />
Dit vom Dah unterscheiden. Üben Sie erst mit einer Kette von Dits und dann<br />
von Dahs, bis Sie den Dreh heraus haben und nehmen Sie sich dann einige häufig<br />
gebrauchte Worte vor, solange, bis Sie mit dieser Methode des Hör-Empfangs<br />
vertraut geworden sind. (Benutzen Sie am Anfang nur die Buchstaben, die in<br />
beiden Alphabeten gleich sind; siehe oben.) Zu Beginn werden Sie das sicher<br />
interessant, aber doch nicht ganz leicht finden.<br />
Der amerikanische Morsecode ist für die Kommunikation über Drahtleitungen<br />
entwickelt worden, wo Rauschen und an<strong>der</strong>e Störungen nicht o<strong>der</strong> fast nicht<br />
vorkommen. Obwohl in Europa die internationale Form des Morsecodes gerade<br />
einmal fünf Jahre danach erdacht und eingeführt worden war, benutzte man in<br />
Amerika auch beim Aufkommen des Funkwesens zunächst noch den alten Code.<br />
Für dessen Ablösung waren wahrscheinlich zwei Faktoren ausschlaggebend:<br />
durch den ziemlich “dit-tigen” Charakter des amerikanischen Codes drohte dieser<br />
eher als <strong>der</strong> internationale Code im atmosphärischen Rauschen unterzugehen<br />
und außerdem erfor<strong>der</strong>te die weltweite Schiffskommunikation eine einheitliche<br />
Form <strong>der</strong> Verständigung. Mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> internationalen Funkaktivitäten<br />
im kommerziellen, aber auch im Amateur-Bereich wurde die Vereinheitlichung<br />
immer wichtiger.<br />
Der amerikanische Morsecode – eine <strong>Kunst</strong><br />
<strong>Die</strong> alte amerikanische Art <strong>der</strong> Morsetelegrafie wurde von denen, die sie beherrschten,<br />
als eine Sache <strong>der</strong> Ästhetik o<strong>der</strong> eine spezielle Art <strong>Kunst</strong>werk beschrieben.<br />
Einer dieser Oldtimer meinte, die von einem Ticker erzeugten Signale<br />
seien, was die Schönheit beträfe, dem satten Klang eines gut eingestellten Flugzeugmotors<br />
weit überlegen.<br />
Einige weitere Vergleiche<br />
Wenn man bei beiden Sorten von Morsecode die gleiche Zeitdauer eines Grund-<br />
Elementes (d.h. die Dauer des Dits o<strong>der</strong> <strong>der</strong> kürzesten Pause) zugrunde legt,<br />
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